Politik

Brüssel: Millionen versickern in sinnlosen Bau-Projekten

Lesezeit: 1 min
28.01.2014 00:16
Ein mit EU-Geldern finanziertes Kulturzentrum in Wales liegt vier Jahre nach Eröffnung brach. Mehr als eine Million Euro versenkte die EU in dem Projekt. Ob römische Villen in Deutschland, venezianische Brücken in der Einöde Ungarns oder EU-Gelder für Straßenbau, die direkt an die Mafia fließen: Die EU wird immer kreativer bei der Vergabe von Bau-Projekten.
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Das Zentrum „Canolfan Cywain – ländliches Erbe“ sollte ein EU-Prestige-Projekt in Wales werden. Für umgerechnet 4 Millionen Euro baute die britische Regierung im Jahr 2008 das Zentrum für walisische Kultur, Kunst und landwirtschaftliche Bildung. Mit etwas mehr als einer Million Euro beteiligte sich der EU-Strukturfonds an dem Projekt. Seit dem Jahr 2012 ist das Zentrum insolvent und musste in der Folge schließen.

Schon im Jahr 2011 geriet das Kulturzentrum in finanzielle Schwierigkeiten. In einer isolierten Gegend von Wales gelegen und ohne echte Anbindung an eine Infrastruktur, blieben schnell die Besucher aus. Das Zentrum, das mit einem Café, Ausstellungsräumen und Kinderspielplätzen ausgestattet wurde, konnte seine laufenden Kosten nicht mehr begleichen und musste ein Jahr später permanent schließen. Inzwischen ist das Gelände verlassen und von Gras überwuchert, wie der Telegraph berichtet.

Das Projekt steht stellvertretend für die massive Verschwendung von Steuergeldern, die im Rahmen des EU-Strukturfonds geschehen. Der Fonds umfasst etwa 50 Milliarden Euro jährlich und fördert etwa eine Million Projekte europaweit. Dazu gehört zum Beispiel auch der Archäologiepark Römische Villa in Perl-Borg. Dort wurde mit finanzieller Hilfe der EU eine römische Villa rekonstruiert, um die Besucher den „Römischen Way of Life hautnah spüren“ zu lassen. Die EU steuerte dazu 2,2 Millionen Euro aus dem Strukturfonds bei.

In Ungarn wurde mitten auf dem Land eine „Strandstadt“ aus dem Boden gestampft, inklusive einer Original-getreuen Kopie der venezianischen „Seufzerbrücke“. Der Strukturfonds der EU half auch hierbei mit 5,5 Millionen Euro aus.

Die belgische Universität „Provinciale Hogeschool“ erhielt von der EU Subventionen von  500.000 Euro über sieben Jahre, um Computerspiele zu entwickeln. Das Prestigeprojekt der Universität wurde ein Computerspiel zur Geschichte des Puppentheaters.

Auch die Milliarden Entwicklungsgelder, die alljährlich im Rahmen von Straßenbau-Projekten bei der italienischen Mafia landen, laufen über den Strukturfonds der EU (mehr hier). Der Rechnungshof bemängelte in einem Bericht „die ungenügende Achtsamkeit, die auf die Kosten-Effektivität der Projekte gelegt wurde“. Seit dem hat sich beim Straßenbau jedoch wenig geändert. Obwohl bekannt ist, dass die Mafia massiv von den Projekten in Italien profitiert, wurden neue Kredite bewilligt.

„Die Beträge an Steuergeldern, die dabei verschwendet werden, sind atemberaubend, aber nicht überraschend“, sagte Marta Andreasen, ehemalige Buchhalterin bei der EU-Kommission. „Während Millionen europäischer Bürger immer noch unter den Folgen der Sparpolitik leiden, ist die EU glücklich darüber, Millionen auf römische Villen zu verschwenden. Das sind teure Spielereien, während Rom brennt“, so Andreasen.

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