General Keith B. Alexander leitete die NSA (National Security Agency) von 2005 bis 2014. In seiner Amtszeit deckte Edward Snowden das schockierende Ausmaß der illegalen Abhör- und Datenerfassungsprogramme durch den größten Auslandsgeheimdienst der USA auf. Derzeit ist Alexander Co-CEO der Firma IronNet Cybersecurity, die er vor sechs Jahren gründete.
Amazon, der in vielen Ländern der Welt agierende Onlineversandhändler, steht schon seit langem wegen seiner Zusammenarbeit mit dem US-Auslandsgeheimdienst CIA in der Kritik, insbesondere angesichts seines Cloud-Computing-Vertrags mit der CIA über 600 Millionen Dollar. Nun holt das Unternehmen mit Keith Alexander einen früheren NSA-Direktor in seinen Vorstand ein, der dort auch dem Prüfungsausschuss angehören wird.
Nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 wirkte Alexander an der Entwicklung und Durchführung einer enormen Anzahl von geheimen Programmen zur Überwachung im Inland mit. Das Ende seiner Karriere bei der NSA im Jahr 2014 war nicht etwa eine Folge der illegalen Überwachung durch die NSA, sondern eine Folge der mangelnden internen Sicherheit, die es möglich machte, dass Edward Snowden die Öffentlichkeit informieren konnte.
Amazon hingegen ist wiederholt beschuldigt worden, die Daten seiner Nutzer unzureichend zu schützen. So hat das Unternehmen Ton-Mitschnitte seines Alexa-Systems aus Deutschland zur Auswertung nach Polen geschickt, wo sie im Homeoffice ausgewertet wurden. Und kürzlich fanden Forscher gravierende Sicherheitslücken in Alexa, die es Hackern ermöglicht haben, Alexa-Nutzer auszuspionieren.
Neben diesen Datenpannen sammelt Amazon auch im großen Stil die Daten seiner Nutzer und legt Profile über sie an. Möglicherweise wird das Unternehmen dabei von den Erfahrungen des neuen Vorstandsmitglieds profitieren können. Doch wahrscheinlicher ist es, dass Amazon an Alexanders Fachwissen über Geheimdienste und Militär interessiert ist und an seinen entsprechenden Verbindungen.
Einer aktuellen Studie zufolge setzt Amazon seine massive Überwachungstechnologie sogar gegen die eigenen Angestellten ein. Der zu Amazon gehörende Online-E-Book-Dienst Kindle steht seit längerem in der Kritik, weil dort wiederholt kritische Autoren und deren Bücher gelöscht wurden. Der Einfluss von Amazon-Chef Jeff Bezos, dem reichsten Mann der Welt, erstreckt sich auch bis in die Medien, da er die Washington Post besitzt.