Deutschland

IWF: Deutschland muss Banken in Südeuropa retten, sonst zerbricht der Euro

Der Internationale Währungsfonds macht weiter Druck: Er will schnellstmögliche Zahlungen aus dem EFSF und ESM an die südeuropäischen Banken. Sonst werde auch Deutschland von einer sich verschärfenden Euro-Krise erfasst. Es bestünden sehr große Risiken, dass der Euro zerbricht.
10.10.2012 01:59
Lesezeit: 2 min

Aktuell: Schwerer Vorwurf: Griechische Polizei soll Demonstranten gefoltert haben

Man fragt sich ja schon, welche Haltbarkeitsdaten der IWF auf seine Prognosen schreibt: Praktisch alle erst im Juli gemachten Prognosen für die Euro-Zonen Länder müssen nur wenige Monate später schon wieder korrigiert werden, auch jene für das laufende Jahr. Die Korrektur erfolgt natürlich nach unten. Im Juli hatte der IWF noch ein Schrumpfen der Wirtschaft um 0,3 Prozent vorhergesagt, jetzt sind es 0,4 Prozent. Für 2013 sagte der IWF schon wieder ein Wachstum voraus, nun geht es noch weiter nach unten.

Abgesehen davon, dass diese falschen Prognosen ein grundsätzlich inakzeptables Gebaren darstellen (wie auch Wissenschaftler seit langem beklagen - hier): Die genau Absicht der schlechten Zahlen erschließt sich, wenn man die konkreten Forderungen im nun vorgelegten IWF-Stabilitätsbericht liest: Der IWF schreibt, nur eine politische Union in Europa könne den Untergang verhindern.

Das Konzept eines immer aktiver in die regionale Politik eingreifenden IWF (hier) für Europa lautet: Die notleidenden südeuropäischen Banken müssen von den reichen Ländern - allen voran Deutschland - gerettet werden. Dies geschehe am besten dadurch, dass die Rettungsschirme ESM und EFSF entgegen ihrer rechtlichen Möglichkeiten die Banken, die sich verspekuliert haben, direkt retten. Es bestehe ansonsten eine ernste Gefahr, dass die Währungsunion zerbreche. Die Risiken seien groß, und nur eine schnelle Zustimmung Deutschlands zu einer vollen Bankenunion könne verhindern, dass das Schlimmste erst noch vor uns liege, schreibt der IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard. Um nicht als reine Kassandra dazustehen, hat der IWF angeboten, den Europäern noch weitere Kredite zu geben, damit sie seine Überwachung leichter ertragen (hier).

Wenn das nicht geschehe, so der IWF, dann werde die Arbeitslosigkeit in Europa um weitere 2 Prozentpunkte steigen. Warum man nicht gleich das Geld in die Realwirtschaft pumpt oder aber den Bürgern direkt auszahlt, schreibt der IWF nicht. Denn dass das Geld niemals in der Realwirtschaft ankommt ist mittlerweile ja schon geradezu ein Gemeinplatz. Zuletzt hatte der BDI gefordert, dass die Banken damit aufhören, das Geld einfach zu horten (hier). Reformen in Italien und Spanien hat IWF-Chefin Christine Lagarde erst neulich als nicht notwendig bezeichnet (hier).

Die Absicht des IWF mit der erneuten Schwarzmalerei ist ziemlich unverblümt: Weil die Sparmaßnahmen in Südeuropa auf immer erbitterteren Widerstand treffen, soll jetzt endlich Deutschland zur Kasse gebeten werden: Deutschland soll seinen Widerstand gegen eine Bankenunion aufgeben, und den Europäern über die gemeinsame Einlagensicherung den Zugriff auf die deutschen Sparbücher gewähren. Dagegen läuft der DSGV Sturm (hier).

Außerdem soll Deutschland seinen Widerstand gegen den Einsatz von ESM und EFSF für die direkte Bankenrettung aufgeben.

Vor diesem Hintergrund versucht Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, auf Zeit zu spielen. Er will dem IWF diese Woche in Tokio berichten, dass die Krise im Grund schon wieder vorüber ist.

Weil die Krise vor allem der südeuropäischen, französischen und niederländischen Banken jedoch, wie der IWF-Bericht offenbart, mitnichten vorüber ist, wird Schäuble nicht viel Glauben für seinen Beschwichtigungs-Versuch erfahren (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenheim kaufen: Wie der Traum vom eigenen Haus gelingen kann - die besten Tipps
04.06.2025

Der Wunsch, ein Eigenheim kaufen zu wollen, ist für viele Menschen in Deutschland tief verankert. Doch finanziell scheint dieses Ziel oft...

DWN
Politik
Politik US-Zölle auf Stahl und Aluminium verdoppelt: Folgen für Deutschland
04.06.2025

Donald Trump verdoppelt die Zölle auf Stahl und Aluminium – und riskiert damit eine neue Eskalation im transatlantischen...

DWN
Politik
Politik Bas will "mafiöse Strukturen" bei Bürgergeld-Empfängern zerschlagen
04.06.2025

Organisierter Sozialleistungsbetrug ist laut Arbeitsministerin Bas kein Randphänomen mehr, sondern Teil krimineller Strukturen, die...

DWN
Politik
Politik Iran warnt vor US-Vorschlag: Neue Atomverhandlungen mit „vielen Unklarheiten“
04.06.2025

Iran spricht von „Unklarheiten und Widersprüchen“ im US-Vorschlag zu einem neuen Atomabkommen. Während Teheran auf sein Recht zur...

DWN
Panorama
Panorama Köln: Größte Evakuierung seit 1945 hat begonnen
04.06.2025

Rund 20.000 Kölner müssen heute Vormittag ihre Wohnungen verlassen. Fast die gesamte Innenstadt wird wegen einer Bombenentschärfung...

DWN
Politik
Politik Nato rüstet drastisch auf - Deutschland zahlt Milliarden
04.06.2025

Schluss mit der Friedensdividende: Die Nato plant einen drastischen Ausbau ihrer Verteidigungsfähigkeiten – aus Angst vor Russland und...

DWN
Politik
Politik Musk gegen den Staat: Wie ein Tech-Milliardär den US-Haushalt ruinierte
04.06.2025

Elon Musk wollte den US-Haushalt wie ein Start-up führen – heraus kam ein Desaster aus Kürzungen, Chaos und gescheiterten Sparzielen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wöchentliche Höchstarbeitszeit geplant: Schub für die Wirtschaft oder kontraproduktiv?
04.06.2025

Steht der 8-Stunden-Arbeitstag auf der Kippe? Die Bundesregierung will statt einer täglichen Höchstarbeitszeit eine wöchentliche...