Unternehmen

Kartellrecht: Kaufland bekämpft Industrieorganisation

Anfang Dezember hatte die Industrieorganisation Markenverband kartellrechtliche Vorwürfe gegen Kaufland erhoben. Nun dreht Kaufland den Spieß um. Der Konzern wirft der Organisation vor selbst gegen das Kartellrecht zu verstoßen.
18.01.2023 09:03
Aktualisiert: 18.01.2023 09:03
Lesezeit: 2 min
Kartellrecht: Kaufland bekämpft Industrieorganisation
Die Kaufland-Filiale in der Gutschmidstraße in Berlin Neukölln. (Foto: dpa) Foto: Paul Zinken

Noch Anfang Dezember sah sich Kaufland Kritik von Seiten der Industrie ausgesetzt bezüglich der Problematik mit den Real-Übernahmen. Die Industrieorganisation Markenverband monierte Verstöße gegen das Kartellrecht. . Nun schlägt Kaufland offenbar zurück und wirft dem Markenverband Einflussnahme auf seine Mitglieder vor.

Kaufland wirft dem Verband Einflussnahme vor

Nach Recherchen der Lebensmittelzeitung plant das Unternehmen rechtlich gegen den Markenverband vorzugehen. Kaufland ist der Überzeugung, dass die Organisation ihre Mitglieder entgegen der Verpflichtung unabhängig zu sein, zu einem gemeinsamen Handeln gegen das Unternehmen angetrieben hat. Kaufland soll Insidern zufolge seine Rechtsabteilung damit beauftragt haben zu untersuchen, wie man rechtlich dagegen vorgehen kann.

Kaufland hängt sich an zwei Problempunkten auf. Der eine Fall ist die Kritik am Umgange Kauflands mit der Industrie bezüglich der Real Übernahmen und der andere Gegenstand ist die Kritik des Markenverbands an der Umsetzung des Lieferkettengesetzes durch Kaufland. Der Markenverband hatte genauso wie die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) kritisiert, auf welche Weise Kaufland wegen dem Gesetz Druck auf Lieferanten ausübt. Bei der Real-Sonderkondition, auf welche Kaufland weiter pocht, erklärte die Organisation schriftlich, dass Kaufland nur dann weiterhin Geld von der Industrie bekommen dürfe, wenn neue Gegenleistungen auf den Tisch kämen. Passiere dies nicht, dann sei das Vorgehen des Konzerns „nicht tragbar“.

Markenverband sieht sich rechtlich abgesichert

Zu den Abläufen wollte Kaufland antwortete Kaufland gegenüber der Lebensmittelzeitung nicht. Sicher ist aber, dass das Unternehmen Lieferanten zufolge über Manager rechtliche Handlungen gegen die Industrieorganisation angedroht hat. Der Markenverband reagierte nach Anfrage auf die Drohung von Kaufland gelassen. Andreas Gayk Geschäftsführer des Verbands geht nicht von Konsequenzen aus, erklärte jedoch, dass die Organisation jeden Kartellrechtsvorwurf beachtet.

Gayk verdeutlicht, dass der Bundesgerichtshof bereits in vergangenen Fällen entschieden habe, dass Verbände wie der Markenverband ihren Mitgliedern bei neu verordneten Gesetzen wie beispielsweise dem Lieferkettengesetz mit einer juristischen Beurteilung helfen könnten. Bezüglich der Real-Sondervereinbarung habe die Organisation lediglich ihre rechtliche Auffassung verdeutlicht und nicht Mitgliedern darin gehend instruiert, wie sie in Verhandlungen gegenüber Kaufland aufzutreten hätten.

Kaufland zeigt sich gegenüber Lieferanten gesprächsbereit

Kaufland will die Sondervergütungen der Lieferanten für die Real-Übernahme zum festen Teil der Konditionen festlegen. Entgegen der Kommunikation zu Beginn der Jahresgespräche verdeutlicht der Konzern der Lebensmittelzeitung zufolge gegenüber den Herstellern, dass die Forderungen nicht im Zusammenhang mit den Real-Übernahmen stehen. Es stehen laut Kaufland generelle Expansionsthemen im Fokus. Das Unternehmen zeigt sich offen für Verhandlungen und bietet neue Gegenleistungen an. Zur Debatte stehen dabei das Vergrößern von Listungen und umfangreichere Vermarktungsaktivitäten.

Gegenüber der Industrie tritt Kaufland als dynamisches und starkes Unternehmen auf. Man sieht sich als Plattform für andere Marken. Weiterhin weist der Konzern bei Präsentationen auf Marktforschungsdaten hin. Ihnen zufolge habe Kaufland bis September 2022 ein Umsatzplus von 11,3 Prozent geschafft und das in einem Zeitraum, in dem der restliche Markt stagniert hätte. Wenn man die hinzugekommenen Real-Märkte wegrechnet, soll das Plus bei 4,5 Prozent liegen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...

DWN
Finanzen
Finanzen DroneShield-Aktie: Drohnenabwehr boomt durch steigende Bedrohungslage
22.12.2025

Die DroneShield-Aktie legt nach starken Zuwächsen weiter zu. Neue Governance-Regeln stärken das Vertrauen der Anleger, während der Markt...