Politik

Goldman Sachs: Trump wird zum Risiko für das Finanz-System

Goldman Sachs wird wegen der Politik von Donald Trump nervös. Die Investment-Bank hält schwere Verwerfungen für möglich. Originell: Top-Banker von Goldman Sachs sind die Berater von Trump.
06.02.2017 22:53
Lesezeit: 2 min

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Eine Notiz der Ökonomen von Goldman Sachs zeigt große Besorgnis wegen der Politik von US-Präsident Donald Trump. Alec Phillips und sei Team schreiben laut Bloomberg, dass die anfängliche Euphorie über Trump verflogen sei, weil sich gezeigt habe, dass die Dinge unter Trump doch komplizierter werden könnten als gedacht. Der Widerruf von Obamacare werde eine lange Schlacht im Kongress nach sich ziehen. Frühestens 2018 erwarten die Goldmänner Ergebnisse bei der Neuordnung der Gesundheitsreform. Die Gräben zwischen den politischen Parteien seien nicht wie erwartet nivelliert, sondern noch tiefer geworden. Daher seien von beiden Parteien getragene Entscheidungen im Senat nur schwer vorstellbar.

Vor allem aber sehen die Ökonomen eine „reale Möglichkeit einer Markt-Disruption“, halten also einen Crash für möglich. Dieser sei möglich, weil sich Trump entgegen den Erwartungen von Goldman an seine Wahlversprechen halten will: Die Einwanderung soll begrenzt, der Freihandel reduziert werden. Beide seien Grundvoraussetzungen für die globale Wirtschaft. Ihre Preisgabe würde zu „Verwerfungen an den Finanzmärkten und in der Realwirtschaft“ führen.

Auch EZB-Chef Mario Draghi, ebenfalls ein früherer Goldman Sachs-Banker, hat bereits dezent damit begonnen, Trump für einen möglichen Crash verantwortlich zu machen.

Die Sorgen der Goldmänner könnten daher rühren, dass Trump und vor allem sein Chefstratege und Ex-Goldman Stephen Bannon einen radikalen Bruch im Weltfinanzsystem herbeiführen wollen. Bannon ist ein Vertreter des Trennbankensystems. Für die Goldmänner könnte es sich bei einer solchen Neuordnung bezahlt machen, dass der designierte Finanzminister Steve Mnuchin ebenso von Goldman kommt wie Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn. Wenn das Finanzsystem auf den Kopf gestellt wird, gibt es Goldgräber-Zeiten. Besonders hohe Profite winken jenen, die am Eingang zur Goldmine sitzen und die Schürfrechte vergeben. Für Anleger empfiehlt es sich in dieser Lage, absolut unkonventionell zu denken.

Die Unsicherheit über den Kurs von US-Präsident Donald Trump hat der Wall Street am Montag einen Dämpfer versetzt. Mögliche Beschränkungen beim internationalen Handel und der Einwanderung lasteten auf der Stimmung: "Der Markt sucht bei der Politik des Weißen Hauses nach Richtung", sagte Ökonom Albert Brenner vom Vermögensverwalter United Wealth Management. Nach zwei juristischen Schlappen im Streit über den Einreisestopp für Bürger mehrerer muslimischer Länder verschärfte Trump die Einreisekontrollen.

Technologie-Riesen wie Apple, Google und Microsoft suchten derweil einen Schulterschluss gegen das von Trump verordnete Einreiseverbot. Der umstrittene Bann für Bürger aus sieben muslimisch geprägten Ländern füge der US-Wirtschaft erheblichen Schaden zu, heißt es in einem Schriftstück, das von knapp 100 Firmen unterzeichnet und bei einem US-Berufungsgericht in San Francisco eingereicht wurde.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,1 Prozent tiefer auf 20.052 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 sank 0,2 Prozent auf 2292 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verringerte sich um 0,1 Prozent auf 5663 Punkte.

Bei den Einzelwerten zählten Hasbro-Aktien zu den Gewinnern und legten 14,1 Prozent zu. Ein überraschend starkes Weihnachtsgeschäft sorgte für Auftrieb bei den Papieren des Herstellers von Gesellschaftsspielen wie Monopoly und von Star Wars-Actionfiguren.

Die Anteilsscheine von Advanced Micro Devices verteuerten sich um mehr als elf Prozent in Reaktion auf einen Artikel in einem Fachblatt zu den Perspektiven des Chipherstellers.

Unter Druck standen dagegen Tiffany : Der Rücktritt des Firmenchefs Frederic Cumenal kam bei den Börsianern nicht gut an. Die Anteilsscheine des Juweliers verbilligten sich um 2,5 Prozent.

In Europa nahmen Aktienanleger ihre Gewinne mit. Der Dax fiel um 1,2 Prozent auf 11.509 Punkte, der EuroStoxx50 verlor etwa ein Prozent. "Die Investoren wissen aktuell nicht so recht, was sie mit dem politischen Input der vergangenen Tage anfangen sollen", sagte CMC-Markets-Analyst Jochen Stanzl.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 770 Millionen Aktien den Besitzer. 1117 Werte legten zu, 1817 gaben nach und 148 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,71 Milliarden Aktien 1045 im Plus, 1806 im Minus und 197 unverändert.

Die US-Kreditmärkte waren als sicherer Hafen gefragt und legten zu. Die zehnjährigen Staatsanleihen gewannen 20/32 auf 96-12/32. Die Rendite sank auf 2,4169 Prozent. Der 30-jährige Bond erhöhte sich um 1-6/32 auf 96-18/32 und rentierte mit 3,0514 Prozent.

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