Technologie

Forscher schaffen erstmals künstliches Wurmloch

Wissenschaftlern ist es erstmals gelungen, ein kleines magnetisches Wurmloch zu erschaffen. Durch den Tunnel wurde ein Magnetfeld quasi unsichtbar durch Raum und Zeit transportiert. Die Technologie dahinter könnte in der Medizin zur Entwicklung neuer MRT-Maschinen interessant sein.
09.09.2015 12:28
Lesezeit: 2 min
Forscher schaffen erstmals künstliches Wurmloch
Durch das Wurmloch schickten die Forscher ein Magnetfeld unsichtbar durch Raum und Zeit. (Screenshot)

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Zum ersten Mal gelang es Wissenschaftlern ein winziges magnetisches Wurmloch herzustellen. Eine Gruppe des Physikzweigs der Universitat Autònoma de Barcelona baute zu diesem Zweck einen Tunnel, der ein magnetisches Feld von einem Punkt zum anderen transportiert, ohne dass es auf dem Weg messbar ist. Auf dem gesamten Weg ist das magnetische Feld damit praktisch unsichtbar. Die Arbeit wurde bei Science Alert veröffentlicht.

Ein Wurmloch ist quasi ein Tunnel, der zwei Orte im Universum direkt verbindet. In Science-Fiction Literatur und Filmen treten sie immer wieder auf, etwa wenn es um einen „Sprung“ quer durch die Galaxie geht. Mit Hilfe von Wurmlöchern wird eine Reise durchs All schneller und bequemer, denn so ist es möglich innerhalb weniger Sekunden mehrere Lichtjahre zurückzulegen. Zum Vergleich: Die Raumsonde „Voyager 1“ entfernt sich zurzeit mit einer Geschwindigkeit von mehr als 17.000 km/h und wird trotzdem erst in 40.000 Jahren in die Nähe eines anderen Sterns kommen – und dann nur 2,3 Lichtjahre zurückgelegt haben.

Wissenschaftler können Gravitationswurmlöcher zwar simulieren, allerdings gelang es noch niemandem – nach dem derzeitigen Forschungsstand ist es dem Menschen auch unmöglich – ein solches Loch herzustellen. Denn bisher weiß niemand so recht, wie sich die Gravitationsenergie erzeugen lässt, die für ein „echtes“ Wurmloch benötigt wird, mit dem Menschen wie in Star Trek, Stargate und Co, schnell durch das All reisen können.

Dennoch ist die Erzeugung eines magnetischen Wurmloches ein großartiger Erfolg. Physiker haben bereits seit langem versucht elektromagnetische Energie zu erzeugen und manipulieren. Deshalb machte sich das Team in Barcelona daran, statt einem Gravitationswurmloch ein magnetisches Wurmloch im Labor zu erzeugen.

Dafür verwendeten die Forscher Metamaterialien und Metaoberflächen um den Tunnel experimentell zu bauen. Das sind Stoffe, die in der Natur nicht auftreten und durch komplizierte Bauweise spezifische physikalische Eigenschaften im Zusammenhang mit elektromagnetischer Strahlung und Magnetismus haben.

Das Ergebnis: Das durch einen Magneten oder Elektromagneten erzeugte Feld tritt an einen Ende in den Tunnel ein und am anderen Ende als isolierter magnetischer Monopol heraus. Magneten mit nur einem Pol, entweder Nord- oder Südpol, existieren in der Natur nicht, weshalb dieses Ergebnis alleine schon merkwürdig ist. Das magnetische Feld reist scheinbar durch eine Dimension, die außerhalb der uns gut bekannten drei Dimensionen liegt.

Bei besagtem Wurmloch handelt es sich allerdings nicht wie in der Fiktion um etwas Ungreifbares. Man kann es tatsächlich sehen. Die Forscher bauten eine kleine Sphäre bestehend aus verschiedenen Schichten. Die äußere Schicht besitzt eine ferromagnetische Oberfläche, eine zweite, innere Schicht besteht aus einem supraleitenden Material. Das magnetische Feld bewegt sich durch ein ferromagnetisches Blech, dass zu einem Zylinder aufgerollt durch die Sphäre führt.

Durch die Bauart bedingt ist die Sphäre magnetisch nicht detektierbar – quasi auf magnetische Art und Weise unsichtbar. So bildet es eine Analogie zu Gravitationswurmlöchern, denn wie Àlvar Sánchez, leitender Wissenschaftler des Teams, erklärt, verändert das magnetische Wurmloch „die Topologie des Raums, so als ob das Innere der Kugel aus magnetischer Sicht aus dem Raum entfernt wurde.“

Dieselben Forscher, die dieses Experiment ausführten, bauten bereits 2014 ein „magnetisches Kabel“, ein Gerät mit dem sich ein magnetisches Feld vom einen zum anderen Ende transportieren lässt. Dieses Kabel war jedoch magnetisch auffindbar und somit kein Wurmloch. Das nun entwickelte Wurmloch ist nicht nur von außen abgeschirmt, im Inneren existiert kein magnetisches Feld.

Obwohl dieses Wurmloch letztendlich keine Materie oder gar Menschen durch den Raum transportieren können wird, hat es doch einiges mit Gravitationswurmlöchern gemeinsam und es könnte eine praktische Anwendung im Bereich der Medizin haben. Die Erfindung könnte nämlich beispielsweise zu moderneren MRT-Maschinen führen, bei denen die Patienten nicht innerhalb einer Angst einflößenden und einengenden Röhre liegen müssen. Alternativ besteht damit die Möglichkeit mehrere Scans an verschiedenen Stellen des Körpers gleichzeitig durchzuführen.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Sozialabgaben steigen ins Unermessliche - Bürokratie allein verschlingt 25 Milliarden Euro
09.06.2025

Sozialversicherungen kosten Arbeitnehmer und Unternehmen aktuell schon 42 Prozent des Bruttogehalts, Tendenz steigend. Die Bürokratie...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich mit 50? Nur, wenn Sie jetzt aufhören, Fehler zu machen
08.06.2025

Mit 50 ist es Zeit umzudenken: Zwei Finanzveteranen erklären, warum Schuldenabbau, kluge Rücklagen und langfristiges Denken entscheidend...

DWN
Politik
Politik Margrethe Vestager war eine der mächtigsten Personen Europas – jetzt sagt sie das „goldene Zeitalter“ voraus
08.06.2025

Margrethe Vestager gehörte zu den mächtigsten Frauen Europas. Jetzt zeichnet sie ein Bild der EU ohne USA – und sieht darin die große...

DWN
Immobilien
Immobilien Vermieter-Mieter-Verhältnis: Wie Sie Streit vermeiden
08.06.2025

Eine aktuelle Befragung vom Wissens- und Plattformunternehmen AktivBo zur Mieterzufriedenheit in Deutschland zeigt, dass die Mehrheit an...

DWN
Politik
Politik Trumps Politik führt zu 500 Millionen Dollar Investition in das Textilrecycling in Europa
08.06.2025

Während Donald Trump grüne Technologien im eigenen Land abwürgt, fließen halbe Milliardenbeträge nach Europa. Ein Unternehmen macht...

DWN
Politik
Politik Deutschland siedelt sich an: Infrastruktur für Bundeswehr in Litauen wächst rasant
08.06.2025

Die deutsche Militärpräsenz in Litauen ist mehr als ein geopolitisches Signal – sie verändert die lokale Infrastruktur tiefgreifend....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwedischer KI-Aufsteiger: Wie Lovable mit 15 Köpfen Millionen generiert
08.06.2025

Ein schwedisches Start-up schreibt Geschichte: Mit nur 15 Mitarbeitern generiert Lovable Millionenumsätze – weil Künstliche Intelligenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Absatzkrise in China: VW und Audi verlieren ihr Imperium
08.06.2025

Noch vor wenigen Jahren Marktführer, heute im freien Fall: Deutsche Autobauer geraten in China unter massiven Druck. Chinesische...