Politik

Israel und Türkei wollen Pipeline nach Europa bauen

Lesezeit: 2 min
31.10.2016 01:57
Die Türkei und Israel erwägen den Bau einer Gas-Pipeline, womit israelisches Gas über die Türkei nach Europa transportiert werden soll. Erdogan will die Türkei zum Energie-Zentrum ausbauen. Auch die russische Pipeline Turkish Stream soll durch die Türkei nach Europa laufen.
Israel und Türkei wollen Pipeline nach Europa bauen
Die israelisch-türkische Pipeline. (Grafik: TRT World)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach der Normalisierung ihrer jahrelang angespannten  Beziehungen wollen Israel und die Türkei die Machbarkeit einer Gas-Pipeline prüfen, die israelisches Erdgas in die Türkei und weiter nach Europa leiten  soll. Beide Länder wollten darüber „sofort einen Dialog“ starten, sagte der  israelische Energieminister Yuval Steinitz am Donnerstag nach einem Gespräch  mit seinem türkischen Kollegen Berat Albayrak in Istanbul.

Steinitz hob hervor, auch wenn sein Land im Energiebereich auch mit  Jordanien, Ägypten, Zypern und Griechenland zusammenarbeite, sei „die  türkische Option sehr wichtig“. Es sei erfreulich, wenn türkische Unternehmen  sich im israelischen Energiesektor engagierten, etwa bei der Gasförderung.

Israel sucht derzeit nach internationalen Partnern für die Ausbeutung  seines vor der Küste gelegenen Gasfelds Leviathan. Die dortigen Vorkommen sind  so groß, dass das bis dahin rohstoffarme Land zu einem bedeutenden Exporteur  aufsteigen dürfte. Die regierungsnahe Zeitung Sabah berichtet, dass die israelisch-türkische Kooperation wichtig sei, um die Türkei zu einem Energie-Hub zu machen. Das Gasfeld verfügt über ein Gasvorkommen von 540 Milliarden Kubikmeter. Die Türkei möchte, dass 250 bis 270 Milliarden Kubikmeter über das Mittelmeer in die Türkei und von da aus nach Europa transferiert wird.

Am Montag hatte die Türkei mit Russland ein Abkommen über den Bau der Pipeline TurkStream geschlossen, die russisches Erdgas nach Europa leiten soll. Es war das erste israelisch-türkische Ministertreffen seit der Normalisierung der bilateralen Beziehungen im Juni. Steinitz lobte es als „Zeichen für den Normalisierungsprozess, der gerade zwischen unseren beiden

Staaten begonnen hat“.

Die Beziehungen zwischen den einst engen Verbündeten Israel und der Türkei  waren im Mai 2010 in eine tiefe Krise geraten. Israelische Sicherheitskräfte  hatten damals das türkische Schiff Mavi Marmara gestürmt, das trotz der  israelischen Blockade des Gazastreifens Hilfsgüter zu der notleidenden  Bevölkerung in dem palästinensischen Küstenstreifen bringen wollte. Bei dem  Einsatz wurden zehn Türken getötet. Beide Länder zogen in der Folge ihre  Botschafter aus dem jeweils anderen Land ab. Erst nach sechs Jahren einigten sich beide Seiten Ende Juni auf die  Normalisierung ihrer Beziehungen. Die Vereinbarung wurde durch eine israelische Entschuldigung für die Erstürmung sowie eine Entschädigungszahlung von 20 Millionen Dollar (18,8 Millionen Euro) für die Opfer ermöglicht. Der Forderung Ankaras nach der Aufhebung der Blockade des Gazastreifens stimmte Israel nicht zu, doch erlaubte es der Türkei, über israelische Häfen Hilfsgüter in das Gebiet zu bringen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zu Beginn des 23. Weltenergiegipfels in Istanbul gesagt, dass die Türkei wichtige Schritte unternehme, um zu einem Energie-Hub zu werden. Die Hürriyet zitiert Erdogan: „Wir schauen sehr positiv auf Turkish Stream und unsere diesbezügliche Arbeit läuft weiter. Die zweite Etappe zu Turkish Stream werden die Entwicklungen in Europa bestimmen. Das östliche Mittelmeer hingegen ist wichtig für die Diversifizierung der Gasressourcen. Der kostengünstigste und praktischste Transport des Gases aus dem gesamten östlichen Mittelmeer kann nur über die Türkei laufen. Das haben uns diverse Berichte und Untersuchungen gezeigt. Bis Ende 2016 werden wichtige Entscheidungen getroffen werden. In der gesamten Region ist es nicht möglich, einen wirtschaftlichen Wohlstand herbeizuführen, ohne die Energiefrage gelöst zu haben.“

Erdogan machte damit deutlich, dass er nicht nur ein Interesse daran habe, dass die Gasvorkommen bei Zypern über die Türkei nach Europa transportiert werden, sondern auch die Gasvorkommen vor Israel.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...