Politik

Lufthansa: Ab Freitag drohen acht Tage Streik

Lesezeit: 2 min
05.11.2015 16:58
Die Gespräche der Lufthansa mit den Flugbegleitern sind gescheitert. Nun drohen acht Tage Streik. Die Fluglinie will einen Notfallplan in Kraft setzen.
Lufthansa: Ab Freitag drohen acht Tage Streik

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Tarifgespräche um die Altersversorgung zwischen der Lufthansa und der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo sind endgültig gescheitert. Auch ein Last-Minute-Einigungsversuch zwischen den beiden Tarifparteien am Nachmittag endete ergebnislos. Damit löste sich die letzte Hoffnung in Luft auf, den ab Freitag drohenden achttägigen Streik der Lufthansa-Flugbegleiter noch abzuwenden.

Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo schließt Streiks bei der Lufthansa am Freitagvormittag aus. Bis 12.00 Uhr werde es keinen Ausstand geben, teilte Ufo am Donnerstag mit. "Wie es danach weitergeht, werden wir rechtzeitig am morgigen Vormittag ankündigen", sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies.

Die Lufthansa erklärte, sie habe Ufo angeboten, auf alle gestellten Forderungen zur Übergangs- und Altersversorgung für die Mitarbeiter einzugehen, um einen Streik abzuwenden. Die Gewerkschaft habe dieses Angebot aber nicht angenommen. Ufo dementierte die Darstellung des Konzerns. "Es ist eine unglaubliche Frechheit", sagte Baublies. Die Lufthansa habe die Vorschläge auf dem Papier aufgegriffen, gleichzeitig aber betont, dass die Gewerkschaftsforderungen viel zu teuer wären.

Ufo fordert ein verbessertes Angebot für die Alters- und Übergangsversorgung der 19.000 Stewardessen und Stewards der Lufthansa. Sollte Ufo wie angedroht eine Woche streiken, wäre es der längste Streik in der Lufthansa-Geschichte. Wann und wo die Lufthansa-Flugzeuge am Boden bleiben, will die Gewerkschaft erst kurz vorher verraten. Die Lufthansa-Töchter Germanwings, Eurowings, Swiss und Austrian Airlines wären von dem Ausstand nicht betroffen. Die Lufthansa kündigte an, noch am Donnerstagabend einen Sonderflugplan zu veröffentlichen, falls es zum Ausstand kommt.

Die Lufthansa ist streikerprobt. Der jüngste Ausstand war im September, als die Lufthansa-Piloten die Arbeit niederlegten. Sie hatten im Frühjahr 2014 drei Tage lang den kompletten Flugbetrieb der Lufthansa lahmgelegt - der bis dato längste Streik bei der Lufthansa.

Die Tarifverhandlungen zwischen Ufo und der Lufthansa ziehen sich seit zwei Jahren hin. Die Arbeitnehmerorganisation kämpft in erster Linie gegen geplante Einschnitte bei der Rente und der sogenannten Übergangsversorgung. Diese betriebsinterne Frührente wird gezahlt, damit Stewards und Stewardessen wegen der körperlichen Belastungen in dem Job schon vor dem offiziellen Rentenbeginn mit 65 Jahren in Ruhestand gehen können. Im Schnitt scheiden die Flugbegleiter derzeit mit 56 Jahren aus.

Nach Aussagen der Lufthansa ist die bisherige Finanzierung der Frührente wegen der niedrigen Zinsen und der im Branchenvergleich hohen Kosten der Lufthansa nicht mehr machbar. Um Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen zu bringen, legte die Lufthansa am Mittwoch ein runderneuertes Tarifangebot vor. In dem Kompromissvorschlag bot der Konzern unter anderem für neu eingestellte Flugbegleiter unter bestimmten Voraussetzungen Verbesserungen an. Grundlegend neu sei die Offerte allerdings nicht, hatte die Lufthansa eingeräumt.

Im Hintergrund köchelt bei dem Tarifclinch noch ein zweiter Konflikt um den Ausbau der früheren Lufthansa-Regionalflugline Eurowings zur Billig-Airline. Dagegen ging auch die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit auf die Barrikaden und bestreikte die Lufthansa seit Frühjahr 2014 insgesamt 13 mal. Auch mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ringt der Konzern derzeit um einen Tarifabschluss für 33.000 Angestellte. Diese Gespräche wurden am Donnerstag ergebnislos vertagt, wie die Gewerkschaft mitteilte. Den Streik der Piloten hatte im Sommer das Landesarbeitsgericht Hessen überraschend gestoppt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...

DWN
Technologie
Technologie EU-China-Beziehung: Droht ein Handelskrieg um Elektroautos?
05.05.2024

Vor Xi Jinpings Besuch in Paris bekräftigt Deutschland seine Haltung im EU-China-Streit um E-Autos. Doch wie wird die EU reagieren?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Europameisterschaft 2024 am Arbeitsplatz streamen: Wie weit geht Arbeitgeber-Toleranz?
05.05.2024

Die Spiele der Europameisterschaft 2024 finden zu Zeiten statt, die nicht ideal für Arbeitnehmer sind. Einige Spiele starten bereits um 15...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handwerksbetriebe in Not: Geschäftslage trübt sich ein
05.05.2024

Die aktuelle Lage im Handwerk bleibt düster, mit einer spürbaren Verschlechterung der Geschäftslage im ersten Quartal 2024 aufgrund...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...