Finanzen

Billig-Fluglinie Ryanair eröffnet Preiskampf in Europa

Die Billig-Fluglinie Ryanair bietet für die angeschlagene Alitalia.
24.07.2017 17:31
Lesezeit: 2 min

Ryanair will die Konkurrenz mit noch niedrigeren Flugpreisen unter Druck setzen und hat ein Auge auf die zum Verkauf stehende Alitalia geworfen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Nach einem Gewinnsprung im Frühjahr kündigte der Billigflieger am Montag an, die Ticketpreise im Spätsommer um bis zu neun Prozent zu senken. Damit könnten einige Rivalen auf der Kurzstrecke in Turbulenzen geraten, sagte Finanzvorstand Neil Sorohan.

Längst in großen Schwierigkeiten ist Italiens einstiger Staatsflieger Alitalia, dem die Iren nun nicht nur Kunden abluchsen wollen: Ryanair habe ein unverbindliches Kaufgebot unterbreitet, so Sorahan. Doch Ryanair hat Alitalia nicht allein auf dem Radar, einem Insider zufolge sind etwa zehn Offerten eingegangen.

„Da draußen sind ein paar Leute, die das Leben langsam schwierig finden“, beschrieb Sorohan den aktuellen Konkurrenzkampf. Gerade Ryanair hat die Luftfahrtbranche mit Billigtickets von Anfang an durcheinandergewirbelt. In den vergangenen zwei Jahren legte das Unternehmen von Michael O'Leary aber noch einmal kräftig nach: Ryanair erhöhte seine Sitzkapazität um ein Drittel und trug so maßgeblich zu immer niedrigeren Preisen auf europäischen Kurzstrecken bei. O'Leary hat zugleich derart den Daumen auf Ausgaben für Personal, Wartung und neue Flugzeuge, dass die nach Passagierzahlen größte Fluggesellschaft Europas auch die mit den niedrigsten Kosten in der Region ist.

So gelang es ihr auch, im ersten Geschäftsquartal bis Ende Juni einen Nachsteuergewinn von 397 Millionen Euro einzufliegen – ein Plus von 55 Prozent. Dabei sorgte ein spätes Osterfest für einen seltenen Anstieg der Ticketpreise um ein Prozent. Doch der Finanzvorstand machte umgehend klar, dass der Konzern seine Preiskampfpolitik auch nach dem Sommer nicht aufgeben und die Tarife im Winter um durchschnittlich acht Prozent senken wolle. Analysten zufolge könnte dies neben Alitalia auch Air Berlin zusetzen. O'Leary will vor allem solchen krisengeplagten Konkurrenten Marktanteile abnehmen.

Doch bei Alitalia soll sein Beutezug noch weitergehen: Der Ryanair-Chef hatte im Juni erklärt, falls sich sein Konzern für eine Investition bei Alitalia entscheide, würde er eine Mehrheit anstreben. Am Freitag war die Frist für nicht bindende Offerten abgelaufen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte einen Kauf wiederholt ausgeschlossen. Trotz des laufenden Preiskampfs zeigte sich auch Spohrs Kranich-Airline jüngst optimistisch: Sie setzt auf einen Sommer-Boom und hob ihre Prognose für 2017 an. Billigflieger-Rivale Easyjet gab sich zuletzt ebenfalls optimistisch.

Zu Wochenbeginn waren aber auch Lufthansa und Easyjet nicht gegen den Abwärtstrend am Aktienmarkt gefeit. Die Preiskampf-Parolen von Ryanair schickten Lufthansa-Papiere 0,8 Prozent und Easyjet-Anteilsscheine 2,8 Prozent ins Minus. Doch auch mit Ryanair, die bei ihrem bisherigen Jahresausblick verharrten, waren die Anleger nicht zufrieden: Die Aktien gaben 2,2 Prozent nach.

DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Börsencrash, Blase oder Börsenrally? So brisant wird das zweite Halbjahr an den Aktienmärkten
08.07.2025

Zins-Chaos, Trump-Drohungen und eine Blase bei Rüstungsaktien: Drei Top-Strategen warnen vor einem explosiven Börsenhalbjahr – mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Exportflaute durch Handelsstreit: Unsicherheit belastet deutsche Firmen
08.07.2025

Trotz einer weiteren Fristverlängerung im Zollkonflikt mit den USA bleibt die Lage für deutsche Exportunternehmen angespannt. Die...

DWN
Politik
Politik Bundestag stimmt über Verfassungsrichter ab – Politische Debatte um Mehrheiten
08.07.2025

Im Bundestag steht eine wichtige Entscheidung an: Drei Kandidatinnen und Kandidaten für das Bundesverfassungsgericht sollen gewählt...

DWN
Technologie
Technologie Wettlauf der Supermächte: Wer gewinnt das Milliarden-Quantenrennen?
08.07.2025

Quantencomputer gelten als Schlüsseltechnologie der Zukunft – und könnten bestehende Sicherheitsstrukturen weltweit aushebeln. Der...

DWN
Politik
Politik Recht auf Schutz: Gericht bestätigt Anspruch afghanischer Familie auf Visa
08.07.2025

Trotz der Einstellung des Bundesaufnahmeprogramms für gefährdete Afghanen hat das Verwaltungsgericht Berlin eine klare Entscheidung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Urlaub wird teurer: Flugkosten steigen auch bei Billig-Airlines
08.07.2025

Fliegen vom deutschen Flughafen ist deutlich kostspieliger geworden – und das nicht nur bei klassischen Airlines. Auch...

DWN
Politik
Politik Haushaltsstreit 2025: Klingbeils Pläne, Kritik und offene Milliardenlücken
08.07.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat den Haushaltsentwurf für 2025 und die Finanzplanung bis 2029 in den Bundestag eingebracht....

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Konzern behauptet Spitzenposition im deutschen E-Auto-Markt
08.07.2025

Der VW-Konzern setzt im deutschen E-Auto-Markt neue Maßstäbe. Die aktuellen Zahlen zeigen eine eindrucksvolle Entwicklung – doch der...