Politik

USA verlangen von Kambodscha Zahlung von Kriegsschulden

Lesezeit: 2 min
19.03.2017 01:11
In den 1970er Jahren haben die USA mehr als 500.000 Tonnen an Bomben auf Kambodscha abgeworfen. Nun verlangt Washington etwa 662 Millionen Dollar an Kriegsschulden von Kambodscha.
USA verlangen von Kambodscha Zahlung von Kriegsschulden

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

[vzaar id="2845103" width="600" height="338"]

Diese Forderung der USA hat für Empörung und Aufruhr in Kambodscha gesorgt, berichtet The Sydney Morning Herald (SMH). Alleine im Jahr 273 wurden über 200 Nächte lang 257.456 Tonnen an Bomben auf Kambodscha abgeworfen. Etwa halb so viel hatten die USA im Zweiten Weltkrieg auf Japan abgeworfen.

Die Bomben galten zwar offiziell den Roten Khmer und den Vietcong, die von 1970 bis 1975 gegen die offizielle Khmer-Republik, die von den USA unterstützt wurde, und die Republik Vietnam kämpften, doch bei den Bombardements kamen zahlreiche Zivilisten ums Leben. Im Krieg selbst kamen etwa 500.000 Kambodschaner ums Leben. Die US-Bomben sollen derart massiv gewesen sein, dass alles im Umkreis von einem Kilometer des Bombeneinschlagspunkts mit in den Tod gerissen wurde. Der schottische Kriegskorrespondent James Pringle befand sich damals etwa zwei Kilometer entfernt von einem Einschlagsgebiet. „Es fühlte sich an, als ob das Ende der Welt angebrochen ist“, zitiert das Blatt Pringle.

Die wahllosen Bombardements der Amerikaner trieben die Zivilbevölkerung in die Arme der Roten Khmer, die wiederum im Jahr 1975 ihre Regierung etablierten. Zwischen 1975 und 1979 kamen unter den Roten Khmer zwei Millionen Menschen durch Hinrichtung oder den Hungertod um.

Zuvor hatten die USA der offiziellen Regierung von Kambodscha ein Darlehen von 274 Millionen Dollar bereitgestellt, um die Nahrungsmittelversorgung des Landes zu sichern. Die damalige Regierung wurde von General Lon Lol kontrolliert, der sich zuvor mit Hilfe der Amerikaner an die Macht geputscht hatte. Bevor Lon Lol im Jahr 1975 floh und die Roten Khmer die Regierung übernahmen, wurde das Land systematisch heruntergewirtschaftet.

Die USA beharren auf der Rückzahlung der Darlehenssumme, die sie Kambodscha in den 1970er Jahren bereitgestellt hatte. „Für mich sieht Kambodscha nicht wie ein Land aus, das in Verzug sein sollte (…) Überall in der Stadt entstehen Gebäude, die ausländischen Investitionen fließen und die Staatseinnahmen steigen rasch“, meint William Heidt, der Botschafter der US-Regierung in Phnom Penh. Die Weigerung Kambodschas, seine Schulden an die USA zurückzuzahlen, stelle das Land auf eine Stufe mit dem Sudan, Somalia und Simbabwe, so Heidt. Die USA hätten es niemals in Erwägung gezogen, die Schulden zu streichen.

Doch die Regierung in Phnom Penh reagiert abweisend. „Die USA haben in meinem Land Probleme verursacht und fordern nun Geld von mir“, sagt Hun Sen, Kambodschas Premierminister und ehemaliger Kommandant der Roten Khmer. „Sie haben Bomben auf unsere Köpfe geworfen und verlangen nun eine Rückzahlung. Wenn wir dieser Aufforderung nicht nachkommen, werden sie dem IWF sagen, uns kein Geld mehr zu leihen“, sagte der Premier Anfang März auf einer internationalen Konferenz. Es sei an der Zeit darüber zu sprechen, dass die USA nach Kambodscha eingedrungen seien, um Kinder zu töten. Pringle, der jahrelang der Reuters-Bürochef in Ho-Chi-Minh-Stadt gewesen ist, stimmt Sen zu. Dieser habe „absolut recht“. Kambodscha schulde den USA gar nichts für ihre „Hilfe“, die zur Zerstörung des Volkes, der Wildtiere der Reisfelder und des Waldes von Kambodscha geführt hat, so der britische Reporter.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...