Politik

Lebensmittelpreise explodieren: Weltweite soziale Unruhen befürchtet

Die extrem hohen Preise für Nahrungsmittel könnten für eine neue Welle von Konflikten sorgen. Die Preisanstiege destabilisieren besonders ohnehin belastete Entwcklungsländer. Verursacht werden die Preisanstiege von Spekulanten, die die aktuelle Lage am Nahrungsmittelmarkt ausnutzen.
23.07.2012 22:59
Lesezeit: 1 min

Die Preise für Lebensmittel sind in den vergangenen Wochen massiv gestiegen: Mais und Sojabohnen, die vor allem als Futtermittel eingesetzt werden, sind so teuer wie noch nie. Aber auch Weizen ist deutlich teurer als im Vorjahr. Mit den Preisen für Lebensmittel steigt auch die Gefahr sozialer Unruhen.

In der jüngeren Vergangenheit fielen Spitzenpreise bei Lebensmittel immer auch mit Aufständen und Konflikten zusammen. So fielen etwa die Revolutionen in Tunesien, Libyen und Ägypten in Zeiten besonders hoher Lebensmittelpreise.

Aber auch in Europa sind solche Entwicklungen zu beobachten. Etwa in Griechenland, wo die tägliche Versorgung für manche Menschen durchaus zu einer Herausforderung geworden ist (mehr hier). Besonders in den Großstädten ist die Lage angespannt (mehr hier).

Trotz der schlimmsten Trockenheit in den USA seit einem Vierteljahrhundert, sind die Preisanstiege wohl eher auf Lebensmittelspekulationen zurückzuführen. Denn die weltweiten Getreide-Vorräte sind im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben oder sogar gestiegen. Das Ausmaß der Spekulationsgeschäfte an den US-Börsen hat sich hingegen von Juni auf Juli beinahe verdreifacht.

Die Liquidität, die Zentralbanken in die Märkte gepumpt haben, um die Auswirkungen der Krise zu kaschieren, haben ihren Teil zu den Spekulationen beigetragen. Die Finanzinstitutionen und Anleger suchen nach Möglichkeiten, das überflüssige Geld gewinnbringend zu investieren und haben so zu einer Blasenbildung am Rohstoffmarkt geführt.

Ein weiteres Problem ist die Abhängigkeit der Nahrungsmittelproduktion von gänzlich anderen Industrien. Der Einsatz von Kunstdünger, Pestiziden und speziellem Saatgut macht die globale Landwirtschaft zunehmend auch von Rohölprodukten abhängig. Landwirte sind in steigendem Maße auf Großkonzernen angewiesen, die ihnen diese Produkte verkaufen. Die Veränderung der Ernährungsgewohnheiten in westlichen Ländern trägt ebenso zu dieser Entwicklung bei.

Mehr zum Thema:

Foodwatch: „Die Nahrungsmittelpreise gehen durch die Decke“

Ökonom: Schuldenkrise wird zu Hyperinflation und Währungsreform führen

Indien: Durch Krise droht dramatischer Anstieg der Armut

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen „Banknoten-Paradoxon“: Milliarden unter den Matratzen - Bargeldmenge steigt weiter
15.06.2025

Ungeachtet der stetig abnehmenden Bedeutung von Scheinen und Münzen beim alltäglichen Einkauf steigt die im Umlauf befindliche...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Resilienz als strategischer Imperativ: Carlsberg und Davos-Forum fordern neue Unternehmenslogik
15.06.2025

Krisen, Krieg, KI und Klimawandel: Carlsberg und das Weltwirtschaftsforum rufen Unternehmen auf, Resilienz nicht als Reaktion, sondern als...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der ESG-Betrug: Wie Konzerne Moral simulieren
15.06.2025

Konzerne feiern Nachhaltigkeit, während ihre Bilanzen eine andere Sprache sprechen. Zwischen Greenwashing, Sinnverlust und Bürokratie:...

DWN
Panorama
Panorama Leben auf einem Eismond? - Astrobiologe auf Spurensuche
15.06.2025

Dicke Eiskruste und bis zu minus 200 Grad - klingt nicht gerade angenehm. Warum der Saturnmond Enceladus auf der Suche nach außerirdischem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kritik oder Mobbing? Wie Sie den feinen Unterschied erkennen
15.06.2025

Mobbing beginnt oft harmlos – mit einem Satz, einem Blick, einer E-Mail. Doch wann wird aus Kritik systematische Zermürbung? Dieser...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das neue Magazin ist da: Das können wir gut - wo Deutschland in Zeiten von KI, Transformation und Globalisierung überzeugt
15.06.2025

Was kann Deutschland gut? Diese Frage mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, fast schon trivial. Doch in einer Zeit, in der das Land...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Kleinkrieg“ um Lkw-Plätze: Autoclub kritisiert Überfüllung
15.06.2025

Auf und an Autobahnen in Deutschland fehlen viele tausend Lkw-Stellplätze – nach einer Kontrolle an Rastanlagen beklagt der Auto Club...

DWN
Politik
Politik Machtverschiebung in Warschau: Der Aufstieg der Nationalisten bringt Polen an den Abgrund
15.06.2025

In Polen übernimmt ein ultrakonservativer Präsident die Macht – während die liberale Regierung um Donald Tusk bereits ins Wanken...