Unternehmen

Tarifstreit: Gewerkschaft setzt Braubranche unter Druck

Die Situation zwischen Braubranche und Gewerkschaft spitzt sich zu. Nun erhöht die Gewerkschaft NGG den Druck und fordert Lohnanhebungen für Brauangestellte in Baden-Württemberg. Der deutsche Brauer-Bund kündigt derweil weiter steigende Bierpreise an.
26.01.2023 12:07
Aktualisiert: 26.01.2023 12:07
Lesezeit: 2 min

Der Streit zwischen der Gewerkschaft NGG (Nahrung, Genuss, Gaststätten) und der Getränkebranche geht weiter. Nach dem Getränkehersteller Coca-Cola ist nun die Braubranche an der Reihe. Die Gewerkschaft erhöht den Druck und fordert Lohnerhöhungen für die Angestellten.

400 Euro mehr Lohn gefordert

Ziel der Tarifkommission der NGG ist laut Lebensmittelzeitung, dass die etwa 1500 Angestellten von Brauereien in Baden-Württemberg eine Anhebung ihrer Entgelte um 400 Euro innerhalb eines Anschlusstarifvertrages mit einer Gültigkeit von einem Jahr erhalten. Auszubildende sollen nach Vorstellung der Gewerkschaft 150 Euro in jedem Ausbildungsjahr zusätzlich erhalten.

Eine Sprecherin des NGG-Landesbezirks Südwest begründete gegenüber der Lebensmittelzeitung die Forderung: „400 Euro mehr entspricht im Eckentgelt in Baden-Württemberg einem Plus von circa 10,8 Prozent.“ Bereits im November letztes Jahr hatte die Gewerkschaft erklärt, dass man zehn Prozent mehr Lohn plus X identisch in allen Branchen 2023 für die Angestellten erreichen wolle.

Gesamtbierabsatz in Baden-Württemberg erhöht

Der NGG-Landesbezirk Südwest verdeutlichte, dass es nach einer komplizierten Situation in der Corona-Pandemie der Branche inzwischen besser ginge. So habe sich laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts der Gesamtbierabsatz in Baden-Württemberg in den ersten zehn Monaten des letzten Jahres um 5,2 Prozent verglichen zur gleichen Zeit 2021 erhöht. Jetzt sei Uwe Hildebrandt, Verhandlungsführer und Vorsitzender des Landesbezirks Südwest zufolge der Zeitpunkt gekommen, dass die Angestellten einen fairen Anteil erhalten.

Hildebrandt fügte an: „Angesichts der dramatisch steigenden Verbraucherpreise und des drohenden Kaufkraftverlusts müssen die Entgelte der Brauerinnen und Brauer deutlich angehoben werden. Mieten, Heizen, Einkaufen im Supermarkt, Benzin an der Tankstelle, alles wird immer teurer.“

Die Gewerkschaft erklärte, dass der Entgelttarifvertrag im Tarifgebiet Baden-Württemberg fristgerecht Ende des Monats zum 28. Februar 2023 beendet wird. Die Brauereien Dinkelacker-Schwaben Bräu, Eichbaum, die Fürstlich Fürstenbergische Brauerei und die Rothaus Staatsbrauerei sind Teil des Tarifgebiets und wären davon betroffen.

„Mitglieder sind bereit auf die Straße zu gehen.“

Streiks in Brauereien schloss die Gewerkschaft nicht aus. Die Gewerkschaft geht von vielen Auseinandersetzungen in diesem Jahr aus, da die Lohnforderungen durch die Inflation höher werden. Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der NGG, betonte, dass es zu Streiks kommen kann: „Unsere Mitglieder sind bereit, für ihre Forderungen auf die Straße zu gehen."

Für den 23. Januar hatte die Gewerkschaft bereits zu einem Streik an Standorten von Coca-Cola aufgerufen und höhere Löhne für die Beschäftigten gefordert. Eine Einigung zwischen dem Coca-Cola Konzern und der Gewerkschaft gibt es noch nicht und beide Seiten scheinen noch sehr weit voneinander entfernt zu sein.

Hoher Kostendruck für Rohstoffe und Vorprodukte

Derweil bereitet der deutsche Brauer-Bund die Verbraucher auf einen erneuten Anstieg der Bierpreise vor. Der hohe Kostendruck für Rohstoffe und Vorprodukte sowie Personal und Logistik machen dies neben der Energieversorgung dem Hauptgeschäftsführer Holger Eiche zufolge notwendig.

Die Kostenerhöhung bei Kronkorken im November 2022 sei verglichen mit dem Monat davor um 120 Prozent gestiegen. Bei Kohlensäure und Braumalz habe es jeweils einen Anstieg von 90 Prozent gegeben. Viele Betriebe hätten ihm zufolge bereits Preisanstiege angekündigt. Bezüglich der Gesamtsituation sei die Branche nach drei Jahren Dauerkrise jedoch deutlich robuster als früher.

Bezüglich des Bierverkaufs ist Eichele zufolge eine Beruhigung absehbar. Mit 81,2 Millionen Hektolitern Bier sei die Menge von Januar bis November 2022 um 3,2 Prozent gewachsen im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2021. Im Jahr 2019 lag der Vergleichswert jedoch noch bei 85,2 Millionen Hektolitern. Anfang Februar wird das Statistische Bundesamt die Absatzzahlen für das komplette Jahr 2022 publizieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...