Finanzen

Moody’s senkt Ausblick für Deutschlands Bankenbranche auf „negativ“

Der US-Ratingagentur Moody’s zufolge nimmt die Kreditwürdigkeit deutscher Banken ab.
21.11.2019 11:15
Aktualisiert: 21.11.2019 11:15
Lesezeit: 1 min
Moody’s senkt Ausblick für Deutschlands Bankenbranche auf „negativ“
Ein Mann blick aus dem 25. Stockwerk des "One Forty West" Hochhaus in Frankfurt. (Foto: dpa) Foto: Boris Roessler

Die Aussichten für die deutschen Banken haben sich nach Ansicht der Ratingagentur Moody's verschlechtert. Wegen der von der EZB veranschlagten niedrigen Zinsen werde die Profitabilität der Geldhäuser sinken und sich die Kreditwürdigkeit der Institute insgesamt eintrüben, erklärte Moody's am Donnerstag. Die Bonitätswächter senkten den Ausblick für das deutsche Bankensystem daher auf "negativ" von "stabil".

Deutsche Banken stehen schlechter da als viele ausländische Konkurrenten, die weniger abhängig von den Zinseinnahmen sind. Den Instituten ist es in den vergangenen Jahren kaum gelungen, neue Ertragsquellen zu erschließen. Obwohl die Belastungen durch faule Kredite schon seit Jahren ungewöhnlich niedrig sind, lag die Kosten-Ertrags-Quote der großen deutschen Banken nach Daten der EZB Ende des zweiten Quartals bei 82,82 Prozent - der schlechteste Wert von allen Euro-Ländern.

Das heißt, von jedem Euro an Einnahmen wurden fast 83 Cent durch Kosten aufgefressen. Zum Vergleich: Im Euro-Raum lag die Kosten-Ertrags-Quote im Schnitt bei 66,64 Prozent.

Auch die Bundesbank warnt angesichts von Konjunkturschwäche und Zinstief vor Risiken für das deutsche Finanzsystem. „Ein unerwarteter Konjunktureinbruch und abrupt steigende Risikoprämien könnten das deutsche Finanzsystem empfindlich treffen“, erklärte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts der Notenbank am Donnerstag in Frankfurt.

Noch im vergangenen Jahr war ein langsam steigendes Zinsniveau erwartet worden. Doch die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Nullzinspolitik im Herbst nochmals zementiert. Zudem trüben Handelsstreitigkeiten und Brexit-Sorgen die Aussichten für die Wirtschaft ein.

„Die niedrigen Zinsen setzen die Zinsmarge der Institute zunehmend unter Druck, belasten deren Profitabilität und stellen so auch ein Risiko für die Finanzstabilität dar“, ergänzte Joachim Wuermeling, das für Bankenaufsicht zuständige Vorstandsmitglied der Bundesbank.

Sorge bereitet den Experten der Bundesbank, dass Banken zunehmend auch riskantere Kredite vergeben. Im Falle eines Konjunktureinbruchs könnten die Institute daher in höherem Maße von Wertberichtigungen und Kreditausfällen belastet werden.

Die tendenziell steigenden Preise auf dem deutschen Immobilienmarkt beobachtet die Bundesbank weiterhin aufmerksam. Es bestehe die Gefahr, „dass Marktteilnehmer die vergangene Entwicklung zu optimistisch in die Zukunft fortschreiben und dabei die Werthaltigkeit von Sicherheiten überschätzen“, sagte Buch.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krisenmodus in der Industrie: Autohersteller weichen Chinas Regeln aus
14.06.2025

Weil China den Export kritischer Magnetstoffe drastisch beschränkt, geraten weltweite Lieferketten ins Wanken. Autohersteller suchen eilig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft H&M baut Milliardenhandel mit Secondhand-Mode aus
14.06.2025

H&M will das Image der Wegwerfmode abschütteln – mit gebrauchten Designerstücken mitten im Flagshipstore. Wird ausgerechnet Fast...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Atomkraftgegner fordern Ende der Uran-Geschäfte mit Kreml
14.06.2025

Atomkraftgegner wenden sich an die Bundesregierung: Sie fordern einen Stopp russischer Uranlieferungen nach Lingen. Auch die hybride Gefahr...

DWN
Finanzen
Finanzen Teuer Wohnen in Deutschland: Rund jeder Siebte zahlt mehr als halben Monatslohn für Miete
14.06.2025

Nach der Mietzahlung ist bei manchen nicht mehr viel übrig für den Rest des Monats, zeigt eine Studie. Jedoch haben viele Menschen auch...

DWN
Technologie
Technologie Autoren fragen, ob ihre Werke für künstliche Intelligenz genutzt werden können – eine unmögliche Mission?
14.06.2025

Ein Ex-Spitzenmanager von Meta warnt: Wenn KI-Unternehmen vor jedem Training urheberrechtlich geschützte Werke lizenzieren müssten,...

DWN
Politik
Politik Datenerpressung statt Freihandel: China nutzt seltene Erden als Waffe
13.06.2025

China verlangt sensible Betriebsgeheimnisse, bevor es seltene Erden exportiert – ein klarer Machtzug im Handelskrieg. Der Westen liefert,...

DWN
Politik
Politik Deutschlands herrenlose Konten: Bundesregierung will auf Gelder von Privatkonten zugreifen
13.06.2025

Auf deutschen Bankkonten schlummern Milliarden Euro, die anscheinend niemandem gehören. Union und SPD möchten jetzt an die Ersparnisse...

DWN
Panorama
Panorama Flugzeugabsturz in Indien: Was passierte bei Flug AI171?
13.06.2025

Mehr als 240 Menschen starben bei einem verheerenden Flugzeugabsturz in Indien. Premierminister Narendra Modi besuchte den einzigen...