Weltwirtschaft

China beendet Null-Covid-Politik - Kann man nun aufatmen?

Lesezeit: 2 min
07.12.2022 09:47  Aktualisiert: 07.12.2022 09:47
China lockert landesweit die Covid-Beschränkungen. Die Menschen erhalten mehr Freiheiten und Verantwortung. Sie sollen lernen, mit dem Corona-Virus zu leben.
China beendet Null-Covid-Politik - Kann man nun aufatmen?
China hatte die wohl strengsten Covid-Kontrollen der Welt, nun lockert das Land. (Foto: dpa)
Foto: Andy Wong

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nach regierungskritischen Protesten rückt China von seiner strikten Null-Covid-Politik ab und stellt die Menschen darauf ein, mit dem Virus zu leben. Die Volksrepublik erlaube künftig bei milden Corona-Fällen, sich zu Hause zu isolieren und zu behandeln, teilte die Nationale Gesundheitskommission am Mittwoch mit. Sollte sich der Zustand verschlechtern, könnten sich die Menschen selbst in ausgewiesene Kliniken begeben.

Bislang hatte China nach positiven Corona-Tests ganze Orte und Stadtteile abgesperrt mit der Folge, dass es vermehrt zu Arbeits- und Produktionsausfällen kam. Das soll künftig vermieden werden.

Bereiche mit hohem Risiko sollten nach Gebäude, Einheit, Etage und Haushalt genau definiert werden und dürfen nicht willkürlich auf ganze Wohnanlagen und Gemeinden ausgedehnt werden, erklärte die Gesundheitsbehörde. Sie forderte die Kommunen auf, einfache Maßnahmen zur Prävention zu ergreifen, "entschlossen zu korrigieren" und "Formalismus und Bürokratie" zu überwinden.

"Diese Änderung der Politik ist ein großer Schritt nach vorne", kommentierte Zhiwei Zhang, Chefökonom bei Pinpoint Asset Management. "Ich gehe davon aus, dass China seine Grenze spätestens Mitte 2023 wieder vollständig öffnen wird."

Die strikte Null-Covid-Politik der Regierung unter Staatspräsident Xi Jinping hatte die Wirtschaft Chinas gebremst und die weltweiten Lieferketten gestört. Wegen der wochenlangen Abriegelung von Städten verdienten die Menschen zudem kein Geld mehr, weswegen sie in den vergangenen Wochen auf die Straße gingen. Öffentliche Proteste gegen die Regierung und Präsident Xi sind selten in China, und die jüngste Welle des zivilen Ungehorsams ist beispiellos.

In China sinkt die Zahl der täglichen Ansteckungen weiter. Das Land verzeichnete nach Angaben der Gesundheitsbehörde 25.321 Neuinfektionen nach 28.062 am Vortag. 5046 der Fälle seien symptomatisch und 23.016 seien asymptomatische Infektionen, die in China separat gezählt werden. Das Land meldete keinen weiteren Todesfall in den vergangenen 24 Stunden im Zusammenhang mit dem Virus. Die Zahl der Corona-Toten in China verharrt damit bei 5235.

Diese Corona-Lockerungen plant China

- Hochrisikogebiete dürfen nicht mehr willkürlich auf Wohnblocks und Gemeinden ausgedehnt werden. Sie müssen ganz genau umrissen werden - gezielt auf bestimmte Gebäude, Stockwerke und Haushalte.

- Es soll insgesamt weniger Corona-Tests geben - im Umfang und der Häufigkeit. Massentests sollen der Vergangenheit angehören.

- Negative Testergebnisse werden deutlich seltener zur Pflicht. Benötigt werden sie noch in Alten- und Pflegeheimen, medizinischen Einrichtungen, Kindergärten sowie in Schulen für jüngere Kinder.

- Bei Reisen innerhalb von China wird kein negatives Testergebnis oder kein Gesundheitscode mehr benötigt.

- Menschen, die sich mit dem Virus infiziert haben, aber keine oder nur milde Symptome aufweisen, sollen zu Hause bleiben. Freiwillig können sie sich aber auch in einer zentralen Spezialeinrichtung isolieren. Enge Kontakte dieser Personen sollten fünf Tage zu Hause bleiben oder ebenfalls in die Isolierungszentren gehen.

- In Hochrisikogebieten, in denen es fünf Tage in Folge keine Infektion mehr gegeben hat, sollen Lockdowns zügig aufgehoben werden.

- Apotheken dürfen bestimmte Verkäufe nicht mehr einschränken - weder im Internet noch im Laden. Dabei geht es unter anderem um Mittel gegen Fieber, Husten oder Erkältungen.

- Alle Regionen in der Volksrepublik sollen ihre Impfquoten bei älteren Menschen zwischen 60 und 79 Jahren verbessern. Besonderes Tempo soll es bei noch älteren Menschen ab 80 Jahren geben.

- Menschen mit Vorerkrankungen sollen besser identifiziert werden - etwa bei Herzerkrankungen, Diabetes, Nierenproblemen, Tumoren oder Immunschwächen. Ihr Impfstatus soll ebenfalls analysiert werden.

- In Gebieten, für die keine hohe Risikostufe gilt, darf die Mobilität der Bürger nicht mehr eingeschränkt werden. Auch dürfen hier Arbeitsabläufe, Fabriken und Geschäfte nicht mehr behindert werden.

- Innerhalb von Wohnblöcken, in denen keine Virusausbrüche verzeichnet werden, sollen Supermärkte, Lehreinrichtungen, Kantinen, Sportstätten und Büchereien geöffnet bleiben. In Wohnblocks mit Ausbrüchen sollen diese genau eingegrenzt werden und das normale Leben außerhalb der betroffenen Teile weitergehen. (Reuters)


Mehr zum Thema:  

DWN
Panorama
Panorama Demenz: Beruf beeinflusst Risiko - welche Berufsgruppe seltener erkrankt
08.01.2025

Gedächtnisschwierigkeiten, Orientierungslosigkeit oder veränderte Persönlichkeit – Demenz-Symptome sind vielfältig, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie klettert: Trumps Forderung treibt Rüstungsaktien an
08.01.2025

Die Rheinmetall-Aktie ist im frühen Mittwochshandel kräftig gestiegen - und auch andere Rüstungsaktien legten zu. Der Grund für die...

DWN
Politik
Politik Reaktion auf Trumps Grönland-Anspruch: Bundeskanzler Scholz betont Unverletzlichkeit von Grenzen
08.01.2025

Angesichts der aktuellen Aussagen des designierten US-Präsidenten Donald Trump hat Bundeskanzler Scholz Trump an das fundamentale Prinzip...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl 2025: CDU und CSU setzen auf gemeinsame Strategie
08.01.2025

CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat im Hinblick auf einen möglichen Sieg der Union bei der Bundestagswahl 2025 eine Neuausrichtung in...

DWN
Politik
Politik Wahlumfragen: AfD legt kräftig zu
08.01.2025

Die Bundestagswahl 2025 rückt näher und die AfD legt in Wahlumfragen kräftig zu. In der aktuellen INSA-Sonntagsfrage erreicht die Partei...

DWN
Politik
Politik Trump fordert höhere Verteidigungsausgaben von Nato-Staaten: So reagieren Merz, Strack-Zimmermann und Co
08.01.2025

Trumps Forderung, die NATO-Staaten müssen ihre Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des BIP erhöhen, stößt auf geteiltes Echo bei...

DWN
Politik
Politik Höhere Nato-Verteidigungsausgaben: Was Trumps 5-Prozent-Ziel für Deutschland bedeuten würde
08.01.2025

Dass Trump die Nato-Mitgliedsstaaten bei den Verteidigungsausgaben unter Druck setzt, ist keine Neuigkeit. Doch fünf Prozent des...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wirtschaftsaufschwung: Experten stellen konkrete Maßnahmen vor - so geht's aufwärts
08.01.2025

Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Abwärtsspirale. Die Bundesregierung rechnet für 2025 lediglich mit einem...