Inmitten der Corona-Pandemie fließen Kredite im Euro-Raum üppig und werden zum Jahresende hin wohl noch stärker nachgefragt. Im September vergaben die Banken im Währungsgebiet 7,1 Prozent mehr Darlehen an Unternehmen als ein Jahr zuvor, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag mitteilte. Im August gab es einen Zuwachs in derselben Höhe.
Wie aus der Umfrage der EZB zum Kreditgeschäft (BLS) unter 143 Banken weiter hervorgeht, waren Darlehen im Sommer aber nicht mehr so sehr gefragt wie im Frühjahr, als die Pandemie die Wirtschaft mit voller Wucht erfasste. Auch wegen steigenden Bedarfs von Mittelständlern im Zuge der zweiten Pandemiewelle dürften sie im Herbst aber wieder reger beantragt werden.
Eine solche Entwicklung ist laut der Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib, wohl auch für Deutschland absehbar: "Inzwischen wachsen die wirtschaftlichen Beeinträchtigungen durch die Pandemie hierzulande täglich." In den besonders betroffenen Dienstleistungsbranchen wie dem Gastgewerbe dürften demnach die finanziellen Engpässe und damit der Kreditbedarf wieder zunehmen: "Die EZB ist nun genauso wie die Regierungen gefordert, in dieser schwierigen Lage durch die Verlängerung und punktuelle Ergänzung der Krisenmaßnahmen das Vertrauen der Unternehmen und Konsumenten zu stärken."
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird Experten zufolge auf ihrer Zinssitzung am Donnerstag wegen der Wucht der zweiten Corona-Infektionswelle wohl die Tür für weitere geldpolitische Lockerungsschritte öffnen. Im Blickpunkt dürfte Experten zufolge das billionenschwere Anleihen-Kaufprogramm PEPP stehen - für viele das schärfste Schwert der EZB im Kampf gegen die Pandemiefolgen. Viele Volkswirte erwarten, dass die Notenbank das Programm im Dezember kräftig aufstocken wird.
Sorge um Konjunkturerholung
Die Firmen müssen sich laut der EZB-Umfrage zum Jahresende hin auf weiter verschärfte Vergabestandards der Banken gefasst machen. Dahinter stecke die Sorge um die wirtschaftliche Erholung, zumal einige Branchen weiter als anfällig gelten. Die im Rahmen der BLS-Umfrage befragten 34 deutschen Banken verschärften laut Bundesbank im dritten Quartal erneut ihre Vergaberichtlinie - aber nicht mehr so deutlich wie im Frühjahr. Die Belebung der Nachfrage nach Firmenkrediten durch die Corona-Hilfsprogramme der KfW und der Förderbanken der Länder ließ im Sommer zugleich etwas nach.
Wohnungsbaukredite waren hingegen wieder stärker gefragt. Der gestiegenen Nachfrage nach Firmen- und Wohnungsbaukrediten begegneten die Banken allerdings mit einer vergleichsweise hohen Ablehnungsquote: "Vor allem Unternehmen aus besonders von der Krise betroffenen Branchen sowie Neukunden hatten einen schlechteren Kreditzugang", teilte die Bundesbank weiter mit.
Geldmengenwachstum legt überraschend deutlich zu
Das Wachstum der Geldmenge in der Eurozone hat sich im September überraschend deutlich verstärkt. Die breit gefasste Geldmenge M3 erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,4 Prozent, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Zuletzt war im Jahr 2008 das Wachstum höher. Analysten hatten lediglich ein Wachstum von 9,6 Prozent erwartet. Im Vormonat hatte das Wachstum von M3 noch bei 9,5 Prozent gelegen.
Das Wachstum der enger gefassten Geldmenge M1 legte ebenfalls zu. Die Rate stieg von 13,2 im Vormonat auf 13,8 Prozent.
Fachleute führen das starke Geldmengenwachstum vor allem auf die Krisenpolitik der EZB zurück. Zur Bekämpfung der Corona-Folgen kauft sie in hohem Ausmaß Wertpapiere wie Staatsanleihen. Zudem versorgt sie die Euroraum-Banken mit sehr günstigen Langfristkrediten.
Die Kreditvergabe der Geschäftsbanken an die privaten Haushalte wuchs im September um 3,1 Prozent. Im Vormonat hatte es noch bei 3,0 Prozent gelegen. Das Wachstum der Kreditvergabe an Unternehmen verharrte bei 7,1 Prozent.
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