Der Autozulieferer Continental will seinen Sparkurs wegen der Corona-Krise abermals verschärfen und warnt Insidern zufolge vor Stellenabbau. Das Unternehmen werde aller Voraussicht nach "einige 100 Millionen Euro sparen müssen. Das wird sehr schmerzhaft. Aber wir haben keine andere Wahl", sagte Konzernchef Elmar Degenhart mehreren namentlich nicht bekannten Insidern zufolge in einem internen Video, über das auch die Wirtschafts-Woche berichtete.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Kündigungen komme, sei "sehr, sehr hoch", sagte Degenhart. Conti habe keine andere Wahl, als variable und fixe Kosten anzupassen. Ein Conti-Sprecher verwies darauf, dass es sich um eine interne Veranstaltung gehandelt habe und wollte sich nicht weiter äußern. Der Betriebsrat lehnte eine Stellungnahme ab.
Das Wirtschaftsmagazin berichtete darüber hinaus, Degenhart erwarte von der Politik keine weitere Hilfe. "Wir haben die Hoffnung aufgegeben, dass die Konjunkturpakete gut und effektiv genug sind, um kurzfristig Schwung in die Automobilindustrie zu bringen," sagte er demnach.
Conti hatte bereits im März weitere Einsparungen angekündigt - Geld für die Dividenden der Aktionäre war aber noch genug in den Kassen. Anfang Mai stellte der Autozulieferer wegen des wochenlangen Stillstands der Produktion alle Ausgaben und Investitionen auf den Prüfstand. Schon damals wollte der Dax-Konzern aus Hannover wegen der Unsicherheiten keine Prognose für das laufende Jahr abgeben.
Die Pandemie trifft den Konzern mitten im Schwenk in die Elektromobilität, welcher tausende Arbeitsplätze kosten wird. Im September hatte das Unternehmen deswegen Umschichtungen angekündigt, von denen binnen zehn Jahren weltweit bis zu 20.000 Arbeitsplätze betroffen sein werden. Etwa 7.000 der mehr als 60.000 Stellen in Deutschland stehen wegen der Elekro-Fokussierung auf der Kippe. Ganze Werke sollen geschlossen werden, weil Teile für Benzin- und Dieselmotoren von den Autobauern weniger gefragt sind.
Beobachtern zufolge dürfte die verstärkte Fokussierung auf Elektroantriebe in Deutschland im schlimmsten Fall hunderttausende Arbeitsplätze kosten. Die E-Strategie ist äußerst riskant: Elektroautos sind bis heute nicht wirklich wettbewerbsfähig und der Nutzen für die Umwelt ist fraglich. Das jüngste Beispiel für die Probleme, welche mit einer aggressiven E-Strategie verbunden sind, lieferte der Aufstand der Mitarbeiter bei Volkswagen.
Das Sparprogramm, über das der Konzern nun mit den Arbeitnehmern verhandelt, soll nach Angaben aus Unternehmenskreise obendrauf kommen. Conti rechnet nicht damit, dass die Volumina in den kommenden fünf Jahren wieder das Niveau von 2019 erreichen werden. Deshalb hatten die Niedersachsen - wie andere Unternehmen aus der Automobilindustrie auch - auf eine Kaufprämie für Verbrenner gesetzt.
Seiner Enttäuschung darüber, dass diese nicht kommt, ließ der Betriebsrat freien Lauf. Betriebsratschef Hasan Allak kritisierte die SPD wegen ihrer ablehnenden Haltung scharf, die Kritik an der Elektro-Strategie wird aber nur indirekt geäußert: "Wir sind enttäuscht, dass führende Sozialdemokraten trotz eines Austauschs mit Betriebsräten Grundsatzpositionen einnehmen und weitreichende Entscheidungen treffen, die negative Konsequenzen für hunderttausende von Beschäftigten haben", schrieb er der Wirtschafts-Woche. Schadstoffarme Verbrenner würden schließlich noch mindestens zehn Jahre den Großteil der Produktion ausmachen.