Weltwirtschaft

Streit im Opec-Kartell: Analysten sehen Risiken für den Ölpreis

Lesezeit: 3 min
01.12.2020 14:00  Aktualisiert: 01.12.2020 14:03
Zwischen den Ölnationen Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist ein offener Streit entbrannt. Experten zufolge könnte dieser einen neuen Ölpreis-Einbruch auslösen.
Streit im Opec-Kartell: Analysten sehen Risiken für den Ölpreis
Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman und Chinas Präsident Xi Jinping. (Foto: dpa)
Foto: Rolex Dela Pena/Pool

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Da die Mitglieder der OPEC + -Gruppe Schwierigkeiten haben, eine einheitliche Meinung darüber zu entwickeln, ob die Rohölproduktion gesteigert oder die Produktionskürzungen ausgeweitet werden sollen, sollten sie vielleicht ihre Augen auf Asien richten, die am stärksten konsumierende und am schnellsten wachsende Region.

Die Staats- und Regierungschefs der OPEC +, einer Gruppe von Mitgliedern der Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) sowie Russlands und anderer Länder, halten derzeit ein Treffen ab, um herauszufinden, ob bestehende Produktionskürzungen von 7,7 Millionen Barrel (Fass zu 159 Liter) pro Tag (bpd) weiterhin umgesetzt werden sollen, oder ob die Produktion ab Januar wie zuvor vereinbart wieder steigen soll. Ein erstes Treffen am Sonntag endete ohne Konsens.

Streit zwischen Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten

Dem Ölverbund ist es trotz intensiver Verhandlungen bisher nicht gelungen, sich auf eine kurzfristige Förderpolitik zu einigen. Eine für Dienstag angesetzte Verhandlungsrunde soll erst am Donnerstag stattfinden. Dies berichten verschiedene Medien unter Berufung auf Verhandlungskreise. Meinungsverschiedenheiten gibt es offenbar vor allem zwischen den Ölgiganten Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Nach Einschätzung des Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank hat sich bei den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) Unmut über die mangelnde Förderdisziplin innerhalb der Opec angestaut. Jetzt wollen die Emirate ihre Fördermenge ausweiten und sind gegen eine Verlängerung der Produduktionskürzung. Weinberg wies darauf hin, dass die Vereinigten Arabischen Emirate im vergangenen Sommer stärkere Produktionskürzungen als vereinbart vorgenommen hätten. Dagegen hätten andere Mitgliedsstaaten der Opec die vereinbarte Förderkürzung nicht umgesetzt.

Die Meinungsdifferenzen zwischen den traditionellen Verbündeten Saudi-Arabien und den VAE sind für Weinberg besorgniserregend. Der Experte warnte, dass es am Ölmarkt eine stärkere Preiskorrektur geben könnte, "wenn von der OPEC kein überzeugendes Signal zu einer Einigung und der Beibehaltung der Produktionskürzungen kommt"

China steigert Ölnachfrage massiv

Die aktuelle Ölnachfragesituation in Asien, welche rund 36 Prozent der derzeit weltweit nachgefragten Gesamtmenge und fast 80 Prozent des erwarteten Wachstums in den kommenden Jahren ausmacht beziehungsweisen Prognosen zufolge ausmachen wird, zeigt das Dilemma auf, mit dem die OPEC + konfrontiert ist.

Die gesamten Rohölimporte für November in Asien werden nach Angaben von „Refinitiv Oil Research“ auf 25,04 Millionen bpd geschätzt. Dies sind elf Prozent mehr als die 22,6 Millionen bpd im Oktober, der bislang schwächste Monat im Jahr 2020. Die Daten deuten darauf hin, dass sich die asiatische Rohölnachfrage allmählich von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie erholt.

Es ist jedoch anzumerken, dass die geschätzten Rohölimporte im November immer noch weit unter den 25,67 Millionen bpd liegen, die im Januar, dem letzten Monat vor Beginn der Pandemie, zuerst in China und dann in der übrigen Region verzeichnet wurden.

Was für die OPEC + noch besorgniserregender sein könnte, ist die Aufschlüsselung der Novemberimporte Asiens, wobei ein Großteil des Anstiegs auf eine Erholung der chinesischen Einkäufe zurückzuführen ist.

Laut „Refinitiv Oil Research“ ist China auf dem besten Weg, rund 11,56 Millionen bpd zu importieren, ein Plus von 15 Prozent gegenüber 10,06 Millionen bpd im Oktober. Die Frage ist, warum China mehr Rohöl kauft, zumal es immer noch damit beschäftigt ist, die Rekordmengen zu verdauen, die während des kurzen Preiskampfs zwischen den OPEC + Schwergewichten Saudi-Arabien und Russland im April gekauft wurden, so „Hellenic Ship News“.

Es ist erwähnenswert, dass Saudi-Arabien einige Anstrengungen unternommen hat, um Marktanteile in Asien und insbesondere in China zurückzugewinnen, indem es seine offiziellen Verkaufspreise für Ladungen im Oktober gesenkt hat. Der Preis für sein Ölsorte „Arab Light“ wurde von einer Prämie von 90 Cent im September auf 50 Cent pro Barrel gegenüber dem Durchschnitt von Oman/Dubai gesenkt. Dies führte zu höheren Importen von saudischem Rohöl durch China, mit 2,13 Millionen bpd im November gegenüber 1,4 Millionen bpd im Oktober, was Saudi-Arabien erneut zum Hauptlieferanten des weltweit größten Rohölimporteurs China machte.

Chinas Importe aus den Vereinigten Staaten stiegen ebenfalls auf einen Rekordwert von 1,01 Millionen bpd im November gegenüber 380.000 bpd im Oktober - möglicherweise als Peking verspätete Anstrengungen unternahm, um zu versuchen, die Bedingungen des im Januar mit Washington unterzeichneten Handelsabkommens zu erfüllen. Insgesamt scheint China die niedrigeren Preise weitgehend genutzt zu haben, um für November mehr Rohöl zu kaufen. Das heißt, es gibt keine Garantie dafür, dass dies so bleibt, da die Preise jetzt gestiegen sind.

Die übrigen Hauptabnehmer Asiens zeigen ein gemischtes Bild, wobei Indien im November mit 3,88 Mio. bpd nur geringfügig schwächer war als im Oktober mit 3,92 Millionen bpd. Japan wird voraussichtlich im November 2,56 Millionen bpd importieren, gegenüber 2,09 Millionen bpd im Oktober, während Südkorea voraussichtlich 2,61 Millionen bpd importieren wird - stabil gegenüber 2,62 Millionen bpd im Oktober.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...