Weltwirtschaft

Großer US-Immobilienfonds muss Abflüsse von Kundengeldern begrenzen

Lesezeit: 2 min
11.12.2022 09:00
Ein führender Immobilienfonds in den USA muss angesichts der Abkühlung auf dem Markt den Abzug von Kundengeldern begrenzen.
Großer US-Immobilienfonds muss Abflüsse von Kundengeldern begrenzen
Die Skyline der texanischen Millionenstadt Houston spiegelt sich im Wasser. (Foto: iStock)

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Blackstones 69-Milliarden US-Dollar schwerer Real Estate Income Trust-Immobilienfonds für vermögende Privatpersonen (BREIT) wird Rücknahmeanträge begrenzen. Dies stellt einen massiven Rückschlag für einen der wichtigsten Gewinnbringer der weltweit größten Private-Equity-Firma und ein weiteres Alarm-Signal für die US-Immobilienbranche dar.

Bloomberg zufolge wurde der BREIT-Fonds mit zahlreichen Rücknahmeanträgen von Investoren konfrontiert und hat vor kurzem sein vierteljährliches Limit überschritten. Ein Blackstone-Sprecher betonte jedoch schnell, dass das Geschäft auf Leistung und nicht auf Kapital-Fluss baufbaue „Die Leistung ist (nach wie vor) grundsolide“, so der Sprecher.

Die Ansteckungsrisiken für den Rest des Immobiliensektors sind hoch: Nur ein paar Tage nachdem der BREIT-Fonds in die Schlagzeilen geriet, war ein anderer Firmen-Fonds an der Reihe: Der 50-Milliarden-Dollar schwere Blackstone Private Credit Fund (BCRED), ein Investmentfond, welcher Kredite an Unternehmen vergibt, hat zum ersten Mal in seiner zweijährigen Geschichte sein Rückzahlungslimit erreicht, da Anleger große Teile ihres Kapitals abgezogen haben.

Gigant der Immobilienbranche

Der BREIT-Fonds, der in Logistik- und Mehrfamilienhäuser in den USA investiert, hat sich seit seinem Start im Jahr 2017 zu einem Giganten in der US-Immobilienbranche entwickelt. Dies in einer Zeit extrem niedriger Zinssätze. Bloomberg zufolge verändert sich nun jedoch das Umfeld für den Fonds rapide, hauptsächlich wegen steigender Kreditkosten als Folge der Leitzinsanhebungen der Zentralbank und einer sich abkühlenden Wirtschaft. In diesem Jahr hat der Fonds eine Gesamtrendite von 9,3 Prozent erzielt, während börsennotierte US-Immobilienfonds im Schnitt rund 20 Prozent Verluste eingefahren haben.

Die aktuellen Entwicklungen um den BREIT-Fonds ziehen den Blick auf den Bereich der nicht börsennotierten Immobilien-Investment Trusts. Im Gegensatz zu vielen anderen Immobilienfonds werden die Aktien von BREIT nicht an der Börse gehandelt. Es gibt Schwellenwerte dafür, wie viel Kapital die Anleger abziehen dürfen, um Zwangsverkäufe zu vermeiden. Der Fonds-Verwaltungsrat kann Abzüge beschränken, oder die Obergrenzen anheben, wenn zu viele Anleger aussteigen wollen.

Viele Rücknahmen aus Asien

Nach Angaben der Financial Times zogen Investoren im Juli mehr als zwei Prozent des Nettovermögens aus dem BREIT-Fonds ab und überschritten damit einen Schwellenwert, ab dem Blackstone die Abhebungen von Investoren begrenzen kann. Asiatische Investoren hatten im Frühjahr und Sommer viel Geld aus dem Fonds abgezogen, als die Immobilienmärkte in der Region einbrachen und die Zinsen anstiegen. Blackstone hatte sich zuerst dazu entschieden, Investoren, die im Juli Geld aus dem BREIT-Fonds abziehen wollten, nicht zu beschränken. Doch eine wachsende Flut von Rücknahmeanträgen zwang die Fonds-Verwalter, das Volumen der zurückgenommenen Vermögenswerte zu begrenzen.

Einigen Analysten zufolge liegt die Zeit der großen Wachstumsraten nun hinter dem Fonds. Ein von der FT befragter Analyst der Credit Suisse sagte, dass die aktuellen Rücknahmen den Wert von BREIT für Blackstone in Frage stellen. „Letztendlich muss man sich fragen, wie effizient diese Produkte sind, wenn die Kunden ihr Bargeld abheben wollen", fügte Katz hinzu. Blackstone gab in einer Erklärung bekannt, dass der Fonds seit seiner Gründung vor fast sechs Jahren außergewöhnliche Renditen für Investoren erzielt hätte und für die Zukunft „gut aufgestellt" sei.

Der US-Immobilienmarkt kämpft derzeit mit rasant steigenden Kreditkosten, die dazu geführt haben, dass viele Vermieter sich die (Re-)Finanzierung ihrer Hypotheken nicht mehr leisten können. Die Kreditnachfrage in den USA bricht derart stark ein, dass einer der größten US-Hypothekenanbieter des Landes, Wells Fargo, Massenentlassungen plant.


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