Politik

Blackwater-Gründer Prince spielte zentrale Rolle im Libyen-Krieg

Einem UN-Bericht zufolge spielte der Blackwater-Gründer Erik Prince eine wichtige Rolle im Libyen-Konflikt. Dass die UN erst jetzt auf diesen Befund kommt, ist seltsam. Denn bereits zuvor hatten einige Medien, darunter die DWN, auf die Aktivitäten von Prince in Libyen hingewiesen.
24.02.2021 13:40
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Blackwater-Gründer Prince spielte zentrale Rolle im Libyen-Krieg
Der umstrittene Blackwater-Gründer Erik Prince. (Foto: dpa) Foto: epa Stefan Zaklin

Ein bekannter Trump-Unterstützer und Gründer der US-Militärfirma Blackwater ist nach Angaben eines vertraulichen UN-Berichts einer der Hauptbeteiligten bei einer geheimen Söldner-Operation in Libyen gewesen. Erik Prince soll laut einem Expertengremium der Vereinten Nationen dem libyschen Warlord Chalifa Haftar im April 2019 in Kairo eine Militär-Operation vorgeschlagen haben, die dem General im Kampf gegen die international anerkannte Regierung des Landes helfen sollte, berichten das Magazin „The Hill“, der englischsprachige Dienst von „Reuters“ und die „New York Times“ übereinstimmend. Der Bericht ist deshalb interessant, weil bereits erwiesen ist, dass Prince Kurden-Söldner aus dem Nahen Osten nach Libyen transportierte, um sie gegen die Regierung einzusetzen. Darüber hatten die Deutschen Wirtschaftsnachrichten im deutschsprachigen Raum als erstes Medium berichtet (HIER).

Die sogenannte „Operation Opus“ sollte Haftar demnach bei seinem Marsch auf die Hauptstadt Tripolis mit bewaffneten Flugzeugen, Aufklärungsflügen, Booten sowie mit einem Programm zur Entführung und Tötung von hochrangigen feindlichen Personen unterstützen. Prince habe in der Folge Kriegsflugzeuge nach Libyen gebracht und damit gegen das Waffenembargo für das Bürgerkriegsland verstoßen. Ein solcher Verstoß kann mit Sanktionen gegen Einzelpersonen, etwa mit dem Einfrieren von Bankkonten oder Reisesperren, geahndet werden.

Der ehemalige Elitesoldat war in den vergangenen Jahren immer wieder mit engen Kontakten zu Ex-Präsident Donald Trump und dessen Umfeld aufgefallen. Das „Wall Street Journal“ bezeichnete Prince noch Ende 2019 als „informeller Berater“ Trumps. Prince ist zudem der Bruder der ehemaligen US-Bildungsministerin Betsy DeVos.

Die „Operation Opus“ wurde im Sommer 2019 in Libyen von Söldnern ausgeführt - Erik Prince spielte dabei offenbar eine zentrale Rolle bei der Planung und Logistik. Die Personen standen den UN zufolge im Dienst von Sicherheitsfirmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Ende Juni stiegen demzufolge mindestens 20 Personen im jordanischen Amman in eine Frachtmaschine des Typs Turboprop. Sie kamen aus Australien, Frankreich, Malta, Südafrika, dem Vereinten Königreich und den USA.

Ihr Ziel war Bengasi im Osten des Bürgerkriegslandes - die Hochburg des einst mächtigen Söldner-Generals Haftar, der 2019 eine Offensive auf die Hauptstadt Tripolis im Westen gestartet hatte. Dort wollte er die international anerkannte Einheitsregierung des Landes stürzen, die auch von den USA und weiten Teilen des Westens unterstützt wurde. Zu Haftars Verbündeten zählten die VAE, Russland, Frankreich und Ägypten. Viele dieser Länder schickten trotz des Embargos Waffen und Söldner in das Land, in dem längst ein Stellvertreterkrieg tobte. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatten in einem gesonderten Bericht das Waffenarsenal des Söldner-Generals Haftar aufgelistet (HIER).

Doch der Marsch Haftars auf Tripolis wurde zurückgeschlagen, was auch an der Unterstützung für die Einheitsregierung unter anderem aus Italien, Katar und der Türkei lag. Der Machtverlust Haftars trug zur jüngsten Entwicklung in Richtung Frieden bei: Vertreter der Konfliktparteien wählten nach monatelangen Verhandlungen eine neue Übergangsregierung, die den Weg zu Wahlen im Dezember ebnen soll.

Während der hitzigsten Phase des Kampfes um Tripolis hatte Haftar sich - das legt der UN-Bericht nahe - offenbar dem hochprofilierten Militär-Netzwerker Prince zugewandt. Die Experten der Vereinten Nationen bringen dabei vor allem drei bei der „Operation Opus“ eingesetzte Flugzeuge mit dem Amerikaner in Verbindung: eine „Antonov AN-26B“ von einem Unternehmen aus Bermuda, ein LASA T-Bird-Leichtangriffsflugzeug von einer bulgarischen Firma und ein Pilatus PC-6 ISR-Flugzeug von einem österreichischen Unternehmen.

Die Firmen in Besitz dieser Flugzeuge seien von Prince „kontrolliert“ worden und bei der Operation eingesetzt worden, bevor sie überhaupt bezahlt waren. „Niemand sonst war in der Lage, den Verkauf dieser Flugzeuge innerhalb eines so kurzen Zeitrahmens zu arrangieren“, schlussfolgern die UN-Experten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Siton Mining: Mining mit BTC, XRP und DOGE.Verdienen Sie 8.600 $ pro Tag an passivem Einkommen

Auf dem volatilen Kryptowährungsmarkt ist die Frage, wie sich die täglichen Renditen digitaler Währungen maximieren lassen, anstatt sie...

DWN
Politik
Politik Draghi-Report: Ohne gemeinsame EU-Schulden verliert Europa gegen alle
18.09.2025

Ein Jahr nach seinem wegweisenden Draghi-Report warnt Mario Draghi vor einer dramatisch verschlechterten Lage der EU. Der ehemalige...

DWN
Finanzen
Finanzen Topmanager erwarten Trendwende bei Börsengängen
17.09.2025

Nach Jahren der Flaute sehen Topmanager eine Trendwende am Markt für Börsengänge. Warum Klarna den Wendepunkt markieren könnte und was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Solar-Krise: Solarfirma Meyer Burger schließt Standorte - 600 Beschäftigten gekündigt
17.09.2025

Rettung geplatzt: Warum auch Investoren keinen Ausweg für den insolventen Solarmodul-Hersteller Meyer Burger sehen und was jetzt mit den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinesische Waren: Europas Industrie gerät zunehmend unter Druck
17.09.2025

Chinesische Waren fluten Europa. Subventionen aus Peking drücken Preise, während Europas Industrie ins Hintertreffen gerät. Deutschland...

DWN
Politik
Politik AfD stärkste Kraft: AfD zieht in YouGov-Umfrage erstmals an der Union vorbei
17.09.2025

Die AfD zieht in der Sonntagsfrage an der Union vorbei – für die SPD geht es minimal aufwärts. Eine Partei, die bislang nicht im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft TOP10 Biotech-Unternehmen: Was Anleger jetzt wissen müssen
17.09.2025

Biotech-Unternehmen dominieren mit GLP-1 und Onkologie – doch Zölle, Patente und Studienerfolge entscheiden über Renditen. Wer jetzt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Halbleiterstandort Sachsen: Ansiedlung von TSMC - Silicon Saxony rechnet mit 100.000 neuen Jobs
17.09.2025

Sachsen ist Europas größter Mikroelektronik-Standort mit rund 3.600 Unternehmen und rund 83.000 Mitarbeitern. Auf der Halbleitermesse...

DWN
Politik
Politik Haushaltsdebatte im Bundestag: Erst Schlagabtausch, dann Bratwürste für den Koalitionsfrieden
17.09.2025

Merz gegen Weidel: Zum zweiten Mal treten die beiden in einer Generaldebatte gegeneinander an. Weidel wirft Merz „Symbolpolitik“ und...