Politik

USA wollen mit neuen Atomwaffen besser abschrecken

Lesezeit: 2 min
04.02.2018 00:58
Die USA haben eine Modernisierung ihrer Atomwaffen beschlossen. Moskau zeigt sich von der Entwicklung besorgt.
USA wollen mit neuen Atomwaffen besser abschrecken

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Militär  
Russland  
USA  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Russland hat die neue US-Atomwaffen-Strategie kritisiert. Das Dokument richte sich gegen Russland, erklärte das Außenministerium am Samstag in Moskau. Die USA steuerten offenbar auf Konfrontationskurs. "Wir müssen diese Herangehensweise von Washington natürlich bei unserem Handeln berücksichtigen und werden die nötigen Maßnahmen treffen, um unsere eigene Sicherheit zu gewährleisten", erklärte das Ministerium. Russland sei aber zur konstruktiven Zusammenarbeit mit den USA bereit. Die Vorwürfe, die die USA in dem Dokument gegen Russland erheben, wies es zurück.

Der Sprecher des chinesischen Verteidigungsministeriums, Ren Guoqiang,

erklärte, Peking lehne die in dem Papier enthaltenen Spekulationen entschieden ab. China habe seine Atomstreitmacht stets auf der "für die nationale Verteidigung erforderlichen Minimalstufe" belassen. Die USA verfügten dagegen über das weltweit größte Atomwaffen-Arsenal. "Wir hoffen, dass die Vereinigten Staaten ihre Mentalität des Kalten Krieges aufgeben", fügte der Sprecher hinzu.

Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif schrieb auf Twitter, Washingtons neue Atompolitik verstoße gegen den 1970 in Kraft getretenen Atomwaffensperrvertrag. Sie bringe die Menschheit "der Vernichtung näher".

Die SPD warnte vor einem neuen atomaren Wettrüsten. "Wir sehen hier die Gefahr, dass die Einsatzschwelle für Atomwaffen erheblich gesenkt werden könnte", erklärte der SPD-Verteidigungsexperte Wolfgang Hellmich. Er forderte eine europäische Abrüstungsinitiative und Verhandlungen mit Russland, die auch alle taktischen Atomwaffen umfassen müssten. Nötig sei zudem die strikte Einhaltung und wirksame Kontrolle des INF-Vertrages. Die NATO bezweifelt, dass Russland dieses Abkommen noch einhält, das 1987 den Grundstein für die Verschrottung der landgestützten atomaren Mittelstreckenraketen und damit das Ende einer ganzen Waffensparte legte. Die USA werfen Russland seit 2014 vor, den INF-Vertrag mit der Entwicklung eines neuen, bodengestützten Marschflugkörpers gebrochen zu haben.

Das US-Verteidigungsministerium hatte am Freitag erstmals seit 2010 eine neue Atomwaffenstrategie veröffentlicht. Die USA wollen danach kleinere Atomwaffen mit geringerer Sprengkraft entwickeln, um flexibler auf Angriffe reagieren zu können. Dabei gehe es nicht darum, die Einsatzschwelle für Atomwaffen in einem herkömmlichen Krieg abzusenken. Ziel sei vielmehr, eine Reihe flexibler und maßgeschneiderter Optionen zur Verfügung zu haben, um auf neue sicherheitspolitische Herausforderungen reagieren zu können. Dies sei wichtig, um eine glaubwürdige Abschreckung gerade in regionalen Konflikt aufrechterhalten zu können. "Es soll sicherstellen, dass potenzielle Gegner keinen Vorteil in einem begrenzten Einsatz von Atomwaffen sehen", heißt es in dem Dokument. Durch das Vorgehen der USA werde die Wahrscheinlichkeit eines Atomwaffen-Einsatzes sinken.

Das vorhandene Atomarsenal der USA stamme noch aus einer Zeit, ehe sich die sicherheitspolitische Landschaft dramatisch verschlechtert habe. Während die USA die Zahl ihrer Atomwaffen in den vergangenen Jahren reduziert hätten, bewegten sich Russland, China und Nordkorea in die entgegengesetzte Richtung. Russland etwa besitze eine größere Zahl und Vielfalt von nicht-strategischen Atomwaffen als die USA und glaube, dass ein begrenzter atomarer Erstschlag dem Land in Krisen oder kleineren Kriegen einen Vorteil bringen könne, heißt es in dem Papier des Verteidigungsministeriums. "Jüngste russische Erklärungen zu dieser sich gerade entwickelnden Atomwaffen-Doktrin scheinen die Schwelle für einen atomaren Erstschlag durch Moskau herabzusetzen." Dies habe Russland auch bei zahlreichen Manövern demonstriert. Diese falsche Lageeinschätzung Russlands zu korrigieren, sei aus strategischer Sicht zwingend.

Als klein gelten heute Atomwaffen mit einer Sprengkraft von weniger als 20 Kilotonnen. Darunter fällt auch die Atombombe, die die USA 1945 über Hiroshima abwarfen. Durch die gewaltige Explosion und die Spätfolgen der radioaktiven Strahlung wurden Schätzungen zufolge mehr als 100.000 Menschen getötet.

Zudem kündigten die USA an, langfristig auch seegestützte Marschflugkörper entwickeln zu wollen, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können. Dies könne gefährliche Fehleinschätzungen auslösen, warnte Jon Wolfsthal, der oberste Berater des früheren US-Präsidenten Barack Obama in Rüstungskontrollfragen, laut Reuters. "Wenn wir Marschflugkörper mit Atomsprengköpfen bestücken und dann konventionelle Marschflugkörper starten: Woher soll Russland dann wissen, dass sie konventionell bewaffnet sind?". Obama hatte sich stark für die atomare Abrüstung eingesetzt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die größten Kostenfallen: So sparen Sie bei Fonds, Aktien und Co.
01.05.2024

Viele Anleger unterschätzen die Wirkung von Anlagekosten. Dabei sind Fondsgebühren, Orderkosten und Co. auf lange Sicht enorm...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...