Finanzen

Droht jetzt eine weltweite „Goldbeschlagnahme“, um den Goldstandard einzuführen?

Lesezeit: 3 min
12.03.2022 18:59  Aktualisiert: 12.03.2022 18:59
In Zeiten extremer Krisen können Regierungen das Gold der Menschen beschlagnahmen. Ist das Bestreben der EU-Kommission, einen Vermögensregister einführen zu wollen, die Vorstufe für eine „Goldbeschlagnahme“ in Zeiten einer wirtschaftlichen Depression?
Droht jetzt eine weltweite „Goldbeschlagnahme“, um den Goldstandard einzuführen?
Ein Mitarbeiter des privaten Münz- und Edelmetall-Händlers pro aurum nimmt am Mittwoch (31.08.2011) in München (Oberbayern) einen 1000 Gramm schweren Goldbarren von einem Stapel mit zahlreichen weiteren Barren. (Foto: dpa)
Foto: Andreas Gebert

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Angesichts der durcheinander geratenen globalen Finanzmärkte wenden sich viele Anleger seit geraumer Zeit klassischen sicheren Anlage-Häfen wie Gold zu. Gold vermittelt Vertrautheit in Perioden von Abschwüngen. Seine Renditen sind nicht mit Vermögenswerten wie Aktien vergleichbar.

Dennoch gibt es zwei kleine Einschränkungen, wenn man Gold als sicheren Hafen betrachtet. Zu Beginn eines wirtschaftlichen Abschwungs sinken die Goldpreise häufig. Das liegt daran, dass Anleger in einer derartigen Situation Gold verkaufen, um Verluste bei Aktien und anderen Vermögenswerten auszugleichen. Genau das war im März 2020 geschehen, als Gold in zwei Wochen um zwölf Prozent fiel und sich dann schnell erholte.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Volkswirtschaften von einer Rezession in eine Depression schlittern könnten, ist nicht gering. Zudem ist ein Börsen-Crash mit Ausgangspunkt in den USA nicht auszuschließen.

In Zeiten extremer Krisen können Regierungen das Gold der Menschen beschlagnahmen. In der Vergangenheit gab es einige beeindruckende Beispiele für die „Goldbeschlagnahme“. Am denkwürdigsten ist, dass dies 1933 in den USA während der Weltwirtschaftskrise geschah. Die Regierung von Franklin D. Roosevelt, die für den „New Deal“ stand, beschlagnahmte alle Goldbarren und Münzen per „Executive Order 6102“ und zwang die Bürger, weit unter den Marktpreisen zu verkaufen. Unmittelbar nach der „Beschlagnahme“ setzte die Regierung einen neuen offiziellen Goldsatz fest, der im Rahmen des „Gold Reserve Act“ von 1934 viel höher war.

Dies war die Ära des Goldstandards, was bedeutete, dass Dollar für eine genaue Menge des Edelmetalls gehandelt werden konnten. Die Beschlagnahme des Metalls ermöglichte es der Regierung, mehr Dollar zu drucken, um die Wirtschaft anzukurbeln, und auch mehr Dollar auf den internationalen Märkten zu kaufen, um den Wechselkurs zu stützen.

Viele Goldbesitzer waren verständlicherweise unglücklich über die Goldbeschlagnahme, und einige kämpften vor Gericht dagegen an. Letztendlich konnte die Regierung jedoch nicht gestoppt werden, und der Goldbesitz in den USA blieb bis in die 1970er Jahre illegal, berichtet „The Conversation“.

1959 erließ die australische Regierung ein Gesetz, das die Beschlagnahme von Gold, das sich in den Händen von Privatpersonen befand, erlaubte, wenn dies „zum Schutz der Währung oder des öffentlichen Kredits des Commonwealth [von Australien] zweckmäßig war“. Um den Rückgang des Pfunds zu stoppen, verbot die britische Regierung 1966 den Bürgern, mehr als vier Gold- oder Silbermünzen zu besitzen, und blockierte den privaten Import von Gold. Dieses Gesetz wurde erst 1979 aufgehoben.

„The Conversation“ führt über die Situation in den 1930er Jahren aus: „Im System der 1930er Jahre wählten die Länder im Allgemeinen feste Wechselkurse in Verbindung mit Gold sowie freien Kapitalverkehr und eine Kontrolle über die Geldpolitik. Das System geriet immer mehr unter Druck, weil zu viele Anleger ihr Geld gegen Gold eintauschten. Eine Möglichkeit für die USA, die Geldpolitik ausreichend zu kontrollieren, um mehr Geld zu drucken, bestand darin, verschiedene Kapitalkontrollen durchzuführen, einschließlich der Beschlagnahme von Gold. Heute ist die Situation anders, weil die westlichen Volkswirtschaften frei schwebende Wechselkurse haben, so dass sie die Kontrolle über die Geldpolitik haben und Kapital frei bewegen können. Dies bedeutet, dass sie während einer Krise Geld drucken und die Zinssätze senken können, ohne Gold kontrollieren zu müssen.“

Doch dieser Zustand wird voraussichtlich nicht andauern. So gibt es Hinweise darauf, dass die Zentralbanken einen globalen Goldstandard vorbereiten (HIER). Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein goldgedeckter digitaler Dollar als Ankerwährung eingeführt wird (HIER).

Wenn der Goldstandard im Verlauf der Ära Joe Biden, der wiederum nach dem Vorbild Roosevelts für den „Green New Deal“ steht, eingeführt werden sollte, wäre angesichts der blamablen wirtschaftlichen Lage eine staatliche Beschlagnahme von privat gehaltenem Gold nicht mehr ausgeschlossen. Denn für die Umsetzung des „Green New Deals“ werden Unmengen an Geldern benötigt. Man könnte auch argumentieren, dass durch die Einführung eines Goldstandards die Umsetzung des „Green New Deals“ finanziell nicht mehr möglich wäre.

Im Zusammenhang mit der aktuellen Situation in der EU muss folgende Frage aufgestellt werden: Ist das Bestreben der EU-Kommission, einen Vermögensregister einführen zu wollen, die Vorstufe für eine „Goldbeschlagnahme“ in Zeiten einer wirtschaftlichen Depression?


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...