Politik

US-Richter Kavanaugh kämpft um seinen guten Ruf

Lesezeit: 2 min
27.09.2018 23:40
Trumps Kandidat für das Höchstgericht muss um seinen Ruf kämpfen.
US-Richter Kavanaugh kämpft um seinen guten Ruf

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Supreme-Court-Kandidat von US-Präsident Donald Trump, Brett Kavanaugh, hat bei seiner Anhörung vor dem Justizausschuss des Senats um seinen guten Ruf gekämpft. Dem Richter versagte in einem emotionalen Statement mehrfach die Stimme. Er sagte, durch die Anschuldigungen müsse er damit rechnen, nie wieder als Professor oder als Sport-Coach arbeiten zu können. Er glaube, dass seine Reputation dauerhaft beschädigt worden sei.

Kavanaugh legte einen detaillierten Kalender mit Tagebuchcharakter vor und versuchte, anhand der Eintragungen zu belegen, dass er zu dem fraglichen Zeitpunkt nicht auf der Party gewesen sei. Die Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford hatte Kavanaugh vorgeworfen, sie im Zustand der Trunkenheit sexuell angegriffen zu haben.

Kavanaugh hielt an seiner Bewerbung für das höchste US-Gericht fest. «Sie mögen mich in der Endabstimmung besiegen, aber sie werden mich nie dazu bringen, aufzugeben», sagte der aufgebrachte 53-Jährige bei einer Anhörung des Justizausschusses des US-Senats in Washington am Donnerstag an die Adresse seiner Gegner.

Kavanaugh wies die Missbrauchsvorwürfe erneut zurück und sprach von einem «kalkulierten und orchestrierten» Rufmord. «Das ist ein Zirkus», sagte er. «Die Konsequenzen werden sich weit über meine Nominierung hinaus hinziehen.» Er sagte zu den Anschuldigungen: «Das zerstört meine Familie und meinen guten Namen.»

US-Präsident Donald Trump, der sich am Mittwoch noch bedeckt gehalten hatte, war von Kavanaughs Auftritt überzeugt:

Blasey Ford hatte zuvor ihre Missbrauchsvorwürfe gegen Kavanaugh präzisiert. Ford sagte, dass es Kavanaugh gewesen sei, der 1982 bei einer Schülerparty versucht habe, sie zu vergewaltigen. Sie sei sich zu «100 Prozent» sicher, sagte sie.

Ford erklärte, sie habe wegen des Vorfalls an Angstzuständen, Platzangst, Panik und Symptomen gelitten, die einer posttraumatischen Belastungsstörung ähnelten. Ford kämpfte mit den Tränen, als sie vor der Befragung durch die Senatoren ihr vorbereitetes Statement ablas.

«Ich bin heute nicht hier, weil ich das will», sagte Ford. «Ich habe Angst. Ich bin hier, weil ich glaube, dass es meine Bürgerpflicht ist, Ihnen zu erzählen, was mir passiert ist, als Brett Kavanaugh und ich auf der High School waren.» Ford beschrieb detailliert, wie ein betrunkener Kavanaugh in Anwesenheit einer seiner Freunde sexuell übergriffig geworden sei und seine Hand auf ihren Mund gelegt habe, um sie am Schreien zu hindern. «Es war schwer für mich zu atmen, und ich dachte, dass Brett mich versehentlich töten würde.»

Ford fügte hinzu, am deutlichsten in Erinnerung sei ihr das Gelächter der beiden Freunde bei dem Vorfall gewesen. «Das brüllende Gelächter der beiden, und dass sie auf meine Kosten Spaß hatten.» Sie betonte mehrfach, sie verfolge keinerlei politische Absichten damit, die Vorwürfe öffentlich zu machen. Sie habe versucht, die Anschuldigungen dem Kongress zur Kenntnis zu bringen, als neben Kavanaugh noch weitere Namen für den Posten gehandelt wurden.

Vor den Kongresswahlen Anfang November ist die Personalie Gegenstand einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen Trumps Republikanern und den oppositionellen Demokraten geworden. Für diesen Freitag ist eine Abstimmung im Justizausschuss über eine Empfehlung Kavanaughs angesetzt. Danach muss der US-Senat über die Berufung des 53-Jährigen an das höchste US-Gericht abstimmen.

Fords Vorwürfe sind bereits seit Mitte des Monats bekannt und führten nun zu der Anhörung des Justizausschusses. Die stellvertretende Ausschussvorsitzende, die demokratische Senatorin Dianne Feinstein, hatte von Ford Ende Juli erfahren, dass es es diese Vorwürfe gab. Ford hatte gebeten, dass ihre Privatsphäre geschützt würde. Doch nach zahlreichen Anrufen und Auftritten von Journalisten in ihrem Privathaus und in der Universität sei der Druck zu groß geworden. Die Republikaner werfen Feinstein vor, die Vorwürfe so lange geheimgehalten zu haben, damit eine Bestellung von Kavanaugh vor den Midterm-Wahlen verhindert werden könne. Die Demokraten hoffen auf eine Mehrheit im Kongress, mit der sie dann die Mehrheit hätten, um Kavanaugh zu verhindern.

Feinstein kritisierte, Ford und zwei weitere Frauen, die Vorwürfe gegen Kavanaugh erheben, hätten um Ermittlungen der Bundespolizei FBI gebeten. «Trotzdem drängen die Republikaner blind nach vorne.» Der Ausschussvorsitzende Chuck Grassley sagte, sein Büro habe die Anwälte der beiden anderen Frauen erfolglos um weitere Informationen gebeten.

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Ampel auf Rot: Warum die deutsche Wirtschaft abwandert
08.05.2024

Der Frust des deutschen Mittelstands ist gewaltig. Immer mehr Unternehmer denken über Verlagerung ihrer Produktionsbetriebe nach. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen KfW: Deutlich weniger Förder-Kredite, aber mehr Gewinn zum Jahresauftakt
08.05.2024

Nach mehreren Krisenjahren hat sich das Kreditgeschäft der staatlichen Förderbank wieder normalisiert. Gleichwohl verdient die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen weiter dramatisch an - Zukunftsaussichten bleiben düster
08.05.2024

Im April verzeichnete Deutschland erneut einen starken Anstieg der Firmeninsolvenzen - ein bedenklicher Trend, der bereits seit 10 Monaten...

DWN
Technologie
Technologie Abzocke an der Ladesäule? E-Auto laden unterwegs teurer als Benzin E10
08.05.2024

Die Begeisterung für Stromer hat in Deutschland schon arg gelitten. Die Ampel gewährt keine Zuschüsse mehr bei der Anschaffung - und nun...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW mit Gewinnrückgang - Konzernchef Zipse bleibt extrem optimistisch
08.05.2024

Der Autobauer BMW musste im ersten Quartal trotz des florierenden Luxussegments Gewinneinbußen verbuchen. Konzernchef Oliver Zipse bleibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Siemens Energy beendet Misere und startet Sanierungsplan für Windkraftsparte Gamesa
08.05.2024

Beim kriselnden Energietechnikkonzern Siemens Energy scheint sich der Wind zu drehen. Nach einem guten zweiten Quartal mit schwarzen Zahlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Anlagevermögen in Deutschland 2023 um 10 Prozent gewachsen
08.05.2024

Deutsche Kapitalanleger sind trotz schwacher Weltkonjunktur reicher geworden. Eine erfreuliche Nachricht für die Vermögensverwalter, die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
08.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...