Politik

Pistorius in Warschau: Gemeinsame Panzer-Koalition soll Ukraine unterstützen

Lesezeit: 2 min
09.02.2023 10:02
Die Lieferung von Waffen in die Ukraine kommt nur schleppend voran. Deswegen war Verteidigungsminister Pistorius nun in Polen und Kiew. In Warschau schlägt ihm dabei nicht nur Zustimmung entgegen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

„Wir – mein polnischer Amtskollege Mariusz Blaszczak und ich - haben gerade verabredet, dass wir gemeinsam mit Oleksey Reznikow, unserem ukrainischen Amtskollegen, in der kommenden Woche ein weiteres Treffen der Ländern organisieren, welche diese Koalition für die Lieferung von Leopard-Panzern bilden sollen. Ich freue mich sehr über diese Einladung, weil es wichtig ist, noch einmal zu dokumentieren, dass wir noch nicht am Ziel sind. Hier gibt es noch Luft nach oben, was einige Länder angeht.“

Das sagte der deutsche Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius bei seinem ersten Auslandsbesuch in Polen am Mittwoch vor Journalisten - darunter ein Korrespondent der DWN - in Warschau. Damit verdichtet sich die Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Polen und anderen europäischen Ländern bei den Waffenlieferungen an die Ukraine immer mehr. Grundsätzlich wollen sich bisher neben Deutschland und Polen auch Belgien und die Niederlande an den Lieferungen beteiligen.

Bundesregierung will 178 Leopard-Panzer liefern

Die Bundesregierung hat am Dienstag die Lieferung von 178 Leopard-1A5-Panzern grundsätzlich genehmigt. „Wie viele Leopard 1A5 Kampfpanzer tatsächlich an die Ukraine geliefert werden, hängt von den erforderlichen Instandsetzungsarbeiten ab“, hieß es in einer Erklärung. Der Rüstungskonzern Rheinmetall wollte in im laufenden Jahr bis zu 25 Tanks dieses Typs in die Ukraine schicken.

Der Leopard 1 ist der erste Kampfpanzer, der für die Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurde. Von 1965 bis Mitte der 80er Jahre wurden 4700 Exemplare produziert. Danach wurden weitere Modelle des Typs hergestellt – beispielsweise der 2A4.

Und jetzt soll dieses Modell die Ukraine beim Kampf gegen Russland unterstützen. Der deutsche Bundesverteidigungsminister Pistorius hatte in diese Frage bereits einen Tag zuvor bei seinem ersten Besuch in Kiew erste konkrete Pläne vorgelegt. Dort hatte er die Lieferung von 20 bis 25 1A5-Panzern bis zum Sommer angekündigt. Bis zu Ende 2023 sollen es 80 werden. Die Partner hätten sich die Lieferung von 100 Tanks im ersten oder zweiten Quartal 2024 zum Ziel gesetzt. Zudem habe man mit der Ausbildung von 600 Feldwebeln begonnen.

Deutsch-Polnisches Verhältnis bleibt angespannt

„Es ist allen klar, es gibt so etwas wie eine deutsch-polnische Interessengemeinschaft. Wir haben viele sich überschneidende Interesse, nicht zuletzt verteidigungs- und sicherheitspolitisch. Das betrifft nicht zuletzt die Sicherung der Ostflanke und die Unterstützung der Ukraine. Das sind wir uns vollkommen einig. Und ich freue mich sehr, dass wir heute in diesem Dialog einen Schritt weitergekommen sind“, freute sich Pistorius.

Allerdings teilten nicht alle in Polen diese Freude: „Die Deutschen interessieren sich zwar jetzt ein bisschen für Polen“, sagte Marek Suski von der Regierungspartei PiS im „Polnischen Radio“. „Doch sind sie sind nicht friedlich gegenüber Polen eingestellt. „Und jetzt kommt der deutsche Verteidigungsminister. Seit einem Jahr dauert schon die Aggression, und erst jetzt haben sich die Deutschen für eine Lieferung von Panzern entschlossen. Und wann kommen die denn wirklich? Das ist noch nicht ersichtlich“, so Suski. „Wir erinnern uns daran, was die Deutschen während des Zweiten Weltkriegs getan haben. Sie wollen dieses Unrecht jedoch nicht beseitigen, sondern im Gegenteil”, erklärte der Politiker.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Immobilien
Immobilien Haftbefehl gegen René Benko: Italienische Justiz erlässt Haftbefehl gegen Signa-Gründer
03.12.2024

Die italienische Justiz hat einen Haftbefehl gegen René Benko, den Gründer der insolventen Immobilien- und Handelsgruppe Signa, erlassen....

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Neues DAX-Allzeithoch bei über 20.000 Punkten - drohen nun Gewinnmitnahmen?
03.12.2024

Steil bergauf geht es für den DAX aktuell: Nach dem DAX-Allzeithoch am Montag kletterte der deutsche Leitindex am Dienstag über die Marke...

DWN
Politik
Politik Rot-Grün strebt Entlastung bei Stromkosten an - Mehrheitsfindung im Fokus
03.12.2024

Die rot-grüne Minderheitsregierung plant eine Entlastung bei Stromkosten für Unternehmen. Das Bundeskabinett hat in einem Umlaufverfahren...

DWN
Politik
Politik Kriegsrecht: Südkoreas Präsident erklärt Ausnahmezustand – was das genau heißt
03.12.2024

In einer überraschenden Ansprache hat Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol das Kriegsrecht ausgerufen. In einer live übertragenen Rede...

DWN
Politik
Politik Warum sich Ungarn „Viktor Donald Scholz“ wünscht - und eine Zeitmaschine
03.12.2024

Ungarn hat im Sommer die EU-Ratspräsidentschaft übernommen – ist jedoch ausgegrenzt und weitgehend isoliert. Nicht erst seit dem...

DWN
Politik
Politik Regierungskrise Frankreich: Michel Barnier steht nach Misstrauensantrag vor dem Aus
03.12.2024

Nach den jüngsten Misstrauensanträgen gegen die französische Regierung werden in Paris bereits mögliche Nachfolger von Premier Michel...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Warnstreik: Rund 100.000 Beschäftigte legen Arbeit nieder
03.12.2024

Die IG Metall hat ihre VW-Warnstreiks vorerst beendet. Insgesamt haben sich an den beiden Streiktagen nahezu 100.000 Beschäftigte an dem...