Wirtschaft

Gold-Börsen bereiten Einstieg in Blockchain vor

Mehrere große Player bauen Blockchain-basierte Plattformen für den Goldhandel.
21.08.2017 00:45
Lesezeit: 2 min

Die Blockchain-Technologie, auf der die Kryptowährungen wie Bitcoin beruhen, soll nun auch den Goldmarkt effizienter machen. In den kommenden Monaten werden der weltgrößte Börsenbetreiber CME Group, das IEX-Group-Start-up TradeWind Markets und die Fintechfirma Paxos entsprechende Produkte auf den Markt bringen.

Jeden Tag wird physisches Gold im Wert von rund 27 Milliarden Dollar gehandelt. Doch die Abwicklung kann sich über Tage hinziehen, was für Käufer und Verkäufer ein Risiko darstellt. Nun verspricht die Blockchain-Technologie nicht nur eine schnellere Abwicklung, sondern auch mehr Transparenz und mehr Sicherheit.

Eine Blockchain ist eine neuartige Form eines dezentralen Registers. Dabei werden die Daten gleichzeitig auf mehreren Servern gespeichert und kryptographisch signiert, um die Blockchain gegen Manipulationen zu schützen. So lassen sich Transaktionen stärker automatisieren und dadurch schneller und kostengünstiger abwickeln.

Mit der Blockchain-Technologie wollen daher auch sieben der größten Banken Europas in Kooperation mit IBM eine Plattform für die Handelsfinanzierung kleinerer und mittlerer Unternehmen in Europa schaffen. Zudem verspricht die Blockchain, die Probleme der Containerverschiffung zu lösen. Auch den Goldhandel soll die Blockchain effizienter machen.

„Digitales Gold würde Marktanteile von anderen Goldanlageformen wegnehmen, von Terminkontrakten, von physischen Gold, von Gold-ETFs“, zitiert Bloomberg Ebele Kemery von JPMorgan Asset Management. Der Einsatz der Bitcoin-Technologie im Goldhandel würde für Investoren eine zusätzliche Anlageform schaffen.

Der Börsenbetreiber CME Group und die britische Royal Mint haben im letzten Jahr ein Goldprodukt mit dem Namen Royal Mint Gold (RMG) entwickelt. Die RMG-Handelsplattform wird derzeit mit großen Finanzinstituten getestet. Sie wird den Kunden bereits ab Ende dieses Jahres zur Verfügung stehen.

Beim Aufbau dieser Handelsplattform arbeitet CME nach eigenen Angaben mit der Blockchain-Sicherheitsfirma BitGo zusammen, um „eine schelle, kostengünstige und kryptographisch sichere Methode“ zum Kauf, Halten und Trading von Edelmetallen zu schaffen.

Das Produkt richtet sich nach Angaben der CME Group sowohl an institutionelle Anleger als auch an Endkunden. Es wird mit physischen Gold im Wert von bis zu einer Milliarde Dollar gedeckt sein, dass bei der britischen Royal Mint gelagert wird.

Auch TradeWind Markets vom Geldverwalter Sprott Inc., nutzt die Blockchain-Technologie für eine elektronische Plattform, die Käufer und Verkäufer von Gold zusammenbringen soll. Das physische Gold dafür liegt in Lagerstätten, die von der London Bullion Market Association anerkannt sind.

TradeWind bietet auch ein dezentrales Register, das die Handelsabwicklung, das Account-Management und die Buchhandlung sicherstellen soll. Das Unternehmen erwartet den Start seines neuen Produkts zum Ende dieses Jahres oder Anfang kommenden Jahres.

Auch die Fintechfirma Paxos ist mit ihrem Blockchain-Produkt weit fortgeschritten. Bankchain Precious Metals ist ein Abwicklungsdienst, der den unmittelbaren Transfer von Zahlungen und Besitzrechten an Edelmetallen ermöglicht. Die Barren lagern in verschiedenen Tresoren in London, sagt Paxos-CEO Charles Cascarilla.

In einem Pilottest mit Euroclear dieses Jahr hat Bankchain Precious Metals mehr als 100.000 Transaktionen abgewickelt, heißt es in einer Mitteilung vom April. An dem Pilottest nahmen Teilnehmer wie Citigroup, Societe Generale, Barrick Gold und INTL FCStone teil.

In einem weiteren Test wurden Trankaktion von Dollar bei der Federal Reserve und der Goldbesitz in Londoner Tresoren abgewickelt. Damit habe man gezeigt, dass das System bereit ist, unmittelbare Abwicklungen durchzuführen, sagt Cascarilla. Wie geplant, werde Bankchain noch dieses Jahr starten, auch wenn Paxos und Euroclear ihre Partnerschaft beendet haben.

Adrian Ash, Forschungschef von BullionVault, ist weniger optimistisch. Die Blockchain-Technologie werde keines der Probleme im Zusammenhang mit der physischen Goldlieferung lösen, sagt er. Sein Unternehmen betreibt eine Online-Plattform zum Edelmetallhandel. Das Edelmetall der Kunden im Wert von rund zwei Milliarden Dollar lagert in Tresoren in Zürich, London, New York und Singapur.

„Die Leute trauen der Regierung nicht, warum also würde man es [das Gold] in einem Tresor der Regierung lagern?“, so Adrian Ash. „Unsere Kunden wollen nicht, dass es im Tresor einer Privatbank liegt, weil die pleitegehen können. Wenn wir es von einer Bank kaufen, dann geben wir es zur Obhut in spezielle Einrichtungen. Man benötigt einen Truck, um es zu bewegen. Blockchain löst das Truck-Problem nicht.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Teure Tierliebe: Deutsche geben mehr als sieben Milliarden für Haustiere aus
02.05.2025

Heimtiermarkt trotzt Wirtschaftsflaute: Über sieben Milliarden gaben die stolzen Besitzer im vergangenen Jahr für ihre Haustiere aus....

DWN
Politik
Politik Jugendtrendstudie 2025 belegt: Junge Frauen in Deutschland leben mit massiver Angst vor Übergriffen
02.05.2025

Die aktuelle Jugendtrendstudie offenbart, dass die junge Generation sich in ihrem Land nicht mehr sicher fühlt. Besonders Frauen haben...

DWN
Politik
Politik AfD gesichert rechtsextremistisch: Verfassungsschutz stuft die Partei als rechtsextrem ein - Kommt demnächst ein AfD-Verbot?
02.05.2025

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hat die AfD als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Der Inlandsgeheimdienst teilte mit,...

DWN
Politik
Politik Kommunalwahlen in Grossbritannien: Nigel Farage und seine Reform UK Partei siegen in Starmers Wahlkreis
02.05.2025

Schwere Niederlage für Labour: In Umfragen hatten sie bereits vor den beiden traditionellen britischen Parteien die Nase vorn. Nun zeigt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezept für nachhaltige Führung: Was moderne Teamleiter im Jahr 2025 wirklich brauchen
02.05.2025

In einer zunehmend digitalen Arbeitswelt entscheidet nicht mehr Autorität, sondern Empathie und Strategie über den Führungserfolg.

DWN
Panorama
Panorama Kirchensteuer und Kirchgeld 2025: Höhere Einkommensgrenzen sorgen für Entlastung
02.05.2025

Haben Ehepaare unterschiedliche Konfessionen und geben gemeinsam eine Steuererklärung ab, kann das Finanzamt eine zusätzliche Abgabe...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollkonflikt: EU bietet USA Handelsausgleich von 50 Milliarden Euro an
02.05.2025

Die EU will mit einem milliardenschweren Angebot Strafmaßnahmen aus Washington abwenden. Kann eine Einigung gelingen?

DWN
Panorama
Panorama Corona-Ursprung und Labor-These: China widerspricht US-Regierung
02.05.2025

China macht die USA für den Ursprung des Coronavirus verantwortlich und beschuldigt die US-Regierung, das Thema zu „politisieren“, um...