Unternehmen

Gastgewerbe: Urlaub auf Mallorca geht, Besuch im Biergarten wird verboten

Dem Gastgewerbe steht das Wasser bis zum Hals, die Corona-Beschränkungen der Bundesregierung münden in einer gigantischen Pleitewelle.
20.03.2021 08:58
Lesezeit: 2 min

Das Gastgewerbe sieht sich angesichts des anhaltenden Lockdowns in einer katastrophalen Lage. "Wir halten keine Wochen und Monate in dieser Schockstarre mehr durch", sagte der Präsident Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, Guido Zöllick, am Donnerstag in Berlin. Er forderte vom nächsten Treffen von Bund und Ländern zum weiteren Vorgehen in der Corona-Krise am kommenden Montag eine klare und verlässliche Perspektive, unter welchen Bedingungen Hotels und Gaststätten wieder öffnen könnten

Außerdem müsse es Nachbesserungen bei den Corona-Hilfen geben, die nach wie vor nicht genügend bei den Firmen ankämen. "Wenn wir zwangsweise geschlossen werden, müssen wir auch entschädigt werden, in voller Höhe der Verluste." Zöllick beschrieb Lage und Stimmung im Gastgewerbe als katastrophal. Jeder Monat Lockdown führe zu Umsatzverlusten in Höhe von durchschnittlich 75 Prozent. Rücklagen seien aufgebraucht, die Angst vor dem endgültigen Aus nehme bei vielen Firmen dramatisch zu

Mit Blick auf die Aufhebung der Reisewarnung für Mallorca sagte Zöllick, es sei nicht erklärbar, dass die Bundesregierung einerseits Urlaub im internationalen Maßstab möglich mache - ein Besuch in heimischen Biergärten aber weiterhin nicht erlaubt sei. Auch in Deutschland gebe es Regionen mit zum Teil sehr niedrigen Inzidenzwerten. Das Gastgewerbe sei kein Pandemietreiber. "Die Politik muss ihre Hausaufgaben machen. Wir erwarten ein besseres Management beim Impfen und beim Testen." Es gehe um 222 000 Unternehmen mit mehr als 2,4 Millionen Beschäftigten

Der Vorsitzende des Hotelverbands Deutschland, Otto Lindner, sagte: "Das Gastgewerbe, die Hotellerie kämpfen ums nackte Überleben." Besonders dramatisch sei die Lage der Stadt- und Tagungshotellerie. In der ersten Märzwoche habe die Zimmerauslastung in Deutschland lediglich bei 13,5 Prozent gelegen. Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München hätten nur einstellige Auslastungszahlen.

Ballermann füllt sich mit Deutschen

Trotz der eindringlichen Warnung der Bundesregierung vor Reisen auch nach Mallorca sind wieder deutlich mehr Touristen aus Deutschland an der Playa de Palma anzutreffen. "Am Wochenende ist es am Ballermann schon ziemlich voll. Ich hatte diese Tage ein paar deutsche Touristen in Badehosen bei mir in der Bar, die Sangria tranken", erzählt Beatrice Ciccardini, die Wirtin der Bar "Zur Krone".

Nun sind auch die Parkplätze an der Playa de Palma wieder rar. "Sonst war die Suche nach einem freien Platz an der Playa de Palma kein Problem, mittlerweile steht aber alles mit den Mietwagen der Urlauber voll", sagt Ciccardini. Auch seien wieder mehr Menschen mit dem typischen Touristen-Accessoire unterwegs: den über das Pflaster klackernden Rollkoffern.

Genaue Zahlen, wie viele Urlauber aus Deutschland und anderswo derzeit auf Mallorca und den anderen Baleareninseln sind, hat das örtliche Tourismusministerium nicht. Der Hotelierverband FEHM nennt eine Auslastung der 49 geöffneten Hotels von 10 bis 15 Prozent. Insgesamt gibt es auf Mallorca rund 1000 Hotels mit etwa 200 000 Betten.

Die Corona-Lage ist derzeit auf den Balearen relativ entspannt. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag nach Angaben vom Mittwochabend bei 18,97. Ein aus deutscher Sicht traumhafter Wert. Allerdings gingen die Coronazahlen am Mittwoch erstmals seit langem nicht mehr zurück.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Marktrisiko: Weshalb Topinvestoren jetzt Alarm schlagen
24.11.2025

Die jüngsten Kursstürze an den Märkten zeigen, wie angespannt die Lage geworden ist. Während Anleger nervös auf jede Bewegung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturtrübung: Ifo-Index sinkt überraschend – Hoffnungen auf Erholung schwinden
24.11.2025

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich unerwartet eingetrübt: Im November fiel das Ifo-Geschäftsklima auf 88,1 Punkte und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktien auf Jahreshoch: Pharma-Erfolg mit dem Gerinnungshemmer Asundexian
24.11.2025

Nach Jahren des Abstiegs erlebt die Bayer-Aktie einen überraschenden Kursschub. Ein neuer Studienerfolg weckt Hoffnung auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bürokratieabbau: Normenkontrollrat kritisiert Bund-Länder-Pläne als zu schwach
24.11.2025

Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) hält die aktuellen Vorschläge von Bund und Ländern zum Bürokratieabbau für unzureichend. In...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Infrastruktur in der Finanzlücke: Pkw-Maut als mögliche Lösung?
24.11.2025

Eine aktuelle Studie der Denkfabriken Agora Verkehrswende und Dezernat Zukunft zeigt, dass Deutschland bis 2030 rund 390 Milliarden Euro...

DWN
Panorama
Panorama Kita unter Druck: Experten fordern besseren Gesundheitsschutz für Erzieher
24.11.2025

Das Kita-System in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Hohe Ausfallraten und Personalmangel belasten Erzieherinnen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technologie im Mittelstand: Cloud bleibt bei kleinen Unternehmen ein Nischenthema
24.11.2025

Während große Unternehmen längst auf Cloud-Dienste für Speicher, Rechenleistung und Softwareanwendungen setzen, ist die Nutzung bei...

DWN
Technologie
Technologie Digitalisierung: Was Deutschland von Estland lernen sollte
24.11.2025

Deutschland steckt im digitalen Stau: Ämter arbeiten auf Papier, Gründer warten wochenlang, Unternehmen verlieren Zeit und Geld. Estland...