Politik

US-Senator trifft Assad und fordert Ende des Kriegs in Syrien

Lesezeit: 3 min
12.09.2018 01:31
US-Senator Richard Black aus dem Bundesstaat Virginia hat als einer von ganz wenigen US-Politikern direkten Kontakt mit Syriens Präsident Assad. Er ist der Auffassung , dass die US-Regierung die Kriege im Nahen Osten beenden müsse.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der republikanische Senator Richard Black aus dem Senat des US-Bundesstaats Virginia hat sich mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad getroffen, berichtet Newsweek. Der 74-jährige Black, ein Vietnam-Veteran der US-Armee, reiste Anfang September nach Syrien, um seine Unterstützung für die Regierung im Krieg gegen Söldner und Dschihadisten auszudrücken. Newsweek schreibt, der Westen, die Türkei und arabische Golfstaaten hätte diese Söldner unterstützt.

Black ist einer der wenigen US-Politiker, die direkten Kontakt mit Assad haben. Seine Meinung, dass die Kriege im Nahen Osten beendet werden müssen, ist vielen US-Gremien nicht herrschende Lehre. Allerdings hat sich Anfang September auch eine Gruppe ehemaliger Geheimdienstoffiziere mit einem Offenen Brief an US-Präsident Donald Trump gewandt. Sie forderten den Präsidenten auf, die Söldner bei Idlib zur Aufgabe zu bewegen, um eine Zerstörung der Stadt zu verhindern. Außerdem fordern sie den Präsidenten auf, mit Russland einen Nichtangriffspakt zu schließen, um eine Eskalation zu verhindern.

Senator Black traf nach 2016 bereits zum zweiten Mal mit Assad zusammen, mit dem er ein dreistündiges Gespräch führte. In ihrem Treffen betonte Präsident Assad laut Newsweek, dass Drohungen, Sanktionen und die Unterstützung des Terrorismus die Hauptmerkmale der Rolle der USA seien. Er forderte, dass die USA ihre Rolle auf friedliche Industrien verlagern sollte, anstatt Kriege zu entfachen und Länder zu destabilisieren. Dies wäre auch für Amerika und seine Bürger von Vorteil, so der Twitter-Account der syrischen Präsidentschaft.

Black hat über seine Gepräche mit Assad auch die politischen Entscheidungsträger in Washington in Kenntnis gesetzt, wie er den Deutschen Wirtschaftsnachrichten im Interview erklärte.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Wer hat Sie nach Syrien geschickt und welches war der Zweck Ihrer Reise?

Senator Richard Black: Ich bin zweimal aus eigener Initiative nach Syrien gereist. Die Vereinigten Staaten führen seit fast 18 Jahren Krieg im Nahen Osten. Diese Kriege haben christliche Zivilisationen zerstört, die seit Jahrtausenden gediehen. Ich bin entschlossen, alles zu tun, um den Frieden in der Region wiederherzustellen, damit Christen und Muslime das Schrecken und Blutvergießen ungerechter Kriege erspart bleiben.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Werden Sie mit der US-Regierung oder der US-Geheimdienste über Ihre Eindrücke über Syrien sprechen?

Senator Richard Black: Ich habe seit meiner Rückkehr aus Syrien mehrere Interviews mit Medien auf der ganzen Welt gemacht. In den vergangenen sieben Jahren habe ich wahrscheinlich 100 Interviews geführt, um den Krieg der Öffentlichkeit zu erklären. Ich habe mit jedem Mitglied des Kongresses und mit dem Präsidenten kommuniziert. Meine Ansichten sind der Intelligence Community bekannt. Bestimmt Kräfte, die aus Elementen der Regierung, der Medien und ausländisch finanzierten Denkfabriken bestehen, sind jedoch entschlossen, Länder im Nahen Osten zu zerstören. General Wesley Clark, der ehemalige Oberste Alliierte Befehlshaber Europa, sagte, dass der Verteidigungsminister 2001 die Ausarbeitung von Plänen für den Sturz von sieben Ländern des Nahen Ostens in den nächsten fünf Jahren angeordnet habe. Einer davon war Syrien. Im Jahr 2006 veröffentlichte der amtierende Botschafter in Syrien einen detaillierten Plan zur Destabilisierung und zum Sturz der syrischen Regierung. Dieser Plan wurde von Wikileaks veröffentlicht.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Wie ist die militärische Situation in Syrien heute?

Senator Richard Black: Syrien hat die Terroristen durch viele blutige Kämpfe im ganzen Land besiegt. Heute sind etwa 40.000 Dschihadisten in der Provinz Idlib Provence eingeschlossen. Sie stehen unter dem Oberbefehl von Abu Mohammad al-Julani. Er befehligt die größte Armee von Al-Qaida-Terroristen auf der Erde. Er gilt als so gefährlich, dass die Vereinigten Staaten eine Prämie von 10 Millionen Dollar für seine Ergreifung ausgesetzt haben. Trotzdem haben die USA und ihre Verbündeten ihre volle diplomatische Unterstützung der al-Qaida angedeihen lassen - dieselbe Gruppe, die am 11. September das Pentagon und das World Trade Center in New York angegriffen und 3.000 Amerikaner zu Tode gekommen gebracht hat.

Die USA halten es für unerlässlich, zu verhindern, dass Syrien die Kontrolle über seine Grenzen übernimmt, da jede US-Invasion in den Iran wahrscheinlich über syrisches Territorium verlaufen würde. Ich stimme einem westlichen Angriff auf den Iran nicht zu, genauso wie ich mit unseren Angriffen auf den Irak, Libyen, Syrien und den Jemen nicht einverstanden war. Nach 17 Jahren Krieg kann ich keine einzige Sache erkennen, von der die Vereinigten Staaten oder irgendein westliches Land profitiert hat.

Ein Drittel der US-Staatsschulden wurde zur Bekämpfung dieser endlosen Kriege benötigt. Diese Kriege haben über eine Million Menschen getötet und den Mittleren Osten in schwelenden Ruinen hinterlassen. Acht Jahre nach unserer Intervention in Libyen fehlt es sogar an einer funktionierenden Regierung. Die Migrationskrise in Europa wurde durch Interventionen im Nahen Osten und in Nordafrika ausgelöst. Sie droht, die Kulturen Europas auf unumkehrbare Weise zu destabilisieren. Es obliegt den Europäern, auf einem Ende dieser Kriege zu bestehen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
22.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktien sind heiß gelaufen: Warum immer mehr Analysten den europäischen Aktienmarkt in den Blick nehmen
22.11.2024

Vermögensverwalter Flossbach von Storch sieht zunehmend Risiken für US-Aktien. Nach der jüngsten Rekordjagd an den US-Börsen verlieren...

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...