Finanzen

Krise am Repo-Markt: Riesige Anleihekäufe haben den Geldmarkt überschwemmt

Lesezeit: 3 min
21.05.2021 14:39  Aktualisiert: 21.05.2021 14:39
In der Folge der massiven Wertpapierkäufe durch die Fed ist der Geldmarkt mit Liquidität überschwemmt. Die Notenbank bemüht sich, die Krise mit Reverse-Repo-Geschäften zu entschärfen.
Krise am Repo-Markt: Riesige Anleihekäufe haben den Geldmarkt überschwemmt
Für Fed-Chef Jerome Powell tut sich am Repo-Markt ein gewaltiges Problem auf. (Foto: dpa)
Foto: Manuel Balce Ceneta

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Herbst 2019 waren die Probleme auf dem Repo-Markt in den USA das große Thema in der Finanzwelt, da massiv Liquidität im Geldmarkt fehlte. Die Federal Reserve sah sich damals gezwungen, im großen Stil US-Staatsanleihen und Immobilienpapiere zu kaufen. Allerdings war dies noch keine Wertpapierkäufe (Quantitative Easing, QE), sondern lediglich Repo-Geschäfte.

Bei Repo-Geschäften schließt die US-Notenbank mit den Banken und Hedgefonds Rückkaufsvereinbarungen über verschiedene Laufzeiten ab. Als die Repos des Jahres 2019 fällig wurden, bekam die Fed ihr wieder Geld zurück und die Banken und Hedgefonds erhielten ihre Wertpapiere zurück. Das Mittel der Repos wurde dann auch beim Marktcrash im März 2020 genutzt. Doch im Juli 2020 wurden die letzten Repos fällig und abgewickelt.

Die Repo-Geschäfte konnten aber nur deshalb eingestellt werden, weil Federal Reserve sie durch massive Wertpapierkäufe ersetzte, die den Geldmarkt auf Dauer (also ohne Rückkaufsvereinbarungen) mit riesigen Mengen an Cashreserven überfluteten. So verhinderte die Notenbank den drohenden Zinsanstieg und ermöglichte der US-Regierung die stärkste Verschuldung ihrer Geschichte.

Explosion bei "Reverse-Repos"

Doch nach einem Jahr starker Wertpapierkäufe zeigt sich am Repo-Markt das gegenteilige Problem. Dem Markt fehlt keine Liquidität, sondern er ist mit Liquidität überschwemmt. Daher nutzt die Fed die sogenannten "Reverse Repos", um dem Markt Liquidität zu entziehen. Das heißt, sie verkauft den Banken und Hedgefonds vorübergehend riesige Mengen Staatsanleihen.

Allein am Donnerstagmorgen verkaufte die Federal Reserve im Rahmen von Übernacht-Reverse-Repo-Geschäften Staatsanleihen im Umfang von 351 Milliarden Dollar an 48 Gegenparteien. Dies war der fünftgrößte jemals verzeichnete Wert und der höchste seit 2017, wie Wolf Richter ausführt. Bereits am Mittwoch hatte die Fed Reverse-Repos im Umfang von 294 Milliarden Dollar mit 43 Gegenparteien abgeschlossen.

Diese Reverse Repos zeigen, wie stark das Bankensystem mit Liquidität überflutet ist, welche die Fed über ihre Wertpapierkäufe dauerhaft in den Markt gepumpt hat. Tatsächlich gibt es an der Wall Street bereits Forderungen nach einer Reduzierung der QE-Käufe reduziert. Durch den Kauf von Staatsanleihen auf dem Repo-Markt können die Banken ihre Geldreserven zumindest vorübergehend absenken.

Die Federal Reserve befindet sich also derzeit in einer absurden Lage. Denn einerseits kauft sie im Rahmen ihrer Wertpapierkäufe jeden Monat für 120 Milliarden Dollar Staatsanleihen und Immobilienpapiere. Und andererseits verkauft im Rahmen von Reverse-Repo-Geschäften riesige Mengen Wertpapiere zurück in den Markt. Allein die 351 Milliarden Dollar vom Donnerstag gleichen fast drei Monaten Wertpapierkäufe wieder aus.

Bargeldreserven werden von den Banken bei der Federal Reserve hinterlegt. Sie sind eine Verbindlichkeit in der Bilanz der Notenbank gegenüber den Banken, die das Geld dort hinterlegt haben. Die Fed zahlt derzeit Zinsen in Höhe von 0,1 Prozent auf diese Reserven. Die Summe aller Reserven, die bei der US-Notenbank hinterlegt sind, liegt derzeit bei 3,92 Billionen Dollar, was in der folgenden Grafik von Wolf Richter veranschaulicht wird.

Am Mittwoch äußerte sich die Fed zu den riesigen Bargeldreserven und zur enormen Nachfrage nach kurzfristigen Staatsanleihen, welche sie den Banken über Reverse Repos zur Verfügung stellt. Sie sagte, dass "eine bescheidene Menge" im Übernacht-Reverse-Repo-Markt zu negativen Sätzen stattfand. Das heißt, Banken zahlen mitunter sogar Zinsen dafür zahlen, dass die Fed ihnen Bargeldreserven abnimmt und ihnen dafür Anleihen gibt.

Zwar haben die Banken schon in der Vergangenheit mithilfe von Reverse-Repo-Geschäften Bargeldreserven abgebaut. Doch das geschah immer am Ende des Quartals und besonders am Jahresende. Das Problem verringerte sich, nachdem die US-Notenbank in den Jahren 2018 und 2019 begonnen hatte, ihre Bilanzsumme wieder langsam zu reduzieren.

Doch die aktuellen extremen Summen bei Revers-Repo-Geschäften finden eben nicht zum Ende eines Quartals statt, sondern Mitte Mai. Und die Fed selbst erwartet nach eigenen Angaben, dass die Reverse Repos in ihrer Bilanz weiter zunehmen werden. Das Problem ist so groß, dass nun sogar die Banken eine Verlangsamung der Wertpapierkäufe durch die Fed fordern. Doch diese halten unvermindert an.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionen für deutschen Mittelstand: Hidden Champions kämpfen um Aufmerksamkeit am Kapitalmarkt
24.12.2024

Investitionen für deutschen Mittelstand sind der Schlüssel, um die Innovationskraft der Hidden Champions zu stärken. Diese weltweit...

DWN
Panorama
Panorama Spendenbereitschaft Deutschland 2024: Einfluss von Einkommen und Alter auf die Spendenhöhe
24.12.2024

Die Spendenbereitschaft in Deutschland ist 2024 gesunken, trotz eines hohen Spendenvolumens von 12,5 Milliarden Euro. Der Rückgang...

DWN
Panorama
Panorama Klimawandel: 2024 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen
24.12.2024

2024 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und markiert eine Rekordabweichung von über 1,5 Grad Celsius zum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Spritpreise: Drittteuerstes Tankjahr - 2025 könnte noch teurer werden
24.12.2024

Das Jahr 2024 war eines der teuersten Tankjahre aller Zeiten, kommendes Jahr sieht nicht besser aus: Zum 1. Januar steigt der C02-Preis von...

DWN
Politik
Politik Nach Amoklauf auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg: Sicherheitslücken und Staatsversagen - Ist die innere Sicherheit in Gefahr?
24.12.2024

Nach dem tödlichen Amoklauf in Magdeburg werden wiederholt Defizite bei der Sicherheitslage deutlich. Der Grünen-Politiker von Notz...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: „Null-Bock-Tage“ im Job? Auszeiten im Arbeitsalltag – ein Arbeitsmodell für Deutschland?
24.12.2024

Der Krankenstand in Deutschland bleibt weiterhin auf einem hohen Niveau. Und das nicht ohne Grund: „Einfach mal durchatmen“ ist für...

DWN
Technologie
Technologie Kirche und Künstliche Intelligenz: KI-Jesus im Beichtstuhl verblüfft Kirchenobere
24.12.2024

Avatar direkt in der Kirche: Eine Schweizer Kirche hat in diesem Jahr mit künstlicher Intelligenz einen sprechenden Jesus kreiert, der in...

DWN
Panorama
Panorama Inklusion im Fußball: Wie Manchester United mit Pflegeprodukten für Männer vorangeht
24.12.2024

Manchester United setzt mit der Einführung von Pflegeprodukten für Männer mit Blasenschwäche ein wichtiges Signal für Inklusion im...