Politik

VW steigt bei israelischem Taxi-Betreiber Gett ein

Lesezeit: 2 min
26.05.2016 00:20
Volkswagen steigt beim israelischen Taxi-Betreiber Gett ein, Toyota investiert bei Uber: Die Auto-Bauer versuchen mit großen Deals, Boden auf die Digital-Branche gutzumachen.
VW steigt bei israelischem Taxi-Betreiber Gett ein

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Die traditionellen Autobauer suchen im digitalen Wandel ihres Geschäfts weltweit die Nähe zu Online-Fahrdiensten. Der japanische Branchenriese Toyota steigt beim führenden Fahrdienst-Vermittler Uber ein. Volkswagen hatte nur wenige Stunden zuvor die massive Investition von 300 Millionen Dollar (267 Mio Euro) in den Uber-Rivalen Gett bekannt gegeben.

Toyota will im Rahmen des Deals unter anderem Uber-Fahrern seine Fahrzeuge per Leasing anbieten oder verkaufen. Außerdem soll die gemeinsame Entwicklung von Apps für Fahrer ausgelotet werden.

Die Höhe der Toyota-Beteiligung an Uber wurde nicht genannt. Der Finanzdienst Bloomberg berichtete, die Investition sei niedrig und Toyota habe keine Absicht, einen großen Anteil zu kaufen oder die Kontrolle zu übernehmen. Der Autokonzern wolle mehr darüber erfahren, wie Verbraucher Fahrdienste nutzen, und könne leicht wieder aussteigen, wenn die Partner getrennte Wege gehen wollten, hieß es unter Berufung auf eine informierte Person.

Uber ist die Nummer eins unter den Fahrdienst-Vermittlern. Das Unternehmen aus San Francisco besorgte sich mehr als fünf Milliarden Dollar bei Investoren und soll in Finanzierungsrunden zuletzt mit über 60 Milliarden Dollar bewertet worden seien. Zugleich legte sich Uber bei der weltweiten Expansion mit Behörden und der Taxi-Branche an.

Gett ist den Angaben zufolge in mehr als 60 Städten weltweit aktiv, darunter zum Beispiel auch New York und London. Im Großteil von Manhattan bietet die Firma Fahrten zu einem Flatrate-Tarif von zehn Dollar an und sorgte damit für Aufsehen. Volkswagen macht keinen Hehl daraus, dass es dabei auch um eine Zukunft mit Roboter-Taxis geht: Die Vermittlungs-Plattform von Gett könne «auch als Grundlage dienen, um tragfähige Modelle für den On-Demand-Betrieb selbstfahrender Autos zu entwickeln», erklärte der Konzern am späten Dienstag.

VW hatte auch im Gefolge des Abgas-Skandals angekündigt, sich zu einem «Mobilitätsdienstleister» zu wandeln. Dies ist Teil einer neuen Strategie, die VW-Chef Matthias Müller noch im Sommer vorstellen will und zu denen auch mehr Elektromobilität gehört. Müller bezeichnete die Beteiligung an Gett als «Meilenstein». Gett will das Geld unter anderem in den Ausbau des Geschäfts in Europa stecken.

Die Toyota-Aktie legte am Mittwoch in Tokio um 2,3 Prozent zu, für den Volkswagen-Kurs ging es bis zum Nachmittag um rund ein Prozent aufwärts.

Die Autokonzerne sind auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen, denn vor allem die jüngeren Generationen wollen Autos zunehmend nur nutzen, statt besitzen. Außerdem dürften mit der künftigen Ausbreitung selbstfahrender Autos insgesamt weniger Wagen benötigt werden.

Deswegen gehen die Autohersteller verstärkt ins Geschäft der Fahrdienste rein. So kaufte Daimler die App MyTaxi und die Opel-Mutter General Motors investierte 500 Millionen Dollar in den Uber-Konkurrenten Lyft ein und will laut Medienberichten Roboter-Taxis testen. Dabei treten die Fahrdienste auch als Abnehmer von Wagen der Autobauer auf, Lyft zum Beispiel will den neuen Elektrischen Chevrolet Bolt von GM nutzen. Daimler verwendet seine Autos im hauseigenen Carsharing-Dienst Car2Go und BMW seine Modelle beim Konkurrenten DriveNow.

Dabei verschmelzen die klassische Autoindustrie und die Online-Branche an immer mehr Stellen und es entstehen ungewöhnliche Partnerschaften. Der iPhone-Konzern Apple, der laut Medienberichten auch an einem eigenen Auto arbeiten soll, investierte jüngst eine Milliarde Dollar in den chinesischen Uber-Konkurrenten Didi.

Ford experimentiert mit einer eigenen Mitfahr-App und Fiat Chrysler sucht sich Hilfe bei der Entwicklung selbstfahrender Autos bei Google. Zugleich entwickeln Uber, aber auch der chinesische Internet-Konzern Baidu eigene Technik für Roboter-Wagen. Die Vision ist, dass selbstfahrende Taxis, die per App bestellt werden, den Verkehr in den Städten drastisch entlasten und sicherer machen können.


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung
21.12.2024

Griechenlands Wirtschaft überrascht: Für 2025 erwartet das Land einen Haushaltsüberschuss von 13,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt...

DWN
Panorama
Panorama Winterurlaub in Gefahr: Weniger Gäste in den Alpen erwartet
21.12.2024

Die Alpenregion, ein traditionell beliebtes Ziel für Wintersport und Erholung, steht in der neuen Saison vor Herausforderungen. Weniger...

DWN
Finanzen
Finanzen Quality Investing: Von der Kunst des klugen Investierens
21.12.2024

Luc Kroeze, Autor des Buches „Die Kunst des Quality Investing“, erläutert im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unsicherheit für PCK: Verkauf der Shell-Anteile gescheitert
20.12.2024

Das Scheitern des Verkaufs der Shell-Anteile an der Schwedter Raffinerie erschüttert den Standort. Wieder bleibt die Zukunft unklar. Nun...