Welch ein Wahnsinnsprojekt: Fast die gesamte Gesellschaft, ja ungefähr das ganze Land soll systematisch elektrifiziert werden. Im Namen des Fortschritts und im Zeichen des Klimawandels wird dies jetzt politisch und gesetzlich mit Vehemenz vorangetrieben. Und zwar ohne dass kritische Rückfragen ernsthaft zum Zuge kämen, ob das am Ende wirklich fortschrittlich und ökologisch sinnvoll, also eine für Mensch und Natur auf die Dauer verträgliche Gesamtmaßnahme sein kann.
Die Chancen dieses Projekts hören sich einerseits wahnsinnig gut an: weg von fossilen Brennstoffen, weg von all dem üblen CO2-Ausstoß! Doch die Risiken auf die andere Seite werden allzu gern kleingeredet oder tabuisiert. Insofern könnte sich das Vorhaben, ein ganzes Land unter Strom zu setzen, als Wahnsinnsprojekt im negativen Sinne entpuppen. Als wären all der Energieverbrauch und E-Smog zu vernachlässigende Größen!
Drei Problemdimensionen eröffnen sich angesichts der gigantischen E-Pläne. Erstens ist zu fragen, wie realistisch ihre Umsetzung überhaupt ist. Zweitens ist das Problem der biologischen Verträglichkeit von immer mehr Elektrizität in der Welt für uns Menschen ernsthaft zu prüfen. Und drittens stellt sich die Frage nach den ökologischen Aspekten. Über all diese Dinge könnte ein ganzes Buch geschrieben werden – was ich allerdings nicht vorhabe.
Problem Nr. 1: Wie praktikabel und realistisch ist die Strom-Wende?
Was zunächst die sogenannte Wärmewende angeht, so zielt sie bekanntlich darauf ab, dass Heizungen mit fossilen Brennstoffen möglichst zügig und mit wenigen Ausnahmen gegen Wärmepumpen, Fernwärmesysteme und andere ökologisch vorteilhafte Heizungsarten ausgetauscht werden. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf den verschiedenartigen Wärmepumpen, die unbeschränkt verfügbare Umgebungswärme aus Luft, Erdreich oder Wasser effizient nutzen und dazu nur eine vergleichsweise geringe Menge an elektrischem Strom benötigen sollen.
Dieser lässt sich wiederum etwas preiswerter als der übliche Haushaltsstrom ansetzen. All das mag zunächst recht attraktiv klingen – doch der Wärmepumpenstrom ist auf die üblichen Haushaltsstrommengen immer noch draufzurechnen. Lässt sich dies landesweit im Großmaßstab realisieren? Experten befürchten, dass der dafür nötige Ausbau des Stromnetzes mit der Installation von Solarfarmen kaum wird Schritt halten können. Und seit Jahren warnen Fachleute aus der Elektrotechnik vor dem Problem der Stromverteilung. Allein hier in Deutschland umfasst das Stromnetz rund 1,8 Millionen Kilometer. Wie sollen da mehrere Hundertausende Kilometer von neuen Leitungen bis 2030 verbaut werden?
Zu den Kritikern der aktuellen politischen Pläne zählt Michael Thielemann. Er vermittelt als ehemaliger Professor für Thermodynamik und Energietechnik einen „quantitativen Einblick in die Anforderungen der strombasierten Wärmewende“. Mit dem geplanten Öl- und Gasheizungsverbot geht es nach seiner Überzeugung nicht nur um immense Kosten für Hauseigentümer und Mieter sowie um den Mangel an Fachkräften und vielleicht auch Materialien. Vielmehr sei es insbesondere die backup-Leistung, die installiert werden müsse, um bei Dunkelflaute eine zuverlässige Wärmeversorgung mit elektrisch betriebenen Wärmepumpen zu ermöglichen. Weil der Wärmesektor beim Leistungsbedarf großen Schwankungen unterliege, bedürfe es technischer Möglichkeiten für längere Energie-Speicherung, so dass auch an sehr kalten Tagen niemand frieren muss. Die aber ist laut Thielemann mit derzeit verfügbaren Techniken unrealistisch.
Bei einer groben Abschätzung des Leistungsbedarfs für Wärmepumpen im Falle vollständiger Dekarbonisierung der Gebäudeheizungen, und zwar noch ohne Berücksichtigung von Nichtwohnbauten wie Läden, Verwaltungsgebäuden und Schulen, sei mit einem Bedarf von etwa 150 Gigawatt an zuverlässig verfügbarer elektrischer Leistung zu rechnen, die jedoch nur an wenigen Tagen im Jahr benötigt werde. Hierfür bräuchte es rund 300 zusätzliche Gaskraftwerke. Zumal die aber den Großteil des Jahres nutzlos blieben, stehe die Frage im Raum, wer in diese Technik investieren wolle. Hinzu komme, dass vor allem angesichts hoher Strompreise und der Umstellung auf rein regenerative Stromerzeugung hierzulande Wärmepumpen nur recht begrenzt einsetzbar sind. Thielemann leugnet die Gefahren durch die Erderwärmung keineswegs, hält aber die „Gefahren für unsere Zivilisation durch einen Zusammenbruch der Energieversorgung“ für viel größer.
Riesiger Strombedarf entsteht ja obendrein durch die zunehmende Umstellung des Autoverkehrs auf E-Autos. Wie realistisch ist angesichts dessen die geplante E-Transformation? Bis auf Weiteres fahren die neuen E-Autos mit Strom, der zu nicht geringen Anteilen aus Kohle gewonnen wird, da eine ausreichende Stromversorgung durch Windenergie und Solar-Anlagen bekanntlich noch längst nicht gesichert ist. Dabei haben übrigens Windräder und Solaranlagen ihrerseits einen gewissen Strombedarf. Und man sollte hierzu bedenken, dass der Wind jedesmal einen Teil seiner natürlichen Energie einbüßt, wenn er ein Windrad passiert. Von daher verwundert es wenig, dass die mittlere Windgeschwindigkeit hierzulande seit über zehn Jahren immer mehr zurückgeht. Kai Rebmann konstatiert: „Einerseits wird also Strom aus Windenergie erzeugt, andererseits wird dem Wind aber durch eben diesen Vorgang die notwendige Energie entzogen…“ Zu alledem geht beim Ein- und Ausspeichern von Windenergie oft mehr als die Hälfte der ursprünglichen Menge verloren.
Auch wenn die Politik versichert, sie wolle bei der Gesetzgebung „technikneutral“ vorgehen, läuft in der Realität das Meiste faktisch doch auf eine radikale Umstellung auf E-Technologien hinaus. Damit aber zeichnet sich eine besorgniserregende Unverhältnismäßigkeit ab, denn Deutschland kann mit einem Anteil von rund zwei Prozent an der weltweiten CO2-Emissionen das Klima kaum nennenswert beeinflussen. Gemessen daran wirkt die geradezu revolutionäre Transformation in die E-Gesellschaft überzogen, ideologisch und im Gesamteffekt aporetisch.
Problem Nr. 2: Wie biologisch verträglich ist die Strom-Wende für den Menschen?
Ein ganzes Land immer mehr unter Strom zu setzen, ist eine Zumutung für die Menschen – auch und gerade wenn viele von dieser Zumutung wenig oder nichts ahnen. Unser Planet ist von Natur aus umgeben von einer elektromagnetischen Hülle, ja von einem Ozean elektromagnetischer Strahlung. In den letzten Jahren und Jahrzehnten ist diese Hülle immer mehr durch künstliche Strahlung ergänzt und gestört worden. Die Auswirkungen entsprechender Technologien auf die Gesundheit des Menschen werden zwar von Wirtschaft und Industrie ungern zugegeben, lassen sich aber immer weniger leugnen. Man lese nur Arthur Firstenbergs Buch „Die Welt unter Strom. Eine Geschichte der Elektrizität und ihrer übersehenen Gesundheitsgefährdung“ (2021), um genauere Eindrücke von der breiten Streuung der elektrischen Risiken zu gewinnen.
Der inzwischen hochbetagt verstorbene Berliner Medizinprofessor und Arzt Karl Hecht hat in einem Aufsatz von 2017 unterstrichen, dass sich die Bioelektrizität des Menschen messen lässt, und von daher auf dem Hintergrund zahlreicher Studien kritisiert: „Die Verschmutzung des lebenswichtigen natürlichen elektromagnetischen Ozeans mit elektrischer Energie (Elektrosmog) ist heute ein gravierender Eingriff ungeahnten Ausmaßes in die Natur und in das Leben der Menschen, der leider generell ignoriert, bagatellisiert und sogar hypochondrisiert wird, wenn Betroffene Hilfe für ihr Leiden suchen.“
Betroffen sind tatsächlich insbesondere die sogenannten Elektrohypersensiblen, deren Empfindlichkeit auf nieder- oder / und hochfrequente Strahlung meist mit mancherlei Vorerkrankungen zu tun haben dürfte. Hierfür sei vor allem auf die Bücher „Ständig unter Strom“ von Silvio Hellemann (2010), „Elektrosensibel. Strahlenflüchtlinge in der funkvernetzten Gesellschaft“ (2018) von den Ärztinnen Christine Aschermann und Cornelia Waldmann-Selsam sowie „Die unerlaubte Krankheit“ von Renate Haidlauf (2022) hingewiesen. Betroffenen wird durch die zunehmende Elektrifizierung der Lebenswelt das Leben insgesamt sehr schwer gemacht. Und die E-Gesellschaft wird notgedrungen immer noch weniger Verständnis für jene Geplagten haben.
Doch auch Menschen, die elektromagnetische Strahlung nicht bewusst oder schmerzhaft wahrnehmen können, sind gesundheitlich durch immer mehr Strom um sie herum gefährdet. Für nähere Darlegungen zum Thema sei auf das in 6. Auflage vorliegende, über 1000 Seiten umfassende Buch „Stress durch Strom und Strahlung“ von dem verstorbenen Baubiologen Wolfgang Maes verwiesen. Hier mögen zwei aktuelle Beispiele genügen – und zwar aus dem Bereich der Photovoltaik-Technologie und der E-Mobilität.
Photovoltaik (PV) dürfte in absehbarer Zeit zur Pflicht auch für private Dächer werden. Diese Maßnahme wird dazu beitragen müssen, den steigenden Strombedarf in der E-Gesellschaft einigermaßen decken zu können. Das Bedenklichste sind da laut Expertenauskunft jene Emissionen, die von den sogenannten Wechselrichtern ausgehen: Die erzeugen ebenso wie die wechselstromführenden Leitungen hohe magnetische, nicht abschirmbare Wechselfelder. Besänftigend wird hierzu gern angeführt, dass ja die Wechselrichter meist im Keller installiert seien und daher die Schlafzimmer nicht tangieren würden. Was aber, wenn manche Menschen – aus welchen Gründen auch immer – ihren Schlafraum im Keller haben? Gerade bei Elektrosensiblen ist das häufig so, weil dort unten am wenigsten Funkstrahlung hinzugelangen pflegt – was bisher galt, solange man sich funkende Strom- und Wasserzähler noch verbitten konnte.
Das Problem der Wechselrichter, die Gleichstrom und Gleichspannung der Solargeneratoren in 50 Hz-Wechselstrom- und Wechselspannung umwandeln, reicht aber unter Umständen deutlich über den Keller hinaus. Denn entweder handelt es sich um billigere Wechselrichter ohne Trafo; von denen trennen aber manche nicht sauber zwischen der Wechselspannungs- und der Gleichstromseite, was ein selbst durch Erdung des Rahmens nicht ganz zu beseitigendes elektrisches Wechselfeld auf den Solarmodulen zur Folge hat. Oder die Wechselrichter sind mit einem Hochfrequenz-Trafo versehen – dann haben sie zwar geringere magnetische Wechselfelder, dafür jedoch hochfrequente Felder, wie man sie ähnlich vom Mobilfunk kennt.
Die ließen sich relativ leicht abschirmen, wird hier gern abgewiegelt; doch was Energie-Experten hier mit dem Wörtchen „relativ“ bezeichnen, davon wissen Baubiologen ein Lied zu singen. Reflektierendes Material kann nämlich Probleme mitunter sogar verstärken, wenn es ungünstig angebracht wird oder andere Strahlenquellen hinzukommen. Aufhorchen lassen sollte insbesondere auch der von den Experten eingeräumte Umstand, dass die von Wechselrichtern erzeugten Rückwirkungen ins Stromnetz durch das „Zerhacken“ des Gleichstroms und dessen Umformen in Wechselstrom hochfrequente Oberwellen, also Störspannungen erzeugen können. Die seien durch den Einsatz von Filtern zu vermeiden, heißt es; doch werden sich solche Maßnahmen einschließlich der Beratungskosten vielleicht nicht alle Interessierten und Aufgeklärten leisten können.
Zu den E-Autos wurde um den Jahresbeginn ein Test bekannt, der exemplarisch illustrierte: Die Strahlung, der man ausgesetzt ist, wenn man in einem Tesla-Wagen sitzt, ist so hoch, als hielte man sich rund einen halben Meter neben einer angeschalteten Mikrowelle auf. Das entspricht immerhin der Strahlung eines Mobilfunktelefons direkt neben sich oder am Kopf – und das die gesamte Fahrzeit über. Schon im Oktober 2017 hatte ein Beitrag der RTL-Fernsehsendung „Explosiv“ über ein wissenschaftliches Experiment berichtet, mit einem Arzt als Fahrer eines elektronisch bestausgestatteten Pkws und überwacht durch Professor Wolfgang Schöllhorn vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Mainz.
Bei dem gründlich durchgeführten Versuch kam es zu einer überraschend großflächigen Aktivierung über ungefähr alle Hirnareale hinweg, insbesondere unter WLAN-Strahlung. Die zunehmende E-Smog-Belastung des untersuchten Gehirns löste Symptome aus, die normalerweise nur unter hohem Stress vorkommen und sich dann auch aufs Herz auswirken können. Stärkere Abgeschlagenheit, Müdigkeit und mangelnde Konzentrationsfähigkeit gelten als Folgen solcher Zustände. Bei einem späteren Versuch zeigte sich, dass das im Auto durch allerlei Strahlung erzeugte magnetische Wechselfeld um ein Mehrfaches über der Grenze lag, ab der Krebsgefahr aufkommt.
Krebsgefahr wird von manchen internationalen Studien auch bei der bald allgegenwärtigen Mobilfunk-Strahlung angenommen. Diese hochfrequenten, künstlich gepulsten elektromagnetischen Felder werden freilich im Interesse von Industrie und Wirtschaft, aber auch zahllosen Verbrauchern offiziell für harmlos und unschädlich erklärt. Doch 2021 verpflichtete das US-Bundesgericht die zuständige amerikanische Regulierungsbehörde Federal Communication Commission (FCC), endlich darzulegen, warum sie wissenschaftliche Nachweise für Schädigungen durch drahtlose Strahlung seit vielen Jahren ignoriert habe. Und in Großbritannien wurde eine Klage in Sachen 5G-Mobilfunk zugelassen: Sie richtete sich gegen die Regierung, weil die Öffentlichkeit nicht angemessen über die Risiken gesundheitsschädlicher Auswirkungen von 5G und über individuelle Schutzmöglichkeiten informiert worden sei – ja auch weil keine angemessenen und ausreichenden Gründe für die unterlassene Ermittlung gesundheitsschädlicher Risiken dieser Technologie vorgebracht worden seien.
Ein Abgeordneten-Briefing des Wissenschaftlichen Diensts des Europäischen Parlaments hatte im Jahr zuvor mit Blick auf die 5G-Technologie festgehalten: „Zusammen mit der Art und Dauer der Exposition scheinen Eigenschaften des 5G-Signals wie das Pulsieren die biologischen und gesundheitlichen Auswirkungen der Exposition zu verstärken, einschließlich der DNA-Schäden, die als Ursache für Krebs angesehen werden.“ Mittlerweile belegen annähernd 1000 von 1600 wissenschaftlichen Studien im Mobilfunkbereich biologische Wirkungen und Schädigungseffekte unterhalb der längst veralteten Grenzwerte. Die Meinungen bleiben gespalten – was aber bedeutet, dass es jedenfalls nicht risikolos ist, die E-Gesellschaft jetzt flächendeckend und auch im Innenbereich von Wohnungen und Kellern mit künstlich gepulster elektromagnetischer Strahlung zu versehen. Für weitere Informationen zu diesem umstrittenen Gebiet sei auf das neueste Buch von Professor Wilfried Kühling verwiesen, das in Kürze erscheint: „Bewertungsdilemma Mobilfunk“ (2023).
Problem Nr. 3: Wie ökologisch verträglich ist Strom-Wende für die Natur?
Dass unter nieder- und hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auch Tiere und Pflanzen leiden können, ist über Jahre hin verschiedentlich beobachtet worden. Besonders eindrücklich sind dazu die jetzt in einem Fotoband dokumentierten Studien der Ärztin Cornelia Waldmann-Selsam: Offenbar sind Bäume in der Nähe von Mobilfunksendern sichtlich betroffen, und zwar mitunter genau halbseitig, sofern sie zur Hälfte nicht im Funkschatten von Gebäuden stehen. Mobilfunkstrahlung hat als Krankheitsursache und Therapiehindernis unter anderem der Schweizer Tierarzt Christian Métraux ausgemacht. Vom Meerschweinchen über Katzen und Hunde bis hin zu Pferden hat er einschlägige Beispiele gesammelt und erklärt: „Es reagieren nicht immer alle Tiere positiv auf die Entfernung einer DECT- oder WLAN-Anlage, aber die Häufigkeit des Zusammenhangs ist auffallend.“
Aber auch der Planet als ganzer – unsere „Mutter Erde“ – ist betroffen. So warnt Karl Hecht mit Blick auf die digitale Transformation mitsamt ihrem gigantischen Energieverbrauch und Funkstrahlen-Exzess drastisch: „Die Diktatur der Digitalisierung befindet sich in einer Entwicklung, dass sie der Menschheit auf unserem Planeten das Ende bereitet.“ Und wenn all die geplante Umstellung von fossilen Brennstoffen auf elektrischen Strom der CO2-Minderung in der Atmosphäre und dem Verhindern einer weiteren Klima-Erwärmung dienen soll, dann höre man dazu den skeptischen Doppel-Professor Hecht: „Die thermischen Wirkungen dieses Systems bewirken ein sanftes Vergrillen des Lebens auf der Erde. Mensch, Tiere, Pflanzen. Es ist eine Erwärmung der Hülle der mit 5G-Funknetzen bestückten Erde zu erwarten.“
Ökologisch bedenklich: Die Digitalisierung und die Wärmewende dürften sich zunehmend als Stromfresser entpuppen. Der TV-Meteorologe Sven Plöger warnt: „Während wir in anderen Bereichen engagiert Wege diskutieren, um den Stromverbrauch zu senken, wächst der Verbrauch der Digitaltechnologien still um jährlich 9 Prozent.“ Und Jürgen Merks erklärt: Wenn sich die Rechnerleistung pro Kilowattstunde alle anderthalb Jahre verdoppele, gleichzeitig aber immer mehr Geräte produziert und genutzt würden und dabei deren verbaute Prozessorleistung stark ansteige, verpuffe das Einsparpotenzial.
Allein das Internet habe zehnprozentigen Anteil am weltweiten Stromverbrauch und liege damit auf Platz drei im internationalen Länderranking. Umgerechnet laufen für den Betrieb des Internets bereits an die 40 Großkraftwerke. Namentlich die für die „stille Revolution“ erforderlichen Supercomputer-Anlagen namens cloud verbrauchen gigantische Energiemengen. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt, die geplante Vernetzung von Produkten könne zu erheblichen Mehrverbräuchen von Energie und Ressourcen führen – europaweit sei an bis zu 70 Terawattstunden pro Jahr zu denken. Nicht zuletzt der Mobilfunk und seine thermischen Prozesse sind dabei zu bedenken. So warnte der deutsche Stromversorger E.on Ende 2019, durch den 5G-Mobilfunk werde der ohnehin stark wachsende Energiebedarf von Rechenzentren bis 2025 um 3,8 Milliarden Kilowattstunden steigen.
Ökologische Probleme entstehen zudem bei der Entsorgung und Wiederverwertung von PV-Anlagen. Bislang gibt es nur wenige Unternehmen, die Solarmodule recyceln, so dass auch die übrigen Wertstoffe wie Silizium, Tellur, Indium oder Seltene Erden meist noch nicht wiederverwertet werden können. Bei millionenfach verbauter PV auf den Dächern fällt es nicht schwer, sich die Folgen für die Umwelt auszumalen, sofern auch nur ein Bruchteil nicht fachgerecht entsorgt wird. Dabei sind all die fälligen Eingriffe in die Natur zur Gewinnung Seltener Erden und weiterer in Solarmodulen verbauter Rohstoffe noch gar nicht berücksichtigt.
Digitale Stromzähler sollen bekanntlich Strom sparen helfen. Doch wider Erwarten reduzieren die sogenannten Smart Meter den Stromverbrauch mitnichten, wie heuer das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) dargelegt hat. Im Gegenteil verbrauchen intelligente Zähler im Betrieb für Datensammlung, -verarbeitung und -transfer selber Strom. Bei einer sekündlichen Erfassung, die auch den Verbrauch einzelner Geräte erkennbar macht, summiert sich die Klimawirkung eines Smart Meter auf etwa 17 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Jahr, was etwa 40 Waschladungen mit einer herkömmlichen Waschmaschine entspricht.
Um Energie zu speichern, werden zu alledem unzählige Batterien benötigt, zu deren Herstellung kritische Metalle wie und Kupfer, Kobalt und Mangan erforderlich sind deren Gewinnung oftmals unter menschenunwürdigen und umweltverschmutzenden Bedingungen stattfindet. Auch die E-Mobilität sehen manche Forscher entsprechend kritisch. So erklärt etwa James Agresti als Präsident von Just Facts: „In Wirklichkeit können Elektroautos die Umwelt stärker belasten als herkömmliche Autos.“ Kurz und gar nicht gut: Die E-Gesellschaft ist ein ambitioniertes, jedoch höchst zweifelhaftes Ziel. Wann wird die Politik beginnen, hier angemessen hinzuschauen, umzudenken und umzulenken?
Vom Verfasser liegt eine neue Broschüre zum Thema vor: „Im Namen des sogenannten Fortschritts. Zur zunehmenden Einschränkung bürgerlicher Schutz- und Freiheitsrechte“ (pad-Verlag 2023).