Die längste Wachstumsphase der japanischen Wirtschaft seit Jahrzehnten hat im ersten Quartal ein jähes Ende gefunden. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte aufs Jahr hochgerechnet um 0,6 Prozent - dreimal so stark wie von Ökonomen vorhergesagt. Zuvor war die nach den USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der Welt acht Quartale in Folge gewachsen. Eine so lange Erfolgsserie hatte es seit der zweiten Hälfte der achtziger Jahre nicht mehr gegeben. Für ihr Ende sorgten schrumpfende Investitionen und Konsumausgaben, wie aus am Mittwoch veröffentlichten Regierungsdaten hervorgeht. Die Exporte konnten das nicht wettmachen, da sie deutlich schwächer zulegten als zuletzt.
Die Regierung rechnet ungeachtet des Rückschlags mit einer moderaten Konjunkturbelebung in diesem Jahr, da die Verbraucher wieder mehr ausgeben und die Unternehmen auch mehr investieren sollten. „Wir müssen jedoch die Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherheit in Übersee und der Marktschwankungen berücksichtigen“, räumte Wirtschaftsminister Toshimitsu Motegi ein. Japan ist ähnlich wie die Exportnation Deutschland auf freie Märkte angewiesen, weshalb die „Amerika zuerst“-Politik von US-Präsident Donald Trump mit Sorge verfolgt wird.
Die Ausfuhren stiegen von Januar bis März nur noch um 0,6 Prozent, nachdem sie im Vorquartal um 2,2 Prozent zugelegt hatten. Grund dafür seien vor allem sinkende Lieferungen von Handyteilen und Fabrikausrüstungen, sagte ein Regierungsvertreter. Diese Teile gehen hauptsächlich nach China, wo sie für den Export benötigt werden. Dieses Geschäft ist jedoch gefährdet, sollte die Trump-Regierung weitere Zölle auf chinesische Exportprodukte verhängen. „Weltweit befanden sich IT-bezogene Produkte in einer Anpassungsphase, die Japans Exporte und die Fabrikproduktion belastet“, erklärte Yoshimasa Maruyama, Chefmarktökonom beim Finanzhaus SMBC Nikko Securities.
Die Daten aus Japan reihen sich in eine Reihe von Befunden ein, welche auf eine Abkühlung des Wachstums der Weltwirtschaft im laufenden Jahr hindeuten.
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Januar bis März nur noch um 0,3 Prozent zum Vorquartal zu - ein kleineres Plus gab es zuletzt vor drei Jahren. der Außenhandel büßte an Dynamik ein, weil sowohl die Exporte als auch die Importe im Vergleich zum Vorquartal rückläufig waren.
Im März wurden Waren im Wert von 116,1 Milliarden Euro exportiert und damit 1,8 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Im Februar hatte noch ein Plus von 2,4 Prozent und im Januar von 8,6 Prozent binnen Jahresfrist gestanden. Die Importe im März sanken zudem um 2,3 Prozent auf 90,9 Milliarden Euro. Vor allen der Handel mit Ländern außerhalb der Europäischen Union schwächelte.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) senkte seine Prognose für das Wachstum der Exporte in diesem Jahr. „Wir werden auf fünf Prozent runter gehen mit unserer Exportprognose“, sagte DIHK-Außenhandelschef Volker Treier. Zu Jahresbeginn war noch ein Plus von mehr als sechs Prozent vorausgesagt worden. Grund für die Rücknahme sei der zunehmende Protektionismus. „Hier braut sich schon auch ein Gewitter zusammen“, sagte Treier. „Das handelspolitische Umfeld ist deutlich schwieriger geworden.“
Die deutschen Exporteure sind auch wegen der Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump so skeptisch wie seit über einem Jahr nicht mehr. Das Barometer für die Exporterwartungen der Industrie fiel im April um 0,2 auf 15,6 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut vor einigen Tagen zu seiner monatlichen Umfrage unter 2.300 Unternehmen mitteilte. Das ist bereits der fünfte Rückgang in Folge. „Bei den deutschen Exporteuren kehrt nach und nach Normalität ein“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
In den einzelnen Branchen unterscheidet sich die Entwicklung. „Die Unternehmen aus der Metallindustrie gehen von einem geringeren Exportwachstum aus“, sagte Fuest. „Hier spiegelt sich die aktuelle Zolldebatte wider.“ Nach einer sehr guten Entwicklung im Vormonat wurden die Aussichten in der Textil- und Bekleidungsbranche wieder deutlich weniger optimistisch beurteilt. Die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen hingegen gehen vermehrt von einem Anstieg ihres Auslandsgeschäfts aus.
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