Finanzen

Gold-Mangel: Indien will Hochzeits-Gold regulieren

Der Frauen-Ausschuss des indischen Bundesstaates Kerala fordert, Gold-Geschenke bei Hochzeiten auf 80 Gramm zu begrenzen. So wolle man die Familien entlasten, heißt es. Seit Jahren kämpfen die indischen Behörden erfolglos gegen den massiven Gold-Konsum der Bürger.
15.01.2014 00:07
Lesezeit: 1 min

Die indischen Behörden versuchen mit allen Mitteln, die Bürger vom Goldkauf abzubringen. Vor allem die massiven Goldgeschenke bei Hochzeiten sind ihnen ein Dorn im Auge.

Der Frauen-Ausschuss des indischen Bundesstaates Kerala will Gold-Geschenke bei Hochzeiten auf 80 Gramm (das entspricht einem Wert von umgerechnet 2.350 Euro) begrenzen, berichtet Reuters. Die Forderung soll bei einem Treffen mit dem Regierungschef von Kerala, Oommen Chandy, diskutiert werden.

Die Vorsitzende des Frauen-Ausschusses K.C. Rosakutty begründet den Vorstoß damit, man wolle die Familien entlasten: „Immer mehr unserer Eltern verkaufen ihre Häuser, um Gold für Eheschließungen zu kaufen, und ziehen in Mietwohnungen.“

Bei Hochzeiten in Kerala werden heute bis zu 400 Gramm pro Hochzeit verwendet, insgesamt sind es circa 80 Tonnen pro Jahr. Es ist unwahrscheinlich, dass die Goldbeschränkung bei Hochzeiten noch vor den Wahlen im Mai durchgesetzt wird. Zu sehr wäre der Widerstand der Bürger, vor allem auch der Frauen.

Traditionell schenkt die Familie der Braut dem Bräutigam Gold, vor allem in der Form von Schmuck. So wird die finanzielle Sicherheit der Ehe unterstützt. Seit 1972 ist der Goldpreis auf das 120-Fache angestiegen. Gold bietet dem kleinen Mann einen Schutz gegen die massive Inflation im Land.

Einfuhrzölle und Einfuhrbegrenzungen haben in Indien zu einer Gold-Knappheit geführt. Indien ist nach China der zweitgrößte Goldkonsument. Im Jahr 2012 importierte Indien 845 Tonnen Gold, berichtet Bloomberg. Das entspricht 20 Prozent der weltweiten Gold-Nachfrage.

Im vergangenen Jahr erhöhte Indien die Einfuhrzölle für Gold auf 10 Prozent, nachdem die Importe allein im Mai bei 162 Tonnen lagen. Zudem forderte Finanzminister Palaniappan Chidambaram das Volk dazu auf, die Gold-Faszination zu beenden. Infolge der Regierungsmaßnahmen gingen die offiziellen indischen Goldimporte im Gesamtjahr leicht zurück. Doch der Schmuggel mit dem Gold boomt (mehr hier).

Kürzlich sagte der Gold-Experte Eric Sprott, Indien sei möglicherweise von den USA gezwungen worden, gegen den massiven Goldkonsum der Inder vorzugehen. Auf diese Weise wollten die Amerikaner den seit Jahren andauernden Goldfluss vom Westen in den Osten stoppen. Denn die Goldvorräte des Westens seien endlich.

Während Indien im vergangenen Jahr circa 800 Tonnen Gold importierte, erhielt die Deutsche Bundesbank nur 37 ihrer circa 2.300 Tonnen Gold zurück. In den 50er und 60er Jahren hatte sie das Gold der Federal Reserve zur Aufbewahrung anvertraut. Es ist jedoch fraglich, ob das deutsche Gold noch in New York ist. Die Bürgerinitiative „Holt unser Gold heim“ fordert Aufklärung von der Bundesbank (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel in Kanada: Zerrissene Wertegemeinschaft vor Bewährungsprobe
16.06.2025

Der G7-Gipfel in Kanada steht vor enormen Herausforderungen: Konflikte, Uneinigkeit und globale Krisen prägen das Treffen. Wie finden die...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzprofis zeigen: So bauen sich Studenten ihre Geldmaschine
16.06.2025

Sie zeigen jungen Anlegern, wie man es richtig macht: Zwei schwedische Börsenprofis legen Musterportfolios auf – und erklären, warum...

DWN
Panorama
Panorama Rundfunkbeitrag: Was sich ändert – und was passiert, wenn man nicht zahlt
16.06.2025

Der Rundfunkbeitrag sorgt regelmäßig für Ärger – sei es wegen der Pflichtzahlung oder neuer Regeln. Millionen Bürger sind betroffen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warum zum Teufel investieren Unternehmen nicht mehr?
16.06.2025

Warum investieren Unternehmen nicht mehr – obwohl das Geld billig ist und die Gewinne sprudeln? Dieser Artikel geht der...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel in Kanada: Trump konfrontiert Verbündete mit Nahost-Konflikt und Zollandrohungen
16.06.2025

Trump kehrt auf die globale Bühne zurück – mit Zollandrohungen, Lob für Israels Angriffe auf den Iran und Konflikten mit G7-Partnern....

DWN
Politik
Politik Friedensforschungsinstitut Sipri: Wettrüsten um Atomwaffen nimmt wieder Fahrt auf
16.06.2025

Das weltweite Wettrüsten um Atomwaffen nimmt wieder Fahrt auf. Neue Zahlen und Entwicklungen zeigen besorgniserregende Trends. Können...

DWN
Politik
Politik Deutschlandticket: Finanzierungsprobleme sorgen erneut für Verunsicherung
16.06.2025

Das Deutschlandticket steht erneut auf der Kippe. Bund und Länder streiten über die Finanzierung. Bleibt der Preis stabil oder droht das...

DWN
Politik
Politik Schwere Verluste für Irans Regime – Angriffswelle auf Israel
16.06.2025

Israel setzt im eskalierenden Konflikt mit dem Iran gezielte Luftschläge – unter anderem auf strategische Atomanlagen. Auch Irans...