Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble spricht sich angesichts der Alterung der Gesellschaft für einen späteren Rentenbeginn in Deutschland aus. Er glaube, es mache relativ viel Sinn, die Lebensarbeitszeit und die Lebenserwartung in einen fast automatischen Zusammenhang auch in der Rentenformel zu bringen, so Schäuble. Die Altersgrenze sollte auch stärker flexibilisiert werden. Auch müsse das Erwerbspotenzial in Deutschland erhöht werden.
Die Junge Union (JU) bringt eine konkrete Zahl in Spiel und schlägt eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters von 67 auf 70 Jahre ab 2030 vor. „Um das Rentenniveau künftig nicht so weit absenken zu müssen, dass immer weniger Menschen davon leben können, sollten wir das Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung koppeln“, sagte der JU-Vorsitzende Paul Ziemiak der Rheinischen Post. Dies hätte nach seiner Einschätzung nur einen moderaten Anstieg des gesetzlichen Renteneintrittsalters zur Folge. „Der Jahrgang 1985, dem ich angehöre, müsste bis zum Alter von 67,5 Jahren erwerbstätig bleiben. Ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren würden wir erst im Jahr 2100 erreichen.“
„Wir müssen uns auf die demografische Entwicklung vorbereiten“, um die sozialen Sicherungssysteme zu stabilisieren, zitiert die dpa den Finanzminister. Da werde das größte Problem das Gesundheitssystem sein. Dies werde Deutschland in nächster Zeit noch „bitter schwer“ gesellschaftlich beschäftigen. Er verwies unter anderem auf die Kostenexplosion. Dies dürfe aber nicht tabuisiert werden. Dasselbe gelte für das Thema Pflege. Die Altersvorsorge und das Rentensystem könnten trotz der Niedrigzinsen gehalten werden, wenn das Drei-Säulen-Modell aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge erhalten bleibe.
Doch gleichzeitig muss die Bundesregierung zugeben, dass private Vorsorge wie etwa die Riester-Rente nicht so funktioniert hätte wie erhofft. Gerade zur privaten Vorsorge wurden jahrelang Millionen Deutschen ermuntert. Jetzt sinken aufgrund der Niedrigzinsen die Sparguthaben. Doch auch die gesetzlichen Versorger haben massive Probleme: Den ums Überleben kämpfenden Lebensversicherern setzen Niedrigzinsen, falsche Deregulierung und misslungene Regulierung zu.
Auch Ökonomen rechnen mit einer wahren Kostenexplosion bei den Rentenbeiträgen, wenn diese weiterhin über die Rentenkassen getragen werden sollen. Besonders schlimm wird die Situation für die Kassen ab 2030, wenn der demografische Wandel voll zuschlägt. Die Deutschen werden daher länger arbeiten müssen und höhere Beiträge zahlen, so der Ökonom Oliver Holtemöller im Interview mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.