Finanzen

Bond-Markt in Europa nervös: Frankreich koppelt sich ab

Die Renditen für französische Staatsanleihen haben sich von den anderen Euro-Staaten abgekoppelt. Auch Italien und Griechenland driften ab.
31.01.2017 21:57
Lesezeit: 1 min

An den europäischen Anleihemärkten haben sich die Papiere von Frankreich, Italien und Griechenland von der dominierenden Entwicklung bei den restlichen Staatspapieren abgekoppelt. Ihre Renditen steigen derzeit viel stärker als der Durchschnitt und verweisen damit auf Probleme, welche die Stabilität der EU als Ganzes in Gefahr bringen können, berichtet Bloomberg.

Die Renditen französischer Staatsanleihen mit Laufzeiten von zehn Jahren stiegen am Dienstag über die Marke von 1 Prozent. Dies geschah zuletzt vor über einem Jahr und deutet ein wachsendes Unbehagen bei Geldgebern an, welche im Gegenzug für das subjektiv empfundene gestiegene Risiko höhere Renditen einfordern. Als Grund für das gestiegene Risiko gelten in erster Linie die Präsidentschaftswahlen im April, welche mit einem Sieg der eurokritischen Partei Front National (FN) enden könnten, die einen Austritt Frankreichs aus der EU anstrebt. Beobachter erwarten unter der möglichen Präsidentschaft von FN-Chefin Marine Le Pen zudem eine eher unternehmerfeindliche Wirtschaftspolitik.

Die Spreizung zwischen den Renditen zehnjähriger französischer Papiere und dem europäischen Standard deutsche Bundesanleihen hat sich zuletzt ausgeweitet. In den Jahren zwischen 2003 und 2001 betrug der Abstand durchgehend etwa 20 Basispunkte. Derzeit liegt der bei über 60 Basispunkten.

In Italien führt eine Mischung politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten dazu, dass sich die Rendite der zehnjährigen Anleihen gegenüber den vergleichbaren spanischen Papieren seit Juni 2016 deutlich entfernt hat. Die Spreizung beträgt jetzt etwa 70 Basispunkte und ist damit so groß wie seit vier Jahren nicht mehr. „Die Arbeitslosigkeit in Italien verharrt noch immer bei etwa 12 Prozent und die Jugendarbeitslosigkeit beträgt etwa 40 Prozent, die Stimmung der Konsumenten und Einzelhändler verschlechtert sich und frühere Neuwahlen sind wahrscheinlich. Bemühungen, eine Stabilisierung der Krisenbank Monte Paschi durch private Investoren zu erreichen sind fehlgeschlagen und haben die Regierung dazu veranlasst, 20 Milliarden Euro Steuergelder zurückzulegen, um die Banken des Landes zu rekapitalisieren. Kurzum, sowohl die italienische Wirtschaft als auch das italienische Bankensystem haben es nicht geschafft, die Dynamik der Konkurrenz in anderen Staaten “, fasst Bloomberg die Situation zusammen.

Die höchsten Ausschläge verzeichneten die Renditen griechischer Papiere. Die Renditen zweijähriger Anleihen stiegen um mehr als 2 Prozent in der vergangenen Woche und liegen derzeit bei über 9 Prozent. Die Spreizung zwischen zehnjährigen griechischen Anleihen und ihren deutschen Pendants weitete sich so stark auf wie seit drei Monaten nicht mehr. Belastet werden die Anleihen von der weiter schwelenden Schuldenkrise, welche sich jederzeit in einer neuen Euro-Krise entladen könnte. Zwischen der Eurozone und dem Internationalen Währungsfonds ist es wiederholt zum Streit darüber gekommen, ob das Land einen Schuldenschnitt benötigt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Tesla übergibt erste Robotaxis in den Einsatz
24.06.2025

Elon Musk schickt die ersten selbstfahrenden Robotaxis auf die Straße – ohne Fahrer, aber mit vielen Fragezeichen. Warum das Experiment...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lieferkettengesetz: EU-Staaten streben deutliche Abschwächung an
24.06.2025

Die EU-Staaten streben eine erhebliche Abschwächung der geplanten europäischen Lieferkettenrichtlinie an. Unternehmen sollen künftig nur...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krieg als Börsengeschäft: So profitieren Konzerne vom Iran-Angriff
24.06.2025

Die USA greifen Irans Atomanlagen an – mit Waffen von börsennotierten Giganten wie Boeing und Northrop Grumman. Hinter dem Angriff...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nintendo-Aktie im Höhenflug: Trumps Zölle befeuern Switch-Hype
24.06.2025

Die neue Nintendo Switch 2 verkauft sich schneller als jede Konsole zuvor. Doch hinter dem Rekord-Launch steckt mehr als Nostalgie: Die...

DWN
Politik
Politik Bundeshaushalt beschlossen: Kabinett billigt Etat - hohe Schulden und steigenden Militärausgaben
24.06.2025

Der Haushaltsentwurf von Finanzminister Klingbeil hat die Zustimmung des Kabinetts erhalten. Die neue Bundesregierung plant umfangreiche...

DWN
Politik
Politik Waffenruhe zwischen Iran und Israel brüchig – neue Angriffe trotz Abkommen
24.06.2025

Trotz einer offiziell vereinbarten Waffenruhe haben sich Israel und der Iran gegenseitig militärischer Angriffe beschuldigt. Bereits kurz...

DWN
Politik
Politik EU will Greenwashing-Kontrollen kippen – auf Druck der Rechten?
24.06.2025

In Brüssel tobt ein erbitterter Machtkampf: Das geplante Gesetz gegen Greenwashing droht am Widerstand konservativer und rechter Kräfte...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Batteriemarkt in der Krise: Rückgang bei E-Autos trifft deutsche Industrie hart
24.06.2025

Der deutsche Batteriemarkt ist 2024 erstmals seit Jahren massiv eingebrochen – eine direkte Folge der schwachen Nachfrage nach E-Autos....