Zwischen 2009 und August 2012, in Zeiten der wirtschaftlichen Krise, Sparpolitik und steigender Arbeitslosigkeit, kam es in Griechenland zu einem deutlichen Anstieg der Selbstmorde. Wie das griechische Ministerium für öffentliche Ordnung und Schutz der Bürger mitteilte, lag die Zahl der Selbstmorde und Selbstmordversuche zwischen dem 1.1.2009 und dem 28.9. 2012 bei 3.124. Bei den vollendeten Selbsttötungen lag die Zahl 2009 bei 677, 2010 bei 830 und 2011 sogar bei 927. In diesem Jahr nahmen sich bis zum 23. August bereits 690 Menschen das Leben. Vor allem in Athen und Thessaloniki ist die Selbstmordrate hoch. Auch in Spanien kam es in Folge von Zwangsräumungen zu einem akuten Ansteig der Suizide (hier).
Die Veröffentlichung der Daten folgte auf eine Anfrage der linksgerichteten Syriza. Dem Ministerium zufolge seien die Selbstmorde jedoch nicht allein auf die Krise zurückzuführen, sondern auf eine Verkettung einiger persönlicher Umstände (aktuelle Studien aus Italien widersprechen dem - mehr hier).
Am Donnerstagmorgen wollte sich ein 33-jähriger Mann in Patras an einem Olivenbaum erhängen. Passanten, die ihn sahen, machten ihm vom Baum los und brachten ihn noch lebend ins Krankenhaus. Dort verstarb er jedoch. Lokale Medien berichteten, der Mannsei arbeitslos gewesen und war nicht mehr in der Lage, sein fünfjähriges Kind und seine arbeitslose Frau zu versorgen.
In Thessaloniki betrat ein 72-jähriger Mann ebenfalls am Donnerstag einen Fonds, goss Benzin auf den Boden und drohte damit, sich selbst anzuzünden. Nach dreieinhalb Stunden gelang es den Polizisten, den Mann von seiner Tat abzubringen und die als Geiseln gehaltenen Mitarbeiter zu befreien, so keeptalkinggreece.com. Griechischen Medien zufolge soll der Mann früher ein erfolgreicher Geschäftsmann gewesen sein. Der Fonds verweigerte ihm nun die Auszahlung von Geldern, da der 72-Jährige Schulden bei der Steuerbehörde hatte.
Die Syriza-Partei wollte bei ihrer Anfrage vom Ministerium zudem wissen, wieviele Kinder in Griechenland mittlerweile unter Mangelernährung leiden. Ein UNICEF-Bericht spricht von 439.000 Kindern. Das Ministerium hat dazu jedoch noch keine Angaben gemacht.