Politik

Frankreich schlägt zurück: „Sind nicht der kranke Mann Europas“

Die deutsch-französische Freundschaft wurde erneut auf die Probe gestellt. Diesmal ist es der französische Finanzminister Pierre Moscovici, der mit dem Verweis auf Frankreichs Wirtschaftsdaten einen Seitenhieb auf seinen deutschen Amtskollegen ausführt.
16.11.2012 11:35
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Schock: Niederlande rutscht in die Rezession

Die französischen Wirtschaftsdaten sind besser als erwartet (+0,2 Prozent). Das nimmt Finanzminister Moscovici zum Anlass, um Europa und vor allem Deutschland zurechtzuweisen. „Frankreich ist nicht der kranke Mann Europas“, sagte Moscovici einem Bericht der FT zufolge.

Der Hintergrund: Bundesfinanzminister Schäuble wollte die passive, französische Regierung zu neuen Arbeitsmarktreformen überreden. Er hatte daher die fünf deutschen Wirtschaftsweisen dazu „angeregt“, ein Gutachten für Frankreich mit Reformvorschlägen anzufertigen (mehr hier). Nachdem dies bekannt wurde, relativierte Schäuble seine Aussage: er würde es „nicht wagen“, die Kontrolle der französischen Wirtschaft aus Deutschland vorzubereiten (hier).

Schäubles Äußerungen hinterließen offenbar einen bleibenden Eindruck. Sein französischer Kollege lenkte ein, dass die fünftgrößte Weltwirtschaft „ihre Wettbewerbsfähigkeit wieder aufleben lassen muss“. Die Wirtschaft Frankreichs wuchs im dritten Quartal nur leicht. Prognosen erwarteten sogar einen leichten Rückgang.  In ganz Europa schrumpfte die Wirtschaft das erste Mal seit drei Jahren (-0,1 Prozent).

Seit sechs Monaten ist die Regierung François Hollandes schon im Amt, hat aber noch keine nennenswerten Strukturreformen eingeleitet. Das soll sich jetzt ändern: „Wir werden Reformen auf die französische Art umsetzen“, sagte Moscovici. Frankreich wolle Spanien und Italien jedoch nicht nacheifern.

Die Unternehmen sollen entlastet werden. Die Arbeitskosten sollen um sechs Prozent gesenkt und der Arbeitsmarkt flexibler gestaltet werden. Dann könne man auch das Schuldenziel von drei Prozent problemlos erreichen. Vor allem der Mittelstand soll von den Reformen profitieren (hier).

Weitere Themen:

Risiko-Sucht: Bank-Manager wechseln in die Spekulanten-Branche

Sackgasse Studium: Bildungssystem produziert an der Realität vorbei

China: Wegen massiver Korruption ist der Crash programmiert

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Polens künftiger Präsident Nawrocki droht mit Blockade gegen Regierungschef Tusk: Was bedeutet das für Polen?
06.06.2025

Karol Nawrocki stellt sich offen gegen Donald Tusk – und kündigt Widerstand an. Welche Folgen hat das für Polens politische...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Russland startet schwersten Angriff seit Monaten
06.06.2025

Im Ukraine-Krieg eskaliert die Lage erneut: Russland greift massiv an, Kiew wird erschüttert. Droht nun ein Gegenschlag – oder ist das...

DWN
Politik
Politik Merz bei Trump: Was der USA-Besuch des Bundeskanzlers wirklich brachte
06.06.2025

Der Kanzler trifft den US-Präsidenten in Washington. Freundliche Worte gab es viele – doch was bleibt nach dem Besuch von Merz bei Trump...

DWN
Finanzen
Finanzen Studie: Hohe Kosten für Einführung des digitalen Euro
06.06.2025

Die Einführung des digitalen Euro wird nach einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC erhebliche Kosten für europäische Banken...

DWN
Politik
Politik Putins Gaskasse bleibt gefüllt – weil Frankreich und Belgien blockieren
06.06.2025

Während Brüssel russisches Flüssiggas verbieten will, stellen sich ausgerechnet Frankreich und Belgien quer – und sichern damit weiter...

DWN
Finanzen
Finanzen Fondsmanager warnt: „Gold ist noch immer unterbewertet“
05.06.2025

Der Goldpreis explodiert – doch laut Fondsmanager Erik Strand ist das Edelmetall noch immer unterbewertet. Die wahre Blase?...

DWN
Panorama
Panorama Stromanbieterwechsel 2025: Neue Fristen ab 6. Juni – wichtige Tipps
05.06.2025

Ein Stromanbieterwechsel soll ab dem 6. Juni deutlich schneller gehen – das klingt gut, hat aber Tücken. Welche Chancen und Risiken...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut wächst: Jede sechste Rentnerin in Deutschland lebt in Altersarmut
05.06.2025

Die neuen Zahlen zur Altersarmut in Deutschland sind alarmierend: 2,1 Millionen Rentnerinnen und 1,3 Millionen Rentner leben unterhalb der...