Die Massenfestnahme von hochrangigen Angehörigen der Königsfamilie und Geschäftsleuten in Saudi-Arabien hat dem Staat Einnahmen in Milliardenhöhe verschafft: Auf rund 400 Milliarden Rial (86 Milliarden Euro) belaufen sich die Zahlungen, die Verdächtige im Gegenzug für ihre Freilassung der Staatskasse zusagten, wie Generalstaatsanwalt Scheich Saud al-Modscheb am Dienstag in Riad mitteilte. Die Zahlungen umfassten Bargeld, Wertgegenstände und Sicherheiten. Einige der Festgenommenen seien ohne Zahlung freigelassen worden, weil ihre Unschuld bewiesen wurde.
Die Zahlungen sind hochwillkommen, weil die Wirtschaft des Landes in den vergangenen Jahren deutliche Anzeichen der Schwäche gezeigt hat. Zudem belasten die militärischen Interventionen im Jemen und in Syrien die Staatskasse.
In einer beispiellosen Festnahmewelle waren in Saudi-Arabien im November 381 Menschen wegen des Verdachts auf Korruption festgenommen worden. Die Prinzen, Geschäftsleute und Behördenvertreter wurden im Ritz-Carlton-Hotel in der Hauptstadt festgehalten.
Der prominenteste von ihnen, Prinz Al-Waleed bin Talal, war am Samstag entlassen worden. Der Investor zählt zu den reichsten Menschen der Welt – auch er kam aufgrund einer finanziellen Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft frei.
Inzwischen befinden sich laut Modscheb noch 56 Verdächtige in Gewahrsam. Gegen sie lägen weitere Vorwürfe vor, es werde weiter ermittelt. Namen nannte der Generalstaatsanwalt nicht. Ob sie weiter im Hotel festgehalten werden, sagte er nicht. Das Ritz Carlton in Riad will am 14. Februar wieder für Gäste öffnen.
Die Festnahmen erfolgten auf Anweisung des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der das ultrakonservative Königreich mit seiner „Vision 2030“ modernisieren will.