Technologie

Antrieb mit Mikrowelle: Raketen sollen ohne Abgase ins All fliegen

Die NASA entwickelt einen Mikrowellen-Antrieb für Raketen. Mit dem „Microwave Thruster“ sollen Raumschiffe ohne Treibstoff ins All gelangen. Die Technologie wurde bislang für unmöglich gehalten, jetzt aber von der US-Raumfahrtbehörde erfolgreich getestet.
30.10.2014 09:59
Lesezeit: 2 min

Der Start verbraucht bei einem Space Shuttle enorme Mengen an Treibstoff. So fasst der externe Tank beispielsweise 35 Tonnen Flüssigwasserstoff. Der Laderaum bietet dagegen nur Platz für 29 Tonnen Beladung.

Insofern wäre es ein Meilenstein in der Weltraumfahrt, wenn die Konstrukteure auf einen Großteil des Gewichts verzichten könnten. Leichtere Raketen benötigt logischerweise auch weniger Energie, um von der Erde in die Umlaufbahn zu fliegen.

Als Hindernis wurde bisher das Newtonsche Gesetz zur Massenerhaltung gesehen. Demnach könne der Schub nicht aus dem Nichts entstehen. Es müsse dafür eine andere Quelle geben und deshalb sei die Umsetzung nicht machbar.

Genau dies soll mit dem Mikrowellen-Antrieb jetzt aber erstmals im Versuchslabor erfolgreich getestet worden sein. Erforscht wird diese Technik bereits seit 2006, allerdings mit bislang dürftigem Erfolg. Schließlich galt die Methode als unmöglich. Doch dies wollen die NASA-Wissenschaftler jetzt widerlegt haben.

Die Technik basiert auf einer Kombination von Relativitätstheorie und elektromagnetischem Antrieb. Dabei soll das System Mikrowellenenergie in Schub umwandeln. Das alles geschieht in einer versiegelten Kammer.

Bei dem erfolgreichen Versuch haben NASA-Mitarbeiter ein zwar extrem schwaches Kraftfeld erzeugt, aber immerhin wurde damit die praktische Unmöglichkeit der Theorie ad acta gelegt. Genauer gesagt, haben die Wissenschaftler in einem nur acht Tage dauernden Experiment das Unmögliche möglich gemacht.

Hierbei wurde ein Vakuum in einer Kammer aus rostfreiem Stahl erzeugt. Darin konnten die Forscher mit Hilfe von Mikrowellen 30 bis 50 Mikronewton erzeugen. Natürlich braucht es eine deutliche größere Kraft und mehrere Tonnen Metall in den Weltraum zu schießen, aber es ist ein Anfang. Wobei, wenn man einem Artikel bei Wired glauben kann, haben die Chinesen bereits 720 Millinewton auf diese Weise erzeugen können.

In einem Zitat von der Weltraumbehörde heißt es: „Die Testergebnisse legen nahe, dass (...) die erzeugte Kraft mit keinem klassischen elektromagnetischem Phänomen vergleichbar ist und deshalb vermutlich eine Interaktion mit dem virtuellen Quanten-Vakuumplasma demonstriert.“

Es gibt bereits Versuche die Aussage der NASA zu interpretieren. So hat sich auch schon Wired daran gemacht, die Hintergründe zu erklären. Demnach sollen bei dem Prozess ständig Wolken von Partikeln und Anti-Partikeln entstehen, die aber auch wieder verschwinden.

In dieser Hinsicht hält sich die NASA noch bedeckt. Bisher hat die Weltraumbehörde nur verlauten lassen, dass die Technik funktioniert. Über die genauen Details und Funktionsweise schweigt sie sich aber noch aus.

Unabhängig davon, ob jetzt im Mikronewton- oder Millinewton-Bereich Leistung erzeugt wurde – die Forschung ist noch Jahre davon entfernt, diesen Antrieb für Raumschiffe nutzbar zu machen.

Das Spiel mit dem „unmöglichen“ Antrieb wird also noch eine Weile weitergehen. Sollte es tatsächlich einen bahnbrechenden Durchbruch in dieser Hinsicht geben, werden sicherlich nicht nur Astronauten davon profitieren. Dann könnten auch Flugzeuge oder sogar Autos mit dieser Technik angetrieben werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Wissenschaftler herausfinden, was genau im Inneren des Mikrowellen-Antriebs geschieht und woher der Schub tatsächlich kommt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...