Politik

Selenskyj: China soll Druck auf Russland ausüben

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will, dass China Russland überredet, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Währenddessen ist China aber selbst drauf und dran, einen militärischen Konflikt anzuzetteln.
Autor
04.08.2022 12:52
Aktualisiert: 04.08.2022 12:52
Lesezeit: 2 min

Um Russland zur Beendigung des Krieges zu drängen: In einer äußerst heiklen Phase, in der China gegenüber Taiwan seine Machtansprüche demonstriert, hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj angekündigt, ein direktes Gespräch mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping führen zu wollen. Das Ziel: Xi Jinping solle seinen Einfluss auf Kreml-Chef Wladimir Putin geltend machen, und ihn dazu bewegen, den Krieg zu beenden.

Das sagte er in einem Interview mit der Hongkonger Tageszeitung South China Morning Post. Dabei betonte er auch, dass er auf China zähle, um gemeinsam mit den anderen westlichen Mächten den Wiederaufbau der Ukraine zu unterstützen. Medienberichten zufolge habe er seit dem Beginn des russischen Angriffs auf sein Land mehrmals um ein Gespräch gebeten, erhielt jedoch keine Antwort.

„Es ist ein sehr mächtiger Staat. Es ist eine mächtige Wirtschaft. Daher kann es Russland politisch und wirtschaftlich beeinflussen. Und China ist (auch) ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats“, sagte Selenskyj. Der ukrainische Präsident erklärte weiter, dass er sich von China angesichts der Umstände, die zu diesem Krieg führten, eine „andere Herangehensweise“, erwarte. China hat bekanntlich von Sanktionen gegen seinen Bündnispartner Russland abgesehen.

Gleichzeitig bekundete Selenskyj seine Bereitschaft, die bilateralen Beziehungen zwischen beiden Staaten zu stärken. Auch sei er sich sicher, dass sich Russland ohne den chinesischen Markt völlig isolieren fühlen würde, und fügte hinzu, dass China den Handel so weit einschränken könnte, dass der Kreml gezwungen wäre, den Krieg zu beenden. Zudem verwies er darauf, dass sein Land und China im Jahre 2021 auf 30 Jahre bilaterale Beziehungen zurückblicken konnten.

Selenskyj kritisiert Sicherheitsarchitektur

Im Vorfeld seiner Ankündigung, ein Gespräch mit Xi Jinping suchen zu wollen, kritisierte Wolodymyr Selenskyj die globale Sicherheitsarchitektur insgesamt als unzureichend. Angesichts der Konflikte auf dem Balkan, um Taiwan und den Kaukasus, sagte er, dass die globale Sicherheitsarchitektur nicht funktioniert habe.

Und auch der Krieg in der Ukraine zeige, wie fragil die Freiheit sei. Sie könne „nur durch kollektives Handeln geschützt werden, und damit das dauerhaft funktioniert, bedarf es einer wirksamen globalen Sicherheitsarchitektur, die dafür sorgt, dass kein Staat jemals wieder Terror gegen einen anderen Staat einsetzen kann“, forderte Selenskyj.

Zugleich warf er Russland vor, seine Verhandlungsbereitschaft nur vorzugaukeln. Und wies darauf hin, dass Russland weitere Reserven im Süden des Landes zusammenziehe.

Eine Sonderkritik holte sich der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder wegen seiner Moskau-Reise ab, der nach seiner Reise Russland als verhandlungsbereit dargestellte. „Es ist einfach widerlich, wenn ehemalige Führer mächtiger Staaten mit europäischen Werten für Russland arbeiten, das gegen diese Werte kämpft“, sagte Selenskyj.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt im Fokus: Steigt das Risiko einer Finanzkrise an den US-Börsen?
25.12.2025

Die jüngsten Insolvenzen in der Autoindustrie haben an den internationalen Finanzmärkten eine neue Debatte über versteckte Risiken im...

DWN
Panorama
Panorama Initiative Jobsuche: Weshalb die Weihnachtszeit perfekt ist
25.12.2025

Während viele glauben, der Arbeitsmarkt schlummere zum Jahresende, öffnen sich gerade jetzt heimlich Türen. Eine erfahrene Coachin...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Tech-Aktien: Tech-Konzerne überflügeln Börsen und gewinnen neue Dominanz
25.12.2025

Die rasant steigenden Bewertungen der US-Techkonzerne verschieben die Kräfteverhältnisse an den globalen Finanzmärkten. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....