Finanzen

Banken-Krach in Bulgarien: Corpbank meldet Insolvenz an

Die bulgarische Corpbank ist endgültig pleite. Zuletzt hatte die Regierung noch versucht, der Bank mit einer Kreditlinie der EU-Steuerzahler zu retten. Ob das Geld nun weg ist, ist unklar.
06.11.2014 21:25
Lesezeit: 2 min

Bulgarien schickt die viertgrößte Bank des Landes nach einem Korruptions-Skandal in die Insolvenz. Diese wird die bulgarischen Steuerzahler teuer zu stehen kommen. Die Notenbank entzog der Corpbank am Donnerstag die Lizenz und beauftragte ein Gericht mit dem Insolvenzverfahren. Die Zentralbank hatte im Juni bei Corpbank das Ruder übernommen, nachdem Kunden in Folge von Berichten über zweifelhafte Geschäfte in großem Stil ihre Konten geleert hatten. Daraus entwickelte sich die größte Bankenkrise in dem osteuropäischen Land seit den 1990er Jahren.

Zunächst hatte die Regierung behauptet, der Bankrun sei von Internet-Gerüchten ausgelöst worden es gab sogar Verhaftungen (alle Hintergründe zu dem Skandal - hier).

Mit dem Entzug der Lizenz zieht die Notenbank nun die Reißleine in der Corpbank-Saga. Der Skandal hatte ein Schlaglicht auf Korruption und eine mangelhafte Bankenaufsicht in Bulgarien geworfen - ausgerechnet zu einer Zeit, als die ausländischen Investitionen in das Balkan-Land ohnehin stark abnahmen. Internationalen Kontrolleuren zufolge soll das Geldhaus den Aufsichtsbehörden unglaubwürdige Informationen übermittelt und Kredite nicht ordnungsgemäß abgesichert haben. Dabei hätten Manager die zweifelhaften Geschäfte mit ausgefeilten Manövern vertuscht.

Die EU-Kommission hatte zuletzt ein Verfahren gegen Bulgarien wegen des Umgangs mit der Krisenbank Corpbank eingeleitet. Die Zentralbank in Sofia hatte vor einigen Monaten nach einem Kundenansturm das Institut übernommen und den Zugang zu allen Konten gesperrt.

Für die EU ist die Pleite unangenehm - und kommt vielleicht doch nicht ungelegen: Bulgarien will der EU-Bankenunion beitreten. In diesem Fall haften auch die EU-Rettungs- und Einlagenfonds für bulgarische Banken. Der Beitritt zur Bankenunion ist für jedes Land ohne vorherige Banken-Prüfung möglich.

Dabei handle es sich offenbar um eine „nicht gerechtfertigte und übertriebene Einschränkung des freien Kapitalverkehrs“, hatte die Kommission erklärt. Die Kunden der Corpbank müssten sofort wieder Zugang zu ihrem Geld erhalten. Bulgarien hat bis Mitte Oktober Zeit, um auf das Schreiben zu antworten.

Die Zentralbank lehnte eine Stellungnahme ab. Eine Erklärung der Regierung lag zunächst nicht vor.

Die EU musste das bulgarische Finanzsystem im Juni mit einem Notkredit stützen. Die EU-Kommission hatte angekündigt, man werde der nach einem Bank-Run erschütterten bulgarischen Banken-Branche mit einem Kredit in der Höhe von 1,7 Milliarden Euro „vorsorglich“ und „angemessen“ unter die Arme greifen.

Der Bankenskandal ist ein klassischer Kriminalfall: Das Schicksal der Corpbank war endgültig besiegelt, nachdem die wichtigsten Kredit-Dokumente spurlos verschwunden sind. Daher müssen auch die europäischen Steuerzahler um den Milliarden-Kredit bangen, den Brüssel als Notmaßnahme gewährt hat.

Dem Mehrheitseigentümer der Corpbank, Zwetan Wassilew, wird Veruntreuung vorgeworfen. Er soll zwischen 2011 und 2014 umgerechnet rund 100 Millionen Euro aus dem Institut abgezogen und an eine andere Firma in seinem Besitz übertragen haben. Wassilew hat die Vorwürfe zurückgewiesen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoindustrie unter Druck: Zollkrieg sorgt für höhere Preise und verschärften Wettbewerb
25.04.2025

Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa könnte die Auto-Preise in den USA steigen lassen und den Wettbewerb in Europa verschärfen....

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen der Deutschen auf Rekordhoch – aber die Ungleichheit wächst mit
25.04.2025

Private Haushalte in Deutschland verfügen so viel Geld wie nie zuvor – doch profitieren längst nicht alle gleichermaßen vom...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wirtschaftsmodell zerbricht, Polen rückt vor
25.04.2025

Deutschlands Wirtschaftsmaschinerie galt jahrzehntelang als unaufhaltsam. Doch wie Dr. Krzysztof Mazur im Gespräch mit Polityka...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China im Handelskrieg: Regierung bereitet sich auf das Schlimmste vor
25.04.2025

Chinas Führung bereitet sich inmitten des eskalierenden Handelskonflikts mit den USA auf mögliche Härtefälle vor. In einer Sitzung des...