Politik

Sprengstoff in Chemnitz entdeckt: Verdächtiger Syrer auf der Flucht

Spezialeinsatzkräfte stürmen eine Chemnitzer Wohnung, in dem Plattenbau soll ein Bombenbauer leben. Der mutmaßliche Islamist ist flüchtig, doch findet sich jede Menge Sprengstoff. Die Polizei warnt vor dem Tatverdächtigen.
08.10.2016 20:14
Lesezeit: 1 min

Die Polizei verdächtigt den 22-jährigen Syrer, einen Sprengstoffanschlag geplant zu haben. In einer von ihm genutzten Wohnung in Chemnitz fanden die Ermittler mehrere hundert Gramm "hochbrisanten Sprengstoff".

Bei einer Anti-Terror-Razzia in Chemnitz hat die Polizei in der Wohnung eines mutmaßlichen Islamisten Hunderte Gramm hochexplosiven Sprengstoff gefunden. Der mutmaßliche Bombenbauer, ein 22-jähriger Syrer, war am Samstag auf der Flucht. Das Landeskriminalamt (LKA) schrieb Dschaber al-Bakr bundesweit zur Fahndung aus. Drei syrische Bekannte des Mannes wurden als mögliche Komplizen in Chemnitz festgenommen. Sicherheitskreise berichteten der Deutschen Presse-Agentur, es gebe eine Spur zur Terrororganisation «Islamischer Staat» (IS).

Über mögliche Anschlagsziele wurde zunächst nicht bekannt. Der Hinweis auf den Syrer kam vom Bundesamt für Verfassungsschutz. Weder der Geheimdienst noch die Polizei wollten sich zu einem «Focus»-Bericht äußern, wonach ein deutscher Flughafen angegriffen werden sollte. Spezialisten ließen den gefundenen Sprengstoff am Samstagabend kontrolliert detonieren. Das Gemisch sei weit gefährlicher als TNT gewesen.

Die Wohnung liegt in einem Plattenbauviertel im Südwesten der Stadt, im Fritz-Heckert-Wohngebiet. Spezialkräfte der Polizei sprengten gegen 13 Uhr die Tür der Wohnung, der Gesuchte war aber nicht darin. In der Wohnung wurde der Sprengstoff entdeckt. Bei dem Terrorverdächtigen auf der Flucht handelt es sich gegen erste Vermutungen nicht um den Mieter der Wohnung.

Die ganze Siedlung war stundenlang abgesperrt und wurde teilweise geräumt. Schon am Morgen hatten rund 80 Menschen ihr Zuhause verlassen müssen. Am Abend wurden die ersten Bewohner wieder zurück in ihre Wohnblöcke gelassen.

Im Zuge der Anti-Terror-Ermittlungen musste die Polizei in Chemnitz auch den Hauptbahnhof teilweise sperren. Ein Spezialroboter untersuchte dort auf einem Bahnsteig einen roten Koffer, den zwei der festgenommenen Verdächtigen dort bei sich trugen. Später gab es diesbezüglich Entwarnung.

LKA-Sprecher Tom Bernhardt warnte vor dem flüchtigen 22-jährigen Syrer. «Wir wollen ihn so schnell wie möglich finden.» Noch sei unklar, ob er als Flüchtling nach Deutschland gekommen sei. Die Polizei Sachsen schrieb nachmittags nach stundenlanger vergeblicher Suche: «Die Fahndung nach dem Tatverdächtigen läuft. Derzeit wissen wir aber nicht, wo er sich befindet und was er bei sich trägt. Seid vorsichtig.»

Nach dem Terroralarm in Chemnitz erhöhten die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen Berlin-Schönefeld. Man habe die Einsatzkräfte dort verstärkt, sagte der Sprecher des Brandenburger Polizeipräsidiums, Torsten Herbst. Ein Einsatzzug der Bereitschaftspolizei bestehend aus 30 Beamten führe am Terminal Sichtkontrollen durch, Autos und Busse würden angehalten und kontrolliert, ob sich der gesuchte Verdächtige aus Chemnitz darin befinde. Dies sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, betonte Herbst.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA: Staatsverschuldung erreicht 36,6 Billionen Dollar – wer sind die Gläubiger?
18.04.2025

Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat mit 36,6 Billionen Dollar einen neuen Höchststand erreicht und wächst in den letzten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Online-Handel unter Druck: Steigende Erwartungen, weniger Spielraum für Fehler
18.04.2025

Der digitale Handel erlebt 2025 einen Wendepunkt: Kunden erwarten Perfektion, während lokale Anbieter ums Überleben im globalen...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona: Aufwärtstrend bei Amateurmusik - Deutsche musizieren wieder
18.04.2025

Den Flohwalzer klimpern, ein Liebeslied singen, auf der Gitarre schrammeln – Hobbymusik hat viele Facetten. Doch wie viele Menschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Blick aus China: Die USA haben an Bedeutung verloren, Zölle beeinträchtigen die Lieferketten nicht
18.04.2025

Die Bedeutung des US-Marktes für China habe in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen und mache heute nur noch 14 Prozent der...