Finanzen

Studie: Reiche schichten von Aktien vermehrt in Bargeld um

Lesezeit: 2 min
10.07.2019 16:58
Einer Untersuchung zufolge haben die Milliardäre der Welt im vergangenen Jahr teilweise deutliche Rückgänge ihres Vermögens verzeichnet.
Studie: Reiche schichten von Aktien vermehrt in Bargeld um
Die größten finanziellen Verluste verzeichneten der Studie zufolge die Ultrareichen, die über mehr als 30 Millionen Dollar verfügen. (Foto: dpa)

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Der Club der Dollar-Millionäre schrumpft und das Vermögen sinkt: Verluste an den Aktienmärkten haben im vergangenen Jahr Spuren hinterlassen. Das Vermögen der Reichen weltweit verringerte sich gegenüber 2017 in der Summe um fast 3 Prozent auf 68,1 Billionen Dollar, wie aus einer am Montag veröffentlichten Untersuchung des Beratungsunternehmens Capgemini hervorgeht. Es war das erste Minus seit sieben Jahren. «Ein Rückgang an den Aktienmärkten schlägt in der Regel besonders stark durch», erläuterte Capgemini-Experte Klaus-Georg Meyer.

Zugleich verlor der Club der Dollar-Millionäre erstmals seit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 Mitglieder - auch in Deutschland. Dort sank die Zahl der Menschen, die über ein anlagefähiges Vermögen von mehr als einer Million Dollar verfügen, den Angaben zufolge um 1,1 Prozent auf 1,35 Millionen. Das Gesamtvermögen verringerte sich um 3,9 Prozent auf gut 5 Billionen Dollar. Neben internationalen Handelskonflikten, die die Weltwirtschaft belasten, hätten auch die Unwägbarkeiten des Brexits für Verunsicherung gesorgt.

Nach Daten der Bundesbank hatte die Flaute am Aktienmarkt Ende 2018 auch in der Breite Spuren hinterlassen. Erstmals seit drei Jahren war das Geldvermögen der Privathaushalte in Deutschland gesunken. Es verringerte sich im vierten Quartal gegenüber dem dritten Vierteljahr um gut 28 Milliarden auf 6,02 Billionen Euro. Börsen-Anleger hatten das verlustreichste Jahr seit der Finanzkrise 2008 erlebt. Der deutsche Leitindex Dax verlor mehr als 18 Prozent.

Trotz des Rückgangs zählt Deutschland weiterhin zu den Ländern mit den meisten Dollar-Millionären. An der Spitze stehen die USA, gefolgt von Japan, Deutschland und China. Die vier Länder stehen Capgemini zufolge zusammen für 61,2 Prozent der Vermögenden weltweit. Meyer zufolge dürfte ein Großteil der vermögenden Bundesbürger aus mittelständischen Unternehmen stammen oder entsprechend geerbt haben.

Für mehr als ein Viertel des weltweiten Vermögensverlustes stand China. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wächst nicht mehr so rasant wie in der Vergangenheit. Spuren hinterlässt unter anderem der Handelskrieg mit den USA.

Rund um den Globus gab es den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 18 Millionen Dollar-Millionäre. Das waren 0,3 Prozent weniger als im Jahr 2017. «Persönlich würde ich mir aber keine Sorgen um die Dollar-Millionäre machen», sagte Meyer. Es sei normal, dass es im Laufe der Jahre mal einen kleinen Rückgang gebe.

Die größten finanziellen Verluste verzeichneten der Studie zufolge die Ultrareichen, die über mehr als 30 Millionen Dollar verfügen. Ihr Gesamtvermögen sank um rund sechs Prozent. «Der weltweite Vermögensrückgang konzentriert sich ganz klar auf diese Gruppe», sagte Meyer. Die «Millionäre von nebenan» (1 bis 5 Mio. Dollar) waren am geringsten betroffen. Ihr Vermögen verringerte sich in der Summe um 0,4 Prozent.

Capgemini berücksichtigt bei seinem jährlich erstellten «World Wealth Report» Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, alternative Investments wie Rohstoffe oder Hedgefonds, Bargeld sowie Immobilien, sofern sie nicht selbst genutzt werden.

Angesichts weltweiter Unsicherheit wegen internationaler Handelskonflikte und der Abkühlung der Weltkonjunktur ließen vermögende Privatleute Anfang des laufenden Jahres Vorsicht bei ihren Investitionen walten.

Laut einer Umfrage unter 2500 Reichen weltweit ersetzten sie im ersten Quartal 2019 teilweise Aktien durch Bargeld. Bargeld machte 28 Prozent des Finanzvermögens aus, Aktien rutschten mit knapp 26 Prozent (minus fünf Prozentpunkte) auf den zweiten Rang ab. «Cash ist eine klassische Parkposition in Zeiten der Unsicherheit», erläuterte Meyer.

 


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