Finanzen

Harry Dent warnte vor Börsen-Crash: Steigen Anleger jetzt aus, um in Gold zu flüchten?

Aufgrund des Kriegs in der Ukraine und der anstehenden Zinserhöhung der Fed warnen Experten seit geraumer Zeit vor einem Börsen-Crash. Anleger könnten rechtzeitig aussteigen, um in Edelmetalle zu investieren. Diese gelten in Krisenzeiten als sichere Häfen.
07.03.2022 13:53
Aktualisiert: 07.03.2022 13:53
Lesezeit: 4 min

In den kommenden Wochen dürften die Anleger an den Börsen ihre Gelder abziehen, um sichere Häfen für ihre Mittel zu suchen. So lag der S&P 500 am 3. März 2022 bei 4.410, 72 Punkten. Aktuell liegt er bei 4.277,99 Punkten. Angesichts der Tatsache, dass der Krieg in der Ukraine noch andauern wird, dürften die Kurse an den Börsen kontinuierlich zurückgehen.

Hinzu kommt ein weiterer Faktor, der zum Abschwung an den Börsen führen dürfte. Trotz der mit dem Ukraine-Krieg verbundenen Risiken treibt die US-Notenbank Fed ihre Pläne für die Zinswende voran. Das machte Fed-Chef Jerome Powell in der vergangenen Woche vor einem Senatsausschuss deutlich: „Es ist angemessen, dass wir uns weiter entlang der Linie bewegen, die wir vor dem Einmarsch in der Ukraine im Kopf hatten.“ Die Inflation sei viel zu hoch. Die Zentralbank werde ihre Instrumente nutzen, um den Preisauftrieb einzudämmen. Er bekräftigte, er persönlich sei für eine Zinserhöhung um einen Viertel Prozentpunkt bei der anstehenden Sitzung am 16. März.

Er bekräftige die bereits am Mittwoch im Repräsentantenhaus geäußerte Sicht, dass die Fed grundsätzlich bei einer oder mehreren Sitzungen auch größere Schritte gehen könne. Im Laufe des Jahres würden die Zinsen weiter steigen und die Notenbank werde damit beginnen, die in der Krise aufgeblähte Bilanz von fast neun Billionen Dollar abzuschmelzen.

Experten hatten bereits im vergangenen Jahr vor einem Crash an den Börsen aufgrund der anstehenden Zinserhöhungen prognostiziert. Damit ergeben die geplanten Zinssenkungen und der Krieg in der Ukraine eine toxische Mischung. Ein Großteil der Anleger an den Börsen dürfte nicht darauf waren, bis es zum Crash kommt. Am 3. März 2022 führten die DWN aus: „Gold wird von Investoren seit jeher als sicherer Hafen in Krisenzeiten geschätzt. Der Krieg in der Ukraine und die generell sehr angespannte Lage an den Finanzmärkten sprechen deshalb für das gelbe Edelmetall. Gold könnte aus seiner jahrelangen Bandbreite ausbrechen und auf 3.000 Dollar steigen.“

Am 7. März 2022 stieg der Goldpreis zeitweise auf mehr als 2.000 US-Dollar. „Zum Rekordhoch von etwas mehr als 2075 Dollar fehlen allerdings noch knapp vier Prozent. In Euro gemessen ist Gold wegen der gleichzeitigen Schwäche der Gemeinschaftswährung bereits so teuer wie noch nie“, so „Finanzen.net“. Um 13.22 Uhr (7. März 2022) lag der Goldpreis bei exakt 1.985,48 US-Dollar.

Harry Dent, Gründer von „HS Dent Publishing“ sagt, dass der größte finanzielle Abschwung aller Zeiten im aktuellen Jahr stattfinden wird. Investoren werden das „größte Risiko [ihrer] Lebens“ eingehen, wenn sie nicht jetzt vor einer vollständigen Marktzerstörung verkaufen, so Dent im Gespräch mit Michelle Makori, Chefredakteurin von „Kitco News“.

Dent wörtlich: „In einem inflationären Ergebnis ist Gold der ultimative Inflationsschutz. Staatsanleihen, die Anleihen höchster Qualität, sind der ultimative Deflationsschutz.“

Einige Analysten sind der Meinung, dass der aktuelle Prozess, der seinen Höhepunkt noch lange nicht erreicht hat, in der Einführung eines Goldstandards (vielleicht sogar eines Goldstandards mit digitalen Zentralbankwährungen) führen werde.

Ein Goldstandard kann in verschiedenen Formen auftreten. „Es gibt verschiedene Optionen für einen Goldstandard. Man hat den klassischen Goldstandard, aber man hat auch ein Goldpreisziel, das von den Zentralbanken angestrebt wird. Wenn man ein Goldpreis-Targeting haben würde, würden die Zentralbanken nur den Goldpreis anstreben, und das wäre ihre Geldpolitik“, meint er.

Ein Mechanismus zur Ausrichtung des Goldpreises unterscheidet sich von einer klassischen Form des Goldstandards, die eine direkte Umwandlung von Fiat-Noten in Gold ermöglichen würde, so der Goldanalyst Jan Nieuwenhuijs von „The Gold Observer“.

Unklar bleibt, wie sich der Silberpreis entwickeln wird. Einer Ansicht zufolge ist der aktuelle Silberpreis massiv manipuliert und wird künstlich unten gehalten. Wenn Anleger an den Börsen in Edelmetalle flüchten sollten, könnte der Silberpreis sprunghaft ansteigen. „Value Walk“, John Adams, „Seeking Alpha“, „Swiss Bullion“, „Kitco“ und weitere Finanzportale bestätigen, dass es eine massive Manipulation des Silberpreises gibt. Die Manipulation führe dazu, dass der Silberpreis künstlich unten gehalten wird.

Wie verlaufen die Preismanipulationen?

Marktmanipulation, auch Preismanipulation genannt, kann allgemein als gezielter Versuch der Preiskontrolle definiert werden. Diese Art der Manipulation existiert auf den Finanzmärkten, da Händler versuchen, die Märkte zu beeinflussen. Es kann für einige kurzfristige Abweichungen bei den Vermögenspreisen verantwortlich sein, einschließlich des Silberpreises. Es gibt jedoch eine andere, spezifischere Definition. Laut der US-amerikanischen Securities and Exchange Commission (SEC) ist Manipulation ein vorsätzliches Verhalten, das darauf abzielt, Anleger zu täuschen, indem der Markt für ein Wertpapier kontrolliert oder künstlich beeinflusst wird. Dies beinhaltet die Manipulation von Angeboten, Preisen oder Trades, um ein falsches oder irreführendes Bild der Nachfrage nach einem Vermögenswert zu erstellen. Ein weit verbreiteter Glaube in der Gemeinschaft der Edelmetallinvestoren ist, dass Gold und Silber manipuliert werden (im Allgemeinen nach unten manipuliert).

Genauer gesagt glauben viele Silberinvestoren, dass der Markt für Silber systematisch manipuliert wird. Es gibt viele Variationen dieser Theorie: Einige sagen, dass Edelmetalle unter der Kontrolle von Zentralbankern stehen, während andere Großbanken und ihren Einsatz von Derivaten ('naked' Shorts) und Hochfrequenzhandel für den Rückgang des Silberpreises verantwortlich machen. Es gibt auch Sorgen über die Diskrepanz zwischen Papiersilber und physischem Silber, die Fairness des Londoner Handels, sinkende Lagerbestände bei Comex und die Vermietung von Silber. Auf den ersten Blick macht diese Theorie Sinn, vor allem wenn man bedenkt, dass der Silbermarkt viel kleiner als der Goldmarkt ist und somit leichter beeinflusst werden kann, während einige Finanzinstitute bereits wegen Beeinflussung oder Manipulation des Silberpreises mit Geldstrafen belegt wurden.

Darüber hinaus ist allgemein bekannt, dass die US-Regierung den Silberpreis in den 1960er Jahren bei 1,29 US-Dollar pro Unze eingefroren hielt. Darüber hinaus versuchten die Brüder Hunt in den 1970er Jahren für einige Zeit, den Silbermarkt in die Enge zu treiben (ob sie den Markt absichtlich manipulieren wollten oder nicht. Ihre Aktionen trieben die Silberpreise nach oben, nicht nach unten).

Zum Jahreswechsel Januar und Februar 2021 schoss der Silberpreis auf den höchsten Stand seit 2013, als Privatanleger den Markt überschwemmten. Alles begann eine Woche zuvor, als Reddit-Benutzer ihre Aktionen koordinierten und eine Rallye in den GameStop-Aktien auslösten. Ein weiterer Post im r/wallstreetbets Reddit Message Board unter der Überschrift „THE BIGGEST SHORT SQUEEZE IN THE WORLD $SLV Silver 25$ to 1000$“ forderte die Anleger auf, Silber zu kaufen. Die Idee war, eine Angebotsknappheit aufzudecken und die Preise in die Höhe zu treiben. Infolgedessen verzeichnete BlackRock iShares Silver Trust, der größte ETF, der Silber nachbildet, beispiellose Zuflüsse, während die Silberpreise am 1. Februar 2021 um mehr als neun Prozent anstiegen.

Haftungsausschluss: Dieser Artikel stellt keine Anlage-Beratung dar. Jeder Anleger sollte sich selbstständig informieren und Entscheidungen über den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Edelmetallen und sonstigen Vermögenswerten nur auf Grundlage individueller Chance-Risiko-Abwägungen treffen.

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