Politik

China kritisiert Bestrebungen der NATO, Einfluss in Asien auszubauen

Die NATO intensiviert ihr Engagement in der Asien-Pazifik-Region. China kritisiert die Ausweitung der Einflusssphäre scharf.
02.02.2023 22:00
Aktualisiert: 02.02.2023 22:00
Lesezeit: 2 min
China kritisiert Bestrebungen der NATO, Einfluss in Asien auszubauen
Jens Stoltenberg, Nato-Generalsekretär, und Park Jin, Außenminister von Südkorea, reichen sich während ihres Treffens im Außenministerium die Hand. (Foto: dpa) Foto: Kim Min-Hee

China hat die NATO scharf kritisiert. Nach Warnungen von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg vor einer Gefahr durch China in Bezug auf Taiwan sagte Pekings Außenamtssprecherin Mao Ning am Mittwoch, die NATO „fabriziert eine chinesische Bedrohung.“

Die Sprecherin warf dem nordatlantischen Militärbündnis vor, seine Beziehungen zu asiatisch-pazifischen Ländern zu stärken und seine Einflusssphäre jenseits seiner traditionellen Verteidigungszone ausdehnen zu wollen, obwohl es vorgebe, eine regionale Allianz zu sein. Diese Entwicklung erfordere hohe Wachsamkeit.

Die Sprecherin reagierte auf den Besuch von Stoltenberg Anfang der Woche in Südkorea und Japan. Die asiatisch-pazifische Region sei „nicht das Schlachtfeld für geopolitischen Wettbewerb“ und heiße „eine Mentalität des Kalten Krieges und Block-Konfrontation nicht willkommen“, sagte Mao Ning weiter.

Mit seiner Visite in Seoul und Tokio hatte Stoltenberg die militärische Zusammenarbeit mit den asiatischen Partnerländern voranbringen wollen und dabei ausdrücklich auf eine angebliche Bedrohung durch China hingewiesen. „China baut seine Streitkräfte, einschließlich Atomwaffen, erheblich aus, schikaniert seine Nachbarn und bedroht Taiwan“, hatte Stoltenberg am Vortag nach einem Treffen mit Japans Ministerpräsident Fumio Kischida in Tokio gesagt. Peking beobachte genau den Umgang des Westens mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine und lerne „Lehren, die seine zukünftigen Entscheidungen beeinflussen können“, behauptete er. „Was heute in Europa passiert, könnte morgen in Ostasien passieren.“

Aufrüstung in der Asien-Pazifik-Region

Die US-Regierung hatte ihre Verbündeten in der Region zuletzt zu einer drastischen Aufrüstung ermuntert. Insbesondere Japan kehrte daraufhin seiner traditionell pazifistischen Außenpolitik den Rücken und rüstet inzwischen massiv auf. Rund 43 Billionen Yen (297 Milliarden Euro) will Japan über die nächsten fünf Jahre für Aufrüstung ausgeben. Der Wehretat soll von bislang einem auf künftig zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts verdoppelt werden.

Kurz zuvor hatte Washington mit Großbritannien und Australien den implizit gegen China gerichteten AUKUS-Militärbund geschlossen, in dessen Rahmen Australien unter anderem Zugriff auf Atomantriebe für U-Boote erhält, was viele Länder der Region besorgt. Seit einem Regierungswechsel herrscht allerdings wieder diplomatisches Tauwetter zwischen Peking und Canberra.

Zudem versuchen die unterschiedlichen US-Regierungen seit Jahren, Indien mithilfe des „Quadrilateralen Dialogformats“ zusammen mit Australien und Japan in einer Anti-China-Allianz zu integrieren. Obwohl Neu-Delhi mit China in mehreren Feldern in scharfer Konfrontation steht (beispielsweise bei den nicht selten gewaltsam ausgetragenen Grenzstreitigkeiten im Himalaya), fruchteten diese Bemühungen bislang nicht und Indien verfolgt weiterhin eine außenpolitisch neutrale Linie, wie etwa die massiven Käufe von Energieprodukten in Russland zeigen.

Auch Großbritannien ist verstärkt aktiv, um Allianzen gegen China zu schmieden. Seit Neuestem können britische Truppen beispielsweise in Japan stationiert werden.

Die Biden-Administration baut überdies ihre Kontakte nach Taiwan immer weiter aus, obwohl China dies als Einmischung in innere Angelegenheiten kritisiert und die Taiwan-Frage als Kernfrage der staatlichen Souveränität betrachtet. Gezielte Provokationen wie der Besuch der Kongressabgeordneten Nancy Pelosi im Sommer werden dabei von einer Ausweitung der militärischen Zusammenarbeit flankiert. So werden taiwanesische Truppen etwa seit Jahren von US-Instruktoren ausgebildet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Daimler Truck-Aktie trotz Prognosesenkung an DAX-Spitze: Lkw-Bauer wehrt sich erfolgreich gegen US-Zölle
14.05.2025

Die Daimler Truck-Aktie trotzt schlechten Nachrichten, überrascht Anleger – doch bleibt der Aufwärtstrend stabil? Zwischen US-Zöllen,...

DWN
Politik
Politik Trumps Arznei-Schock: USA wollen Europas Medikamentenpreise diktieren
14.05.2025

US-Präsident Donald Trump kündigt einen Preissturz bei Arzneimitteln um bis zu 90 Prozent an – doch der Widerstand wächst, auch aus...

DWN
Politik
Politik Regierungserklärung: Merz ruft zum gemeinsamen Aufbruch auf – "Der Staat, das sind wir alle"
14.05.2025

Die erste Merz-Regierungserklärung verspricht klare Antworten auf große Herausforderungen. Doch wie viel Wandel steckt wirklich hinter...

DWN
Politik
Politik Zollschock für Ukraine – EU will Agrarimporte drastisch begrenzen
14.05.2025

Ausgerechnet mitten im Krieg plant Brüssel drastische Zollgrenzen für ukrainische Agrarprodukte – ein Signal der Schwäche, das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Preisdruck lässt nach: Inflation schwächt sich im April auf 2,1 Prozent ab
14.05.2025

Die Inflation in Deutschland hat im zweiten Monat nacheinander an Dynamik verloren. Dahinter steckt vor allem ein Faktor. Im Alltag fällt...

DWN
Finanzen
Finanzen Schenkung statt Erbe: Steuern sparen durch die Nutzung der Freibeträge
14.05.2025

Nicht erst beim Erbe kann man Vermögen innerhalb der Familie übertragen. Oft ist es sinnvoll, bereits Vermögenswerte zu Lebzeiten an...

DWN
Finanzen
Finanzen Tui-Aktie verliert deutlich nach Quartalszahlen - wie geht's weiter beim Reisekonzern?
14.05.2025

Die Tui-Aktie ist nach Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Geschäftsquartal deutlich unter Druck geraten. Am Mittwochmorgen...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Unklare Details vor Friedensgesprächen in Istanbul
14.05.2025

Kurz vor dem geplanten Dialog zur Lösung des Ukraine-Kriegs bleibt unklar, in welchem Rahmen die Friedensgespräche in Istanbul...