Finanzen

Börsen-Abstürze: Zweifel an Zins-Wende in den USA wachsen

Lesezeit: 2 min
21.08.2015 22:34
Die Abstürze an den internationalen Börsen könnten die lange vorbereitete Zins-Wende der US-Notenbank im September gefährden. Investoren-Legende Mohamed El-Erian von der Allianz glaubt, dass die Zentralbanken die Lage nicht mehr vollständig im Griff hätten.

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Zinswende in den USA könnte nach Einschätzung von Allianz-Berater Mohamed El-Erian später kommen als September. "Das ist wirklich eine schwere politische Entscheidung", sagte El-Erian am Freitag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Nicht nur zeigten die heimischen Wirtschaftsindikatoren in eine andere Richtung als die im Ausland. Die US-Notenbank habe die Wirtschaft zudem nur teilweise im Griff. Die Zinsen in den USA liegen schon seit einigen Jahren auf dem Rekordtief von null bis 0,25 Prozent.

Dies sei eine Zeit hochgradiger Unsicherheit, sagte El-Erian, der auch als Investor bekannt ist. Zur Debatte stünde ein geldpolitischer Regimewechsel, die erste Zinsanhebung seit mehr als neun Jahren. Die US-Notenbank hat ihre nächste Zinssitzung am 16. und 17. September. Trotz günstiger US-Konjunkturdaten gab es zuletzt wieder Zweifel an einer Anhebung des Leitsatzes im September. Dafür sorgten insbesondere die Turbulenzen in China und die anhaltend niedrige Inflation in den USA.

Enttäuschende Konjunkturdaten aus China haben auch den US-Anlegern die Laune gründlich vermiest. Die Anzeichen für eine deutliche Abkühlung der chinesischen Wirtschaft haben sich zuletzt gemehrt. Daten vom Freitag zeigten, dass die Geschäfte der Industrie im August so stark geschrumpft sind wie seit sechseinhalb Jahren nicht mehr. "Die Zahl reiht sich ein in eine lange Kette von Enttäuschungen, die uns in den vergangenen Wochen aus dem Land erreicht haben, das noch vor wenigen Monaten als der große Hoffnungsträger für die weltkonjunkturelle Entwicklung galt", erklärten die Analysten der Metzler Bank.

Der Dow-Jones-Index gab bis zum Mittag 2,2 Prozent auf 16.615 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P-500 brach ebenfalls 2,2 Prozent auf 1991 Zähler ein. Damit fiel das Marktbarometer erstmals seit dem 2. Februar unter die psychologisch wichtige Marke von 2000 Punkten. Die Technologiebörse Nasdaq fiel sogar 2,4 Prozent auf 4760 Punkte.

Bei den Einzelwerten erfreute der SAP -Konkurrent Salesforce die Händler mit starken Zahlen und einer höheren Prognose. Der Softwarekonzern liegt nun auf der Weltrangliste der größten IT-Unternehmen auf dem vierten Platz. Salesforce-Aktien stiegen um 1,1 Prozent.

Deere enttäusche dagegen mit einem Gewinneinbruch von 40 Prozent und einem Absatzrückgang von 20 Prozent. Der Landmaschinenbauer machte eine Schwäche des US-Agrarmarkts für seine Lage verantwortlich. Die Anleger straften die Titel des Unternehmens mit einem Minus von mehr als acht Prozent ab.

An den Börsen herrschte zudem die Befürchtung, dass sich der Wachstumsrückgang in der Volksrepublik als langfristiger Trend herausstellen könnte. Das dürfte vor allem exportorientierte Industriezweige wie die Autobauer treffen. Anteilsscheine von General Motors ließen 3,5 Prozent Federn, Ford -Papiere fielen 2,8 Prozent.

Apple verbilligten sich um 4,1 Prozent. Experten zeigten sich weiter über den Absatz des gewinnträchtigen iPhones in China besorgt. Dagegen zogen Hewlett-Packard nach Vorlage der Geschäftszahlen um 2,7 Prozent an. Der PC-Hersteller will sich in den kommenden Monaten aufspalten.

Der Dax ging 2,9 Prozent schwächer bei 10.124,52 Punkten ins Wochenende, das war der tiefste Stand seit sieben Monaten. In der abgelaufenen Handelswoche büßte er damit fast acht Prozent ein. "Die Aktienmärkte verfallen in einen Panik-Modus, da das volle Ausmaß des Konjunkturabschwungs in China deutlicher wird", sagte Angus Nicholson, Analyst beim Online-Broker IG. Der EuroStoxx50 gab am Freitagabend 3,2 Prozent nach.

Die Probleme in China drückten zudem auch wieder kräftig auf die Ölpreise. Ein Barrel (159 Liter) der US-Ölsorte WTI war mit 40,11 Dollar so günstig wie zuletzt vor sechseinhalb Jahren.



Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik AfD-Verbotsantrag? Ex-SPD-Chef Gabriel favorisiert ein anderes Vorgehen
08.10.2024

Soll der Bundestag einen AfD-Verbotsantrag vor das Bundesverfassungsgericht bringen? Die Meinungen über diesen parteiübergreifenden...

DWN
Politik
Politik Ramstein-Treffen: Selenskyj fordert vor mehr Waffen und will Siegesplan präsentieren
08.10.2024

Vor dem anstehenden Ramstein-Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Verbündeten des...

DWN
Politik
Politik Migrationsabkommen gegen den Fachkräftemangel: Wer profitiert wirklich?
08.10.2024

Das jüngst unterzeichnete Migrationsabkommen zwischen der Bundesrepublik und Kenia soll für beide Länder gewinnbringend sein. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Commerzbank warnt vor Risiken bei Übernahme durch Unicredit
07.10.2024

Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp sieht bei einer Übernahme durch die italienische Großbank Unicredit große Risiken. Auch der...

DWN
Politik
Politik Kranken- und Pflegeversicherung: Milliardenschweres Finanzloch - Beiträge könnten noch stärker steigen
07.10.2024

Die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung könnten im kommenden Jahr stärker steigen als bisher befürchtet. Es fehlen Milliarden...

DWN
Politik
Politik BRICS-Alternative zu SWIFT vorerst auf Eis gelegt: Differenzen bremsen Fortschritt
07.10.2024

Die BRICS-Währung bleibt vorerst ein Fernziel. Doch der wachsende Handel in nationalen Währungen und das Interesse neuer Länder wie der...

DWN
Technologie
Technologie Medizin-Nobelpreis an Genregulations-Forscher
07.10.2024

Heute hat in Stockholm die Bekanntgabe der diesjährigen Nobelpreisträger begonnen. Für den Medizin-Nobelpreis steht die Entscheidung...

DWN
Immobilien
Immobilien Zweitimmobilien: Diese steuerlichen Aspekte müssen Sie beachten - Fachanwalt Martin Kahllund im DWN-Interview
07.10.2024

Viele Eigentümer von Immobilien sind sich nicht vollständig über die steuerlichen Auswirkungen bewusst, die ihr Besitz mit sich bringt....