Politik

Nuklearmächte China und Indien mobilisieren Truppen im Himalaya

Indien und China mobilisieren Truppen an ihrer gemeinsamen Grenze. Die beiden Nuklearmächte wetteifern seit 1962 um ein umstrittenes Gebiet im Himalaya-Gebirge.
31.05.2020 11:33
Lesezeit: 3 min
Nuklearmächte China und Indien mobilisieren Truppen im Himalaya
Der indische Premierminister Narendra Modi inspiziert am 19.10.2017 eine indischen Truppe. (Foto: dpa) Foto: Lalit Kumar

Unbeachtet von der europäischen Öffentlichkeit, gibt es seit mehreren Monaten ernsthafte Spannungen zwischen Indien und China in Ost-Ladakh und an der insgesamt 3.488 Kilometer langen „Line of Actual Control“ (LAC) zwischen beiden Ländern. In der ersten Maiwoche versuchten chinesische Truppen, tiefer in die Region Galwan Nala einzurücken. Doch die indische Armee reagierte unverzüglich und mobilisierte Truppen an der LAC, so Times Now News.

„Als die chinesische Armee in der ersten Maiwoche begann, ihre Truppen entlang der Linie der LAC in der Region Galwan Nala aufzustellen, wollten sie tiefere Einfälle in das indische Territorium bis zu ihren Anspruchslinien durchführen. Doch aufgrund der schnellen Verstärkung der indischen Truppen wurde das verhindert“, sagten indische Militärquellen gegenüber der "Asian News International" (ANI).

China weist die Vorwürfe zurück. In der offiziellen Erklärung des chinesischen Außenministeriums vom 19. Mai 2020 heißt es: „Die indische Armee hat die Grenze zwischen dem westlichen Teil der chinesisch-indischen Grenze und dem Sikkim-Abschnitt überschritten, um in chinesisches Gebiet einzudringen.“

China hat bereits etwa 5.000 Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge auf seiner Seite der umstrittenen Grenze in der Region Ladakh platziert. Indien verfügt über eine ähnlich hohe Anzahl von Truppen sowie Artilleriegeschützen entlang der Grenze, so Bloomberg. Die Pattsituation begann am 5. Mai 2020, als Truppen an den Ufern des Pangong Tso - eines Gletschersees auf 14.000 Fuß Höhe auf dem tibetischen Plateau - zusammenstießen und zahlreiche Soldaten auf beiden Seiten verletzt wurden. Seitdem hat sich ein stetiger Truppenaufbau ergeben.

Die beiden benachbarten Nuklearmächte mit den größten Bevölkerungen der Welt hatten um die gemeinsame Grenze im Himalaya 1962 einen kurzen Krieg geführt, den China gewonnen hatte. Seither gibt es immer wieder Zwischenfälle. Der Grenzverlauf ist nach wie vor nicht geklärt.

In dem Abkommen von 1993 über die Wahrung von Frieden und Ruhe entlang der Linie der LAC heißt es : „Bei Bedarf prüfen und bestimmen die beiden Seiten gemeinsam die Segmente des LAC, in denen sie unterschiedliche Ansichten hinsichtlich ihrer Ausrichtung haben.“

Weiterhin heißt es: „Jede Seite wird ihre Streitkräfte in den Gebieten entlang der LAC auf einem Mindestniveau halten, das mit den freundschaftlichen und gutnachbarschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern vereinbar ist. Der Abbau der Streitkräfte erfolgt schrittweise an einvernehmlich festgelegten geografischen Orten.“ Doch das Gegenteil ist aktuell der Fall. China und Indien mobilisieren Truppen und schwere Geräte entlang der LAC.

In einem Beitrag der Zeitung The Print schreibt der indische Generalleutnant Prakash Menon: "Die Rolle der indischen Streitkräfte beschränkt sich darauf, die Ausweitung der territorialen Kontrolle Chinas in den Konfrontationsgebieten einzudämmen. Diese Rolle ist relativ einfach zu übernehmen, da China nicht beabsichtigt, zu expandieren. Aber es wird behalten wollen, was es bereits eingenommen hat, und die Zeit nutzen, um militärische Befestigungen und Straßen in den umstrittenen Territorien zu bauen (…) Der Test für die Modi-Regierung lautet: Welche Maßnahmen muss sie ergreifen, um Indiens Verhandlungsmacht gegenüber China zu stärken? Diese können sowohl nuanciert als auch explizit sein und reichen von einer militärischen Begegnung geringer Intensität, bis hin zu einer Änderung der Haltung in unseren Beziehungen zu anderen Mächten, zu denen unter anderem Tibet, Taiwan und die USA gehören könnten."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...