Politik

USA drängen Europa, der Ukraine mehr Geld zu geben

Die USA drängen die Staten der EU, ihre finanzielle Unterstützung für die Ukraine zu beschleunigen und zu erhöhen. Denn Kiew benötigt enorme Summen, um flüssig zu bleiben.
Autor
28.09.2022 17:53
Aktualisiert: 28.09.2022 17:53
Lesezeit: 3 min
USA drängen Europa, der Ukraine mehr Geld zu geben
US-Außenminister Antony Blinken letzten Donnerstag beim UN-Sicherheitsrat in New York, hinter ihm Außenstaatssekretärin Victoria Nuland. (Foto: dpa) Foto: Mary Altaffer

Hochrangige Beamte der Biden-Administration haben in Brüssel ihre Frustration über die langsame Auszahlung der europäischen Hilfe für Kiew zum Ausdruck gebracht, sagten vier Beamte von USA und EU, die anonym bleiben wollen, gegenüber der Financial Times. Die USA hätten die EU aufgefordert, einen „regelmäßigen Mechanismus“ für die finanzielle Unterstützung einzurichten.

Washington stehe „in häufigem Kontakt“ mit der Europäischen Kommission und den EU-Mitgliedstaaten über die Notwendigkeit, „die versprochene Wirtschaftshilfe für die Ukraine zügig zu leisten“, sagte ein US-Beamter und fügte hinzu: „Wir bekräftigen unsere Aufforderung an alle Partner der Ukraine, die versprochene Hilfe für die Ukraine schneller zu leisten, ihre Zusagen zu erhöhen und der Hilfe in Form von Zuschüssen Vorrang vor Darlehen zu geben.“

Die USA wollen die Unterstützung für die ukrainische Wirtschaft erhöhen, während Kiew versucht, verlorene Gebiete im Südosten des Landes von den russischen Streitkräften und deren Verbündeten zurückzuerobern. Washington nutzte die Treffen am Rande der UN-Generalversammlung in der letzten Woche, um die europäischen Partner zu drängen, Probleme zu beseitigen, die das Geld aufhalten, so ein europäischer Beamter, der mit den Gesprächen vertraut war.

Ukraine benötigt dringend mehr Geld

Ein anderer EU-Beamter sagte, der ukrainische Premierminister Denys Shmyhal habe sich mit dem Präsidenten des Europäischen Rates Charles Michel getroffen, um zu betonen, dass Kiew jeden Monat etwa 3,5 Milliarden Euro benötige. „Die einzige Botschaft war die dringende Notwendigkeit, das [Geld] zu sehen. Er bat darum, dass dieses Geld so schnell wie möglich zur Verfügung gestellt wird - sei es in Form von Darlehen oder Zuschüssen“, so der Beamte.

Washington hat Kiew 8,5 Milliarden Dollar an Wirtschaftshilfe zur Verfügung gestellt und den Kongress um weitere 4,5 Milliarden Dollar an Zuschüssen gebeten. Zugleich hat Brüssel erst 1 Milliarde Euro der im Mai zugesagten 9 Milliarden Euro ausgezahlt. In diesem Monat stimmte die EU der Freigabe von weiteren 5 Milliarden Euro zu, muss die Mittel aber noch auszahlen. Sie hofft, die verbleibenden 3 Milliarden Euro bis Ende des Jahres auszahlen zu können.

Diese Mittel kommen zu einem EU-Darlehen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro hinzu, das einem Drittel des monatlichen Außenfinanzierungsbedarfs der Ukraine entspricht. Ein hochrangiger US-Beamter sagte: „Wir freuen uns darauf, dass die EU im nächsten Monat mit der Bereitstellung der zugesagten 5 Milliarden Euro beginnt, und fordern die EU auf, rasch einen regelmäßigen Mechanismus zu entwickeln, um der Ukraine auch in Zukunft Budgethilfe zukommen zu lassen.“

Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte: „Es ist wichtig zu betonen, dass ein außergewöhnliches Paket dieses außergewöhnlichen Umfangs eine sorgfältige Haushaltsführung erfordert, um sicherzustellen, dass alle Risiken für den Haushalt durch die erforderliche Haushaltsdeckung angemessen abgedeckt sind. Dies erfordert eine sorgfältige Prüfung und somit mehr Zeit.“

Auch der IWF prüft weitere Hilfen für die Ukraine

Unabhängig davon prüft der IWF Möglichkeiten, seine Soforthilfe für Kiew zu verstärken und gleichzeitig zu einem vollwertigen Kreditprogramm überzugehen, das an bestimmte wirtschaftliche und finanzielle Bedingungen geknüpft ist. Die geschäftsführende Direktorin des IWF, Kristalina Georgieva, traf sich in New York auch mit den Staats- und Regierungschefs der EU, um ein Paket zur Bereitstellung von „Budgethilfe“ für Kiew zu diskutieren.

Der IWF erwägt auch eine Ausweitung der Nothilfe durch ein so genanntes „Nahrungsmittelschock-Fenster“. Dieser Mechanismus, der sich an Länder richtet, die mit steigenden Lebensmittelkosten zu kämpfen haben, soll zusätzliche Mittel in Höhe von etwa 1,3 Milliarden Dollar bereitstellen. Er wird gehofft, dass das IWF-Direktorium die Mittel bis zum Beginn der Jahrestagung Mitte Oktober genehmigt.

Der Fonds arbeitet auch an einem „Überwachungsinstrument, das einen Rahmen für politische Beratung und Koordinierung bieten soll, der zu einem vollwertigen Programm ausgebaut werden könnte, wenn die Umstände es zulassen“, sagte Julie Kozack, die Ukraine-Referentin beim Internationalen Währungsfonds, dem Bericht der Financial Times zufolge.

Diese zusätzlichen Instrumente sollen bereits bestehende Hilfen des Internationalen Währungsfonds ergänzen, darunter ein Notkredit von 1,4 Milliarden Dollar und ein im April eingerichtetes Konto, über das Zuschüsse und Darlehen von Gebern geleitet werden. Bisher wurden schon 2,19 Milliarden Dollar von Kanada und Deutschland über dieses Konto bereitgestellt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Depotübertrag: Wie Sie Ihr Wertpapierdepot wechseln - und dabei bares Geld sparen
25.06.2025

Ein Depotübertrag kann für Sie als Anleger zahlreiche Vorteile bieten, von geringeren Gebühren bis hin zu attraktiven Prämien für...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerung von Immobilien: Wie Sie mit Zwangsversteigerungen Schnäppchen machen können
25.06.2025

Es gibt verschiedene Gründe für die Zwangsversteigerung von Immobilien vor den örtlichen Amtsgerichten. In Krisenzeiten kommt es...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine: Wie der Krieg die Spielregeln der Kommunikation neu schreibt
25.06.2025

Der Ukraine-Krieg macht PR zur Überlebensfrage: Firmen müssen Haltung zeigen, Helden inszenieren und russische Propaganda abwehren –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Industriestrompreis kommt: EU-Kommission für Subventionen bei Investitionen in grüne Technologien
25.06.2025

Brüssel öffnet das Tor für einen Industriestrompreis – aber nicht ohne Gegenleistung. Unternehmen dürfen auf staatliche Hilfe hoffen,...

DWN
Politik
Politik Energiepreise: Doch keine Senkung der Stromsteuer - Handwerksverband übt scharfe Kritik
25.06.2025

Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag angekündigt, die Stromsteuer für alle auf das europäische Mindestmaß zu senken. In dem...

DWN
Politik
Politik Iran-Schlag ein Desaster? Trump feiert, Geheimdienste widersprechen
25.06.2025

Trump feiert die Zerstörung der iranischen Atomanlagen – doch Geheimdienste zweifeln am Erfolg. Interne Leaks bringen das Weiße Haus in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Generalsanierung soll vier Jahre länger dauern
25.06.2025

Die geplante Sanierung Dutzender wichtiger Bahnstrecken soll nach den Vorstellungen der Deutschen Bahn bis 2035 und damit vier Jahre...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Dieselgate und Dialogkultur: Der neue Ernst der Wirtschaftsethik
25.06.2025

Der Dieselskandal bei VW liegt Jahre zurück, wirkt aber nach. Vor allem als Symbol für eine Unternehmenskultur ohne Ethik und ohne...