Deutschland

Katholikentag 2022 fordert mehr Waffen für den Ukraine-Krieg

Lesezeit: 2 min
28.05.2022 15:50  Aktualisiert: 28.05.2022 15:50
Zum Katholikentag 2022 kam nur ein Bruchteil der Teilnehmer. Die staatliche Förderung floss dennoch in gleicher Höhe. Wichtigste Forderung waren mehr Waffenlieferungen an die Ukraine.
Katholikentag 2022 fordert mehr Waffen für den Ukraine-Krieg
Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, und Bischof Bohdan Dzyurakh am Freitag beim Katholikentags 2022. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Katholikentag in Stuttgart hat etwa 27 000 Teilnehmer angezogen. Es seien 20 000 Dauerteilnehmer und 7000 Tagesgäste gewesen, teilte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter am Samstag mit. Die Zahl liegt innerhalb des erwarteten Rahmens von 20 000 bis 30 000 Teilnehmern. Beim letzten Katholikentag 2018 in Münster waren mehr als drei Mal so viele Teilnehmer gezählt worden, etwa 90 000. Der starke Rückgang wird zum einen auf die Corona-Pandemie, zum anderen auf die Krise der katholischen Kirche etwa durch den Missbrauchsskandal zurückgeführt.

Die humanistische Giordano-Bruno-Stiftung, die sich in der Tradition der Aufklärung sieht, kritisierte, die öffentlichen Zuschüsse von Stadt, Land und Bund für den Katholikentag hätten mit Stuttgart ein neues Rekordniveau erreicht, da nur so wenige Menschen teilgenommen hätten, die Kosten mit zehn Millionen Euro aber gleich hoch gewesen seien. «Diese absurd hohen Fördersummen sind mit einem weltanschaulich neutralen Staat nicht zu vereinbaren», sagte David Farago, Aktionsleiter der Giordano-Bruno-Stiftung.

Die ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp sagte dagegen, mit vorherigen Katholikentagen könne dieser nicht verglichen werden, da es solche analogen Großveranstaltungen wegen Corona fast zwei Jahre lang nicht mehr gegeben habe. Der Katholikentag sei ein «Herantasten an Wiederbegegnung, ein Befreiungsgefühl nach langer Zeit des beeinträchtigten Lebens» gewesen. Die Konzeption der Katholikentage werde aber dauernd überprüft. «Wir gehen von einem größeren Umbau in den Formaten des Katholikentags im Moment durchaus aus», sagte Stetter-Karp. Der nächste Katholikentag soll 2024 in Erfurt stattfinden.

Die beiden beherrschenden Themen in Stuttgart waren der Ukraine-Krieg und die durch die Kirchenkrise ausgelösten Reformbemühungen der deutschen Katholiken, der Synodale Weg. Was den Ukraine-Krieg betreffe, sei klar geworden: «Ein gerechter Friede, den die Katholikentage als ihr Ideal bezeichnen, ist in diesen Tagen nur wiederherzustellen, wenn sich die Ukraine erfolgreich verteidigen kann», stellte Stetter-Karp klar. «Dazu braucht sie Hilfe und Unterstützung. Wir können nicht tatenlos beiseite stehen. Wir sind in Solidarität.»

Beim Thema Kirchenreformen schreie der Katholikentag geradezu nach Erneuerung. Die Zeit für spürbare Veränderungen ticke, viele wollten sich nicht länger hinhalten lassen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, widersprach jedoch dem Vorwurf, dass sich in der katholischen Kirche sowieso nie etwas ändern werde. Vieles könnten die deutschen Katholiken selbst bewegen. Bei Reformen, die nur mit der Weltkirche zustande gebracht werden könnten, brächten sich die deutschen Katholiken auf der von Papst Franziskus angekündigten Weltsynode ein. «Da haben wir eine Chance, die nicht größer sein kann», sagte Bätzing. «Ich bin sicher, diese Fragen kommen nicht nur als Deutschland.»

Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, sieht nach eigenen Worten sogar Chancen für die Weihe von Frauen zu Diakoninnen. Er wisse vom Leiter der römischen Glaubenskongregation, dass diese Frage im Vatikan «offen» behandelt werde. «Wir sollten daran festhalten», sagte Fürst, warnte aber zugleich vor zu hohen Forderungen der Reformbewegungen: «Wenn man die Erwartungen überfrachtet, werden wir in Rom nur Angstreaktionen auslösen.»

Beim Synodalen Weg geht es um den Umgang mit Macht, die katholische Sexualmoral, die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester (Zölibat) und die Position der Frau. Viele Beobachter halten Reformen bei den Machtstrukturen für möglich, da die deutschen Katholiken hier vieles allein entscheiden können. Gerade bei der Zulassung von Frauen zu Weiheämtern wird dagegen im Allgemeinen wenig Spielraum gesehen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...