Politik

EU-Staaten verlängern Grenzkontrollen

Lesezeit: 2 min
01.05.2016 10:35
Deutschland und fünf andere EU-Staaten wollen ihre Grenzen trotz der drastisch gesunkenen Flüchtlingszahlen weiter kontrollieren. Die Brüsseler Kommission soll Grenzkontrollen ab Mitte Mai für weitere sechs Monate zulassen. Die Ausnahmeregelung läuft am 12. Mai aus.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In einem gemeinsamen Brief an die EU-Kommission beantragt Berlin gemeinsam mit  Österreich, Frankreich, Belgien, Dänemark und Schweden die Aktivierung eines  "Krisenmechanismus", der die Kontrollen im Schengenraum erlaubt. Der Brief  soll am Montag abgeschickt werden, verlautete der AFP zufolge am Samstag aus Regierungskreisen.

"Auch wenn sich die Flüchtlingssituation an den Binnengrenzen entlang der

Westbalkanroute derzeit entspannt hat, blicken wir mit Sorge auf die

Entwicklungen an den Außengrenzen der Union", begründete Bundesinnenminister

Thomas de Maizière (CDU) die Initiative. Die Mitgliedstaaten müssten ihre

Binnengrenzen daher auch in Zukunft "lageabhängig und flexibel" kontrollieren

können, wo dies erforderlich sei.

Anfang April hatte der Minister noch gesagt, bei weiter niedrigen Flüchtlingszahlen würde Deutschland die Grenzkontrollen nicht über den 12. Mai  hinaus verlängern - dann läuft die derzeitige EU-Genehmigung aus. Für die  Ankündigung war er von der CSU scharf kritisiert worden.

Im vergangenen September waren die Kontrollen an der Grenze zu Österreich  wieder eingeführt worden, als täglich tausende Flüchtlinge ankamen. Seit der Abriegelung der Balkanroute und dem Inkrafttreten des EU-Türkei-Paktes sind es  täglich nur noch wenige Menschen.

Für künftige Kontrollen müsste der EU-Rat den Krisenmechanismus aktivieren - auf Vorschlag der EU-Kommission. Nach einem Bericht der "Welt" vom Samstag wird ein entsprechender Schritt Brüssels schon für Mitte der Woche erwartet.

Am 12. Mai legt die Behörde auch einen Bericht darüber vor, ob Griechenland beim Schutz seiner EU-Außengrenze inzwischen seine Hausaufgaben erfüllt hat. Fortdauernde Defizite Athens könnten die Verlängerung der Kontrollen der Schengen-Binnengrenzen rechtfertigen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekannte sich in ihrer wöchentlichen

Videobotschaft aber grundsätzlich zur Reisefreiheit innerhalb des Schengenraums: "Ich habe mich dafür entschieden, dafür zu kämpfen, dass wir unsere Außengrenzen schützen können, dass wir den Raum der Reisefreiheit, der Bewegungsfreiheit, der Niederlassungsfreiheit behalten, damit Europa stärker machen", sagte sie in dem am Samstag veröffentlichten Podcast.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) begründete seinen Ruf nach fortgesetzten Kontrollen mit der Sicherheitslage: "Islamistische Terroristen machen auch vor deutschen Grenzen nicht halt", zitierte ihn die Welt. Der SPD-Innenexperte Uli Grötsch sagte der Zeitung hingegen: "Ich halte das Aufrechterhalten der Grenzkontrollen für Unsinn." Wichtig sei eine gemeinsame Sicherung der EU-Außengrenzen.

EU-Vizekommissionspräsident Timmermans erteilte derweil dem Ruf aus Berlin und Paris eine Absage, für die vorbereitete Visa-Erleichterung für türkische Bürger eine "Notbremse" zu installieren, für den Fall, dass Ankara einige Kriterien eines Tages nicht mehr erfülle. Es sei nicht fair, "Regeln im Endspiel zu ändern", sagte er dem Deutschlandfunk. Wenn sich ein Land nicht an die Regeln halte, gebe es schon jetzt die Möglichkeit, die Visa-Erleichterungen wieder auszusetzen.

Vor der libyschen Küste ertranken am Samstag offenbar mehr als 80 Flüchtlinge. 26 Menschen hätten von einem kenternden Schlauchboot gerettet werden können, 86 weitere würden vermisst, teilte der Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM) auf dem Kurznachrrichtendienst Twitter mit. Die Tragödie trug sich sieben Kilometer vor der Küste zu. Insgesamt haben in diesem Jahr 27.000 Flüchtlinge die italienischen Küsten erreicht.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik „Atomkraft? Nein Danke“: Habeck-Ministerium manipulierte wohl AKW-Studie für Atomausstieg
26.12.2024

Manipulation im Wirtschaftsministerium? Wie interne Unterlagen jetzt aufdecken, soll das Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck gezielt...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Überstunden steuerfrei: Ab 2025 wird es Realität?
26.12.2024

Überstunden ab 2025 steuerfrei? Wenn diese Pläne Wirklichkeit werden, könnten Arbeitnehmer von einer höheren Auszahlung ihrer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...