Die kräftigen Preisanstiege bei Gold, Silber und Palladium hatten sich über viele Monate nicht auf Platin übertragen. Doch nun hat sich dies gewaltig geändert. Im November verzeichnete das Edelmetall seinen größten Monatsgewinn seit 2008, da Anleger deutlich mehr davon kauften und zudem der Umsatz beim Schmuck stark zulegte.
Im dritten Quartal hat sich die Nachfrage nach Platinschmuck in Europa gegenüber dem zweiten Quartal fast verdoppelt. Zu der steigenden Nachfrage hat auch das starke Interesse an hochwertigen Uhren beigetragen. Getrieben werden die Schmuckkäufe aber in erster Linie durch China, wo wohlhabende Kunden begonnen haben, das während der Corona-Krise gehortete Bargeld auch für Schmuck auszugeben.
"Wir haben festgestellt, dass Corona zu einer erneuten Wertschätzung von Liebesgeschenken geführt hat", zitiert Bloomberg Trevor Raymond, den Forschungsdirektor beim World Platinum Investment Council, einem globalen Branchenverband der Platinproduzenten. "Platin wird sehr stark mit Liebesgeschenken assoziiert - weltweit und in China", so Raymond.
Der Verband erwartet, dass die Verkäufe von Platinschmuck in China im kommenden Jahr um 13 Prozent ansteigen werden. Dies wäre der erste Anstieg bei den Schmuckverkäufen seit dem Jahr 2013. Der sich über den größten Teil dieses Jahres ausweitende Preisunterschied zum Gold hat die Käufe ebenfalls angekurbelt. Denn den Großteil des Jahres war Gold mehr als doppelt so teuer wie Platin.
"Platin ist wettbewerbsfähiger", sagte Michael Xue, Vorsitzender von Shenzhen Bofook Jewellery, einem chinesischen Schmuckhersteller, der sich auf die Verarbeitung des Metalls spezialisiert hat. Der Goldpreis sei seit Beginn der Pandemie "viel zu stark gestiegen". Seine Platinschmuckverkäufe seien im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gestiegen, so Bofook.
Laut dem World Platinum Investment Council haben chinesische Schmuckhersteller im März Platinvorräte aufgebaut, als die Preise massiv einbrachen. Der Verband rechnet damit, dass die Platinmärkte in diesem Jahr ein rekordhohes Angebotsdefizit verzeichnen werden. Ursache sind Störungen bei den wichtigsten Platinproduzenten in Südafrika.
Diese Störungen der Platinproduktion hatten insgesamt größere Auswirkungen als die schwache Nachfrage der Autohersteller, den weltweit wichtigsten Käufern von Platin. Zwar werde das Angebotsdefizit sich im nächsten Jahr verringern, doch zugleich werde die Platinnachfrage für Autokatalysatoren und Schmuck weiter stark bleiben.
Inzwischen steigen auch die Preise wieder - seit Anfang November um rund ein Viertel. Damit hat sich der Platinpreis von seinem Tief Mitte März fast verdoppelt. In der vergangenen Woche hat der Platinpreis erstmals wieder die Marke von 1.000 Dollar pro Unze überschritten. In der Folge ist Gold nun nicht mehr doppelt so teuer wie Platin, sondern nur noch etwa 1,8 mal so teuer.