Finanzen

Bundesbank verschärft Kampf gegen EU-Einlagensicherung

Lesezeit: 1 min
17.11.2016 00:50
Die Bundesbank ist strikt gegen einen europaweiten Einlagensicherungsfonds. Einen Kompromissvorschlag der EU-Kommission wies sie kategorisch ab.
Bundesbank verschärft Kampf gegen EU-Einlagensicherung

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Bundesbank sieht die Pläne der EU zu einer gemeinsamen Einlagensicherung in Europa weiter kritisch, berichtet die dpa. Auch der aktuelle Kompromissvorschlag der EU, wonach ein europäisches Schutzsystem zunächst nur als Rückversicherung zu den nationalen Sicherungstöpfen einspringen sollte, sein nicht tragbar, erklärte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret am Mittwoch in Frankfurt. „Im Ergebnis sollten wir beim jetzigen System der Harmonisierung nationaler Einlagensicherungssysteme bleiben, solange viele offene Fragen ungeklärt sind.“

Die Voraussetzungen für einen europäischen Schutz von Spareinlagen seien bislang nicht erfüllt. Solange es keine einheitlichen Regelungen in der Finanz- und Wirtschaftspolitik gebe, bestehe die Gefahr, dass bei einer gemeinsamen Einlagensicherung die Folgen falscher nationaler Politikentscheidungen auf alle Sparer im Euroraum umgelegt würden.

Viele EU-Staaten hatten anders als Deutschland bis zuletzt kein funktionierendes nationales System zum Einlagenschutz. Die deutsche Kreditwirtschaft befürchtet, dass ihre über Jahre gefüllten Töpfe für Schieflagen in anderen Ländern angezapft werden.

Die Bundesbank warnt zudem wegen der anhaltenden Mini-Zinsen vor Risiken für die Finanzstabilität. „Im aktuellen makroökonomischen Umfeld besteht die Gefahr, dass Marktteilnehmer Risiken unterschätzen und nicht ausreichend berücksichtigen, dass die Vermögenspreise fallen und die Zinsen steigen können“, sagte die Vizepräsidentin der Notenbank, Claudia Buch, am Mittwoch bei der Vorstellung des „Finanzstabilitätsberichts 2016“ in Frankfurt.

Am deutschen Immobilienmarkt sieht die Bundesbank trotz teils kräftig gestiegener Preise jedoch noch keine gefährlichen Übertreibungen. „Obwohl die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland seit dem Jahr 2010 deutlich steigen, gibt es aktuell keine Anzeichen für eine exzessive Kreditvergabe oder eine Abschwächung der Kreditvergabestandards“, erklärte Buch. Die Finanzbranche vergebe Kredite nach wir vor mit Augenmaß.

Allerdings verlockten die niedrigen Zinsen andererseits zum Schuldenmachen. Käufer müssten sich darüber im Klaren sein, dass dann, wenn die Zinsen wieder steigen, die Preise und Bewertungen an den Märkten zurückgehen würden: „Finanzierungen, die unter den aktuellen Rahmenbedingungen angemessen erscheinen, könnten sich dann als nicht nachhaltig herausstellen“, warnte Buch.

Banken und Sparkassen tun sich mit dem Geldverdienen angesichts der extrem niedrigen Zinsen zwar schwer, die Mehrheit der Institute kann mit der Ertragsschwäche aber nach Einschätzung der Bundesbank derzeit aber noch umgehen. „Die Solvenz und Liquidität der deutschen Banken und Sparkassen steht außer Frage“, betonte Dombret. Die Notenbank warnte jedoch vor Risiken, wenn die Zinsen wieder steigen sollten. Um die nachhaltige Ertragsschwäche zu überwinden, müssten die Institute nicht nur ihre Geschäftsmodelle auf den Prüfstand stellen, sondern auch über Fusionen, eine Ausdünnung des Filialnetzes und weitere Einsparungen nachdenken.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Umweltbewusst und günstig: Hondas Leasing-Modell für die elektrifizierten Fahrzeuge von Honda

Der Managing Director der Honda Bank Volker Boehme spricht mit den DWN über die neuesten Entwicklungen im Leasinggeschäft für die...

DWN
Politik
Politik Scholz im Bundestag: Eine Erklärung, die nichts erklärt
28.11.2023

Die mit großer Spannung erwartete Regierungserklärung enttäuschte. Weder erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz, wie es zu dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bundesrat stimmt besseren Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen zu
28.11.2023

Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz (ZuFinG), dem nun auch der Bundesrat zugestimmt hat, werden sich die Finanzierungsmöglichkeiten für...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kredite an Unternehmen in Eurozone schrumpfen erstmals seit 2015
28.11.2023

Die Zinserhöhung durch die EZB zeigt Wirkung. Der Umfang der Kredite an Unternehmen der Eurozone ist im Oktober so stark zurückgegangen...

DWN
Politik
Politik Schuldenbremse: Scholz erhält Rückendeckung vom DIW
28.11.2023

Die Haushaltskrise rechtfertigt laut DIW-Chef Marcel Fratzscher die Ausrufung einer Notlage auch für 2024. Die Schuldenbremse sei sowieso...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EIT Culture & Creativity - Europa setzt auf Kreativität für KMU
28.11.2023

Europa setzt auf kreative Impulse für wirtschaftliche Transformation: Mit über 70 Millionen Euro fördert das EIT Culture & Creativity...

DWN
Politik
Politik Armes Deutschland – eine Gefahr für die Demokratie
27.11.2023

Neueste Zahlen zum Wohlstand und dessen ungleicher Verteilung zeigen: Die Armut ist in Deutschland auf dem Vormarsch - mit weitreichenden...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konsumklima schwach: Handel fürchtet um Weihnachtsgeschäft
28.11.2023

Das Konsumklima hat sich vor Weihnachten nur wenig aufgehellt. Doch Ökonomen sind wenig optimistisch. Denn durch die Haushaltskrise drohen...

DWN
Politik
Politik SPD und Grüne gegen Schuldenbremse, FDP weiter dafür
28.11.2023

Die Ampel streitet über den Bundeshaushalt 2024. Allein die FDP will an der Schuldenbremse festhalten. Daher setzen SPD und Grüne auf...